Tiefer Brunnen
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Der Tiefe Brunnen befindet sich im Burghof der Festung Marienberg. Den Brunnen umgibt ein Brunnenhaus, auch Brunnentempel genannt.
Der Brunnen
Die Tiefe von der Einfassung bis zur Sohle beträgt 102 Meter. Er wird durch zwei Quellen in 101 Meter Tiefe und durch Sickerwasser gespeist.
Der Brunnenbau war nötig, da die Festung bis dahin von Wasserlieferungen aus Würzburg bzw. von einer Wasserzufuhr aus Höchberg abhängig war, die im Falle einer Belagerung nicht aufrecht erhalten werden konnten.
Der Schacht wurde um das Jahr 1200 in Handarbeit errichtet. Der Durchmesser an der Mündung beträgt 2 Meter. Bis zu 75 Metern Tiefe ist der Schacht gemauert, dann aus dem Fels gehauen. Er verbreitert sich bis zur Sohle auf 4 Meter Durchmesser. Bei der Ausschachtung fielen 350 Kubikmeter Aushub an. Die Arbeiten dauerten acht bis zehn Jahre.
Die Technik des Brunnens war anfangs sehr einfach gehalten: Mit Hilfe eines hölzernen Tretrads [1] wurde ein Wellbaum [2] in Bewegung gesetzt. Zwei gegenläufig um den Wellbaum gewickelte Seile beförderten einen Kübel nach oben (Seil 1 wurde aufgewickelt) und zeitgleich einen weiteren Kübel nach unten (Seil 2 wurde abgewickelt) in den Brunnen. Zwei Brunnenknechte bedienten die Brunnentechnik. Nach 1600 wurde der Brunnen dann mit einem Pumpwerk ausgestattet. Beide Einrichtungen sind nicht mehr vorhanden.
Der Brunnentempel
Die bauliche Umfassung des Brunnens wurde im Auftrag von Julius Echter um 1600 durch Jakob Wolff der Ältere errichtet, um das Wasser vor Verunreinigung zu schützen. Es handelt sich um einen achteckigen Zentralbau, der außen mit Köpfen von Fabeltieren als Wasserspeier geschmückt ist. Auf dem Dach ist die Bronzefigur der Fortuna zu sehen. An der Ostseite schließt ein steinernes Brunnenbecken an. Darüber ist mittig der Wasserspeier als Figur des Samsons im Kampf mit dem Löwen ausgebildet. In Anlehnung an die biblische Erzählung reißt er dem Raubtier den Mund auf. Links daneben ist Hieronymus mit einem zahmen Löwen zu sehen, dem er zuvor einen Stachel aus der Pfote gezogen hat. Rechts von Samson wird der betende Daniel in der Löwengrube von den Raubtieren verschont. Die biblischen Darstellungen sollen die Tugenden Hilfsbereitschaft (Hieronymus), Mut (Simson) und Gottvertrauen (Daniel) verkörpern.
In der Barockzeit wurde der Brunnentempel zum Schutz vor Zerstörungen bei Angriffen mit Kanonen mit einem klobigen Steinmantel umbaut. Erst 1937 wurde der darunter liegende Bau wieder entdeckt und freigelegt. Das Dach wurde 1938 nach der Vorlage eines Stichs von Johann Leypolt aus dem Jahr 1604 rekonstruiert, welcher die originale bauliche Anlage detailliert zeigt. Nach selbiger Vorlage schuf Fried Heuler die neue Figur der Glücksgöttin Fortuna.
Besichtigung
Das Innere des Brunnenhauses mit dem Schacht ist ausschließlich im Rahmen einer Führung durch die Festung zu besichtigen.
Trivia
Ab und zu kann man hier beobachten, dass Besucher eine kleine Münze in den Schacht fallen lassen. Dann werden die Sekunden gezählt bis sie am Wasserspiegel aufkommt. Eine besondere Herausforderung ist es, den Wurf so zu platzieren, dass die Münze unterwegs nicht an der Schachtwand anstößt.
Siehe auch
Quellen
- Informationstafeln am Brunnen
- Franz Seberich: Die Wasserversorgung der Festung Marienberg zu Würzburg. in: Die Mainlande - Geschichte und Gegenwart, Nr. 5-10, 1959.
- Max H. von Freeden: Festung Marienberg. Würzburg, 1982, S. 85-86.
- Werner Dettelbacher: Würzburg eine Stadt der Brunnen. Hrsg: Stadtwerke Würzburg, 1985. S. 29f
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Ein Tretrad ist ein seit dem Römischen Reich bis in die Moderne benutzter Antrieb für Mühlen und insbesondere für Hebe-Vorrichtungen. Siehe Wikipedia: Tretrad
- ↑ eine horizontale Holzwelle.