Seelein (Heuchelhof)

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Seelein
Brunnenstube des Seelein

Das Seelein (auch: Am Seelein) ist ein kleines Feuchtbiotop mit Grünanlage an der Berner Straße im Stadtbezirk Heuchelhof, Bereich H 7.

Geschichte

Seelein am Heuchelhof (1987) (© Roland Pleier)

Das aufgestaute Seelein war einst Grundlage der Besiedlung des Heuchelhofs nach der letzten Eiszeit durch Bandkeramiker. Eine Bebauung des Geländes im Rahmen der weiteren Erschließung des Stadtbezirks Heuchelhof konnte in den 1980er Jahren dank des Widerstands der Würzburger Naturschützer abgewendet werden. Die Wasserfläche des Seeleins war ursprünglich größer als heute. Im Jahr 1998 betrug die Wasserfläche etwa 500 Quadratmeter. Durch den Eintrag von düngergesättigtem Wasser des benachbarten Sportplatzes und tierische Verkotung verschilfte der Teich jedoch zunehmend.

Im Jahr 2007 waren nur noch wenige Meter Wasserfläche sichtbar, so dass das städtische Gartenamt zum Handeln gezwungen war. Mit einem Bagger wurde ein Großteil des Schilfes inklusive Wurzelwerk entfernt und der faulige Untergrund ausgegraben. Die Pflegemaßnahme kostete 6.000 Euro und wurde über den Landschaftspflegeverband für Mensch und Natur Stadt Würzburg e.V. abgewickelt. [1] Im Jahr 2023 mussten erneut Maßnahmen gegen eine Verlandung des Gewässers durchgeführt werden.

Verlandung

Amphibienfahrzeug mäht das Schilf im Wasser und an Land

Die Verlandung ist ein natürlicher Prozess. Sie entsteht durch den Eintrag von Sedimenten, feinen Schwebteilchen und organischem Material und führt über einen längeren Zeitraum durch das Wachstum von Wasser- und Sumpfpflanzen (Röhrichtpflanzen) zu einer Verringerung der freien Wasserfläche. Um dies zu verhindern und das Stillgewässer zu erhalten sind Pflegemaßnahmen nötig. Schlamm und übermäßiger Schilfbewuchs wird dabei mit einem geeigneten Bagger entnommen, ohne die wasserführende Schicht zu beschädigen.

Eine Pflege mit herkömmlicher Technik ist auf Grund der starken Vernässung der Fläche nicht mehr möglich. Deshalb hat der Landschaftspflegeverband eine Fachfirma beauftragt. Auf den sehr nassen Flächen kommt ein Amphibienfahrzeug mit Balkenmäher zum Einsatz. Diese Multimaschine ist in der Lage sowohl im Wasser als auch in den Übergangsbereichen und an Land Schilf zu mähen. Die Arbeiten auf den übrigbleibenden trockeneren Bereichen übernehmen dann Balkenmähfahrzeuge des Gartenamtes.

Im Anschluss an die Schilfmahd wurden Teile der Schilfrhizome und des Schlamms ausgebaggert. Dieser Aushub muss für einige Zeit neben der Wasserfläche entwässern. Dies bietet auch versehentlich mitgenommenen Tieren die Möglichkeit, wieder in das Gewässer zu flüchten. In dem abgelagerten Aushub laufen, ähnlich zu einem Kompost, Verrottungs-prozesse ab. Bei diesen kann es mitunter zu Gerüchen kommen. Nach entsprechender Lagerzeit wird das Aushubmaterial entfernt.

Gemäß guter fachlicher Praxis werden in der Landschaftspflege Flächen nicht komplett gerodet oder gemäht. So wurde bewusst ein Teil des alten Schilfbestandes belassen, denn auch dieser bietet Deckung und Nahrungsangebot für verschiedene Tierarten.

Bedeutung

Das Kleinstgewässer in einer Senke wird von Regenwasser und einer betonierten Brunnenstube gespeist. Das Wasser fließt dann Richtung Westen durch den Stadtwald in den Fuchsstädter Bach (Heuchelbach) ab. Östlich der Brunnenstube befindet sich Gehölz. Das Biotop hat sowohl für die Anwohner als Naherholungsgebiet mit Spielplatz, als auch für die Tier- und Pflanzenwelt eine wichtige Bedeutung. Das Seelein ist als Biotop „Feuchtfläche und Weiher an der Berner Straße (Seelein)“ (WUE-1200) kartiert, jedoch nicht als Schutzgebiet ausgewiesen. Als Hauptbiotoptypen werden Großröhrichte mit 60% Flächenanteil und Großseggenrieder der Verlandungszone (25 %) verzeichnet, dazu Seggen- oder binsenreiche Nasswiesen und Sümpfe. [2] Der Bereich des Bodendenkmals „Siedlung der Linearbandkeramik, der Urnenfelderzeit, der Hallstattzeit und der römischen Kaiserzeit“ (D-6-6225-0118) ist teilweise geschützt. [3]

Hydraulischer Widder

Westlich des Seeleins befindet sich ein hydraulischer Widder. Dieser diente von 1880 bis zum Zweiten Weltkrieg der Trinkwasserversorgung von Nutztieren (u.a. von Schafen). [4]

Ein weiterer hydraulischer Widder dieser Art befindet sich am Zeller Bock.

Siehe auch

Quellen

Einzelnachweise

  1. Main-Post: „Schilf am Seelein muss weichen“ (16. Dezember 2007)
  2. Seelein im UmweltAtlas Bayern
  3. Bodendenkmal im DenkmalAtlas 2.0
  4. Ulf Claussen: Heuchelhof - „Pfahlbauten auf dem Heuchelhof" - Kleine Geschichte des Heuchelhofes mit Stadtteilplan und allen wichtigen Adressen. Evang.-Luth. Pfarramt Würzburg-Heuchelhof/Rottenbauer, 1995.

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