Thurn und Taxis (Adelsgeschlecht)
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Thurn und Taxis ist der Name eines in den Hochadel aufgestiegenen lombardischen Adelsgeschlechts, heute Fürstengeschlecht, das das europäische Postwesen begründete und bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts einige Jahrhunderte lang betrieb.
Namensgeber
Das Geschlecht der Tasso ist in der Lombardei seit 1117 nachweisbar und errichtete seit dem 14. Jahrhundert einen Kurierdienst für die Republik Venedig, seit dem 15. Jahrhundert auch für die Päpste. Tasso ist das italienische Wort für Dachs, das Wappentier der Familie, woraus sich der Name Taxis entwickelte.
Als die inzwischen nach Brüssel übersiedelten Taxis 1624 in den erblichen Grafenstand erhoben wurden, brauchten sie zur Legitimierung für den beabsichtigten weiteren Aufstieg in den Hochadel eine illustre Abstammung. Alexandrine von Taxis beauftragte Genealogen, die Herkunft der Taxis zu „klären“, die bislang nur als kleines, in den Kaufmannsstand gewechseltes Rittergeschlecht galten. Diese behaupteten nun, wenn auch ohne urkundlichen Nachweis, dass die Taxis vom italienischen Adelsgeschlecht der Torriani, bzw. della Torre, abstammten, die bis 1311 in Mailand und der Lombardei geherrscht hatten. Daraufhin beantragten die Taxis beim Kaiser eine Namensänderung. Bei der Eindeutschung wurde der Turm (Torre) zu Thurn und der zinnenbekrönte Turm der Torriani wurde dem Dachs als Wappenmehrung hinzugefügt.
Ab 1650 durften sich die Brüsseler Taxis mit Erlaubnis von Kaiser Ferdinand III. von Thurn, Valsassina und Taxis nennen, woraus Thurn und Taxis wurde.
Postwesen
Die Brüder Janetto und Francesco dei Tasso gründeten 1490 im Auftrag des römisch-deutschen Königs und späteren Kaisers Maximilian I. das europaweite Postwesen. Die Nachfahren betrieben die Kaiserliche Reichspost als erbliche Generalpostmeister von Brüssel aus, ab 1701 von Frankfurt am Main und ab 1748 von Regensburg aus. Nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 übernahmen einige Nachfolgestaaten die Einrichtungen der Taxis’schen Reichspost gegen Abfindung in Staatsregie, andere beauftragten die Familie mit der Weiterführung als Privatunternehmen, der Thurn-und-Taxis-Post, die wieder von Frankfurt aus geführt wurde. Nach dem Sieg im preußisch-österreichischen Krieg erzwang Preußen 1867 die Abtretung des Unternehmens an den preußischen Staat gegen eine Abfindung.
Wappenblasonierung
Hauptschild geviert, mit eingepfropfter, eingebogener silberner Spitze, darin auf grünem Boden ein grüner Baum, an dessen Stamm ein blauer Fisch balkenweise angeheftet ist (Reichsstadt Buchau). 1. Viertel (Reichsstift Buchau): erneut geviert: Feld 1 und 4 (durch Mittelschild verdeckt): geviert, Feld a und d: in Gold drei übereinander schreitende schwarze Löwen (Hohenstaufen), Feld b und c: von Silber und Blau senkrecht gerautet (zum apokryphen Wappen der Adelindis, Gründerin von Buchau), Feld 2 und 3: in Grün ein oben rechts von einer goldenen Sonne, links von einem zunehmenden, ggf. gesichteten goldenen Mond bewinkeltes rotes Tatzenkreuz (Grafen von Kesselburg, für Atto, Stifter von Buchau). 2. Viertel (Kloster Obermarchtal): rechte Flanke: in Gold eine rote Kirchenfahne mit drei Lätzen und Ringen (Pfalzgrafen von Tübingen, Stifter), links in blauem Kürsch ein Hermelinpfahl (Bregenz, Frau des Stifters). 3. Viertel (ehemalige Abtei St. Ulrich und Afra in Augsburg, ebenso Neresheim) geviert, Feld 1: in Blau ein silberner Schräglinksbalken, begleitet von 4 klimmenden goldenen Löwen (Grafschaft Dillingen), Feld 2: (durch Mittelschild verdeckt) und 3: in Schwarz drei silberne Balken, überdeckt von einem goldenen Löwen, Feld 4: in Schwarz ein goldenes Kleeblattkreuz. 4. Viertel geviert, Feld 1 (verdeckt) und 4: in Blau ein goldener Fels, Feld 2 und 3: in Rot ein schwebendes silbernes Kreuz (Fürstentum Krotoschin/Krotoszyn). Mittelschild gespalten und zweimal geteilt (in 6 Felder geteilt), Feld 1 und 4 des Mittelschildes: in Silber ein dreizinniger roter Turm mit blauem Tor und ohne Fenster, hinter welchem zwei blaue Glevenzepter (ursprünglich auch: blaue Stäbe, goldene Gleven) gekreuzt sind (della Torre, Thurn), Feld 2 und 3 des Mittelschildes: in Gold ein golden (Variante: blau) gekrönter roter Löwe (Valsassina), Feld 5: in Silber eine schwarze Schafschurschere, mit der Öffnung nach oben gelegt (Scheer, Scherenberg), Feld 6: in Gold ein ungekrönter roter Löwe (Friedberg). Herzschild blau, darin ein schreitender silberner Dachs (Stammwappen de Taxis). Schildhalter zwei widersehende goldene Löwen. Fürstenhut, Hermelinmantel, welcher auf den beiden Seitenteilen noch einmal den Mittelschild in ovaler Form darstellt.
Persönlichkeiten (Auszug)
- Karl Theodor von Thurn und Taxis, Kommandeur
- Karl August von Thurn und Taxis (1898-1982), Agronom
- Ludwig Philipp von Thurn und Taxis (1901-1933), Jurist
- Margarete von Thurn und Taxis (1870-1955), Künstlerin
- Maximilian Friedrich von Thurn und Taxis (1831-1890), Major
Quellen
- Homepage des Fürstenhauses
- http://www.welt-der-wappen.de/Heraldik/thurntaxis.htm Vollständiges Fürstenwappen auf welt-der-wappen.de]