Synagoge in Greußenheim
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Die ehemalige Synagoge in Greußenheim wurde lange Zeit als landwirtschaftliche Lagerhalle genutzt.
Jüdische Gemeinde Greußenheim
In Greußenheim bestand eine jüdische Gemeinde bis etwa 1925. Ihre Entstehung geht in die Zeit des 18. Jahrhunderts zurück. An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine Religionsschule sowie ein rituelles Bad. Zur Besorgung religiöser Aufgaben der Gemeinde war zumindest zeitweise ein Lehrer angestellt, der zugleich als Vorbeter und Schochet (hebräisch für ’Schächter’) tätig war.
Geschichte der Synagoge
Bereits im Jahre 1834 wurde von der israelitischen Kultusgemeinde Greußenheim der Bau einer Synagoge angestrebt. Mit dem von der jüdischen Gemeinde aufgebrachten Geld in Höhe von 800 Gulden wurde ein Vertrag mit einem Baumeister abgeschlossen, der die Gemeinde jedoch versetzte. Ein Schadenersatz war nicht in Sicht. Daraufhin befürwortete Pfarrer Josef Lutz die Durchführung einer Kollekte unter den Juden im Königreich Bayern und so war bis 1850 die nötige Summe von insgesamt 2.900 Gulden für den Bau einer Synagoge vorhanden.
Nachdem alle Anträge genehmigt waren, konnte mit dem Bau der Synagoge begonnen werden; eine Mikwe, das Ritualbad der Juden, war in der Synagoge untergebracht. Nach deren Fertigstellung im Jahre 1850, diente das Gebäude nicht nur als Gebetsraum, sondern als jüdisches Gemeindezentrum, in dem auch die Lehrerwohnung und Schule untergebracht waren.
Nach dem Bruderkrieg von 1866 diente das Gebäude als Lazareth und wurde nach dem Abzug der preußischen Truppen wieder von der jüdischen Gemeinde genutzt. Die Synagoge war bis zur Auflösung der jüdischen Gemeinde 1924 Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort. 1934 wurde das Gebäude verkauft.
Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Gebäude der einstigen Synagoge vorübergehend als Wohn- und Schlafstätte für die zahlreichen Flüchtlinge und Vertriebenen genutzt, anschließend als Lagerhalle und 1954 an die Raiffeisenbank verkauft. Inzwischen wurde es zu einem Wohn- und Geschäftshaus der Metzgerei Deppisch umgebaut und 1989 generalsaniert. Von der baulichen Substanz des ehemaligen Synagogengebäudes dürfte Wesentliches noch erhalten sein, wie die beiden kleinen Giebelfenster.
Siehe auch
- DenkOrt Deportationen Greußenheim
- Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus
- Geschichte der jüdischen Gemeinde Greußenheim
- Greußenheim
- Synagogen
Quellen und Literatur
- Thomas Rützel: Die Geschichte der Juden in Greußenheim. Ein Beitrag zur Heimatforschung und zur Erinnerung. Verlag Religion & Kultur, Zell a. Main 2019, S. 135 ff.