Siegfried Hünig

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Professor Siegfried Hünig

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Siegfried Helmut Hünig (* 3. April 1921 in Radebeul/Sachsen; † 24. März 2021 in Würzburg) war ein deutscher Chemiker. Nach ihm ist die Hünig-Base (Diisopropylethylamin) benannt.

Familiäre Zusammenhänge

Hünig wurde im Hause seines Vaters, eines Schneidermeisters, in der Gellertstraße 5 in Radebeul geboren. Das Haus war das ehemalige Wohnhaus von Klara und Richard Plöhn (Freund Karl Mays) bis zu Plöhns Tode und Klaras folgender Eheschließung mit Karl May gewesen. Die mehrfach umgebaute Villa wurde zwischenzeitlich abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt. [1]. Er war Vater des Immunologen Thomas Hünig.

Leben und Wirken

Nach dem Studium an der Technische Universität Dresden promovierte er 1943 bei Wolfgang Langenbeck mit einer Arbeit „Zur Kondensation von Acet- und Crotonaldehyden“. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter wechselte er 1945 zu Hans Meerwein an der Philipps-Universität Marburg. 1950 habilitierte er sich in Marburg mit einer Arbeit „Über die katalytische Kondensation von Crotonaldehyd mit sekundären Aminen unter Ausschluss von Säuren“ und wurde 1956 zum apl. Prof. [2] ernannt. 1960 nahm er einen Ruf auf eine a.o. Professur an der Ludwig-Maximilians-Universität München an.

Professor in Würzburg

1961 folgte Hünig einem Ruf an die Julius-Maximilians-Universität Würzburg [3] auf den Lehrstuhl I [4] für Organische Chemie. In dieser Zeit strukturierte er die Würzburger Chemie neu und realisierte den Neubau des Chemie-Zentrums am Hubland, in dem die Institute der Fakultät für Chemie und Pharmazie Aufnahme fanden. Dem Institut für Organische Chemie stand Hünig seit der Aufteilung des chemischen Instituts in die Institute für organische und anorganische Chemie bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1988 vor. [5] vor. Er war Doktorvater von 140 Chemikerinnen und Chemikern.

Hünig war an der Erarbeitung eines straffen Studienplans für die Würzburger Chemiestudierenden maßgeblich beteiligt. Dieser Studienablauf hatte Vorbildcharakter für die bundesweite Reform des Chemiestudiums Mitte 1990. Gastprofessuren in den USA, Brasilien, Israel, Südafrika und Hongkong zeugen vom international anerkannten Ruf Hünigs.

Publikationen (Auszug)

Das wissenschaftliche Werk Siegfried Hünigs ist in etwa 450 Publikationen niedergelegt. Zu seinen vielfältigen Forschungsgebieten zählen

  • Synthesen von Farbstoffen (Darstellung von Cyanin- und Azofarbstoffen durch oxidative Kupplung von Hydrazonen),
  • Untersuchungen zur Reaktivität von Methylenverbindungen bei ionischen und radikalischen Reaktionen,
  • die Chemie des Diimins,
  • die Spaltung quartärer Ammonium-Salze entgegen der Hofmann-Regel,
  • die Solvatochromie,
  • Untersuchungen zur Nucleophile von Carbenen,
  • die Acylierung von Enaminen,
  • Experimente zur Reaktionsweise ambidenter Kationen,
  • Synthesen von Quadratsäureamidinen,
  • Arbeiten zu biprotische Säuren mit umgekehrten pK-Beziehungen,
  • Synthesen und Reaktionen von Triazenium-Salzen,
  • Synthesen über nucleophile Acylierung,
  • Kupfersalze von N,N'-Dicyanchinondiiminon,
  • zweistufige Reflexsystemesynthetische Anwendungen von Trialkylsilylcyaniden,
  • Untersuchungen über starre Verbindungen mit parallelen C=C- und N=N-Bindungen,
  • sowie organische Metalle und
  • Arbeiten zur Protonierung von Carbanionen.

Namensgeber

Diisopropylethylamin ist nach Siegfried Hünig benannt und hat die Bezeichnung Hünig-Base. Es ist ein tertiäres Amin. Wegen der sterischen Abschirmung ist nur ein Proton klein genug, um an dem freien Elektronenpaar des Stickstoffatoms anzugreifen. Die Hünig-Base wird daher bei Alkylierungsreaktionen als selektive Base eingesetzt.

Ehrungen und Auszeichnungen

1967 erhielt er die Adolf von Baeyer-Gedenkmünze der GDCh. Seit 1981 war er Mitglied der Leopoldina. Zahlreiche weitere Ehrungen wurden ihm zuteil, so die Ehrendoktorwürde seiner früheren Wirkungsstätten, der Universitäten Marburg (1988) und München (1989), ferner der Universität Halle (1994) und schließlich das goldene Doktorjubiläum an seiner Heimathochschule der Technische Universität Dresden, die ihn 1942 zum Dr.-Ing. promoviert hatte, sein Mentor war dabei Wolfgang Langenbeck. 1996 wurde ihm die Heyrovský-Medaille der Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik verliehen. 2011 wurde ihm von der Universität Würzburg die Würde eines Ehrensenators verliehen.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise, Hinweise und Erläuterungen

  1. Schriftliche Auskunft des Stadtarchivs Radebeul am 8. November 2010
  2. Die Abkürzung apl. Prof. steht für außerplanmäßiger Professor beziehungsweise außerplanmäßige Professorin, aber auch für die außerplanmäßige Professur selbst. Der apl. Prof. ist eine Art Ehrentitel, der auf Antrag an Wissenschaftler verliehen wird, die sich nachweisbar um die Forschung und Lehre verdient gemacht haben. Das bedeutet auch, dass außerplanmäßige Professoren keine Planstellen besetzen und die außerplanmäßige Professur allein kein Dienstverhältnis begründet. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
  3. Klaus Koschel und Gerhard Sauer, Zur Geschichte des Chemischen Instituts der Universität Würzburg, Eigenverlag 1968, S. 115.
  4. Lehrstuhl II für Organische Chemie Alfred Roedig
  5. Nachfolge Lehrstuhl I, Prof. Gerhard Bringmann


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