Rosa Buchbinder
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Rosa Buchbinder (geboren am 10. August 1897 in Bad Kissingen; gestorben am 16. Mai 1983 in New York) war zeitweise Musikerin in Würzburg.
Familiäre Zusammenhänge
Ihr Vater Karl Buchbinder (* 17. September 1863 in Raudnitz/Böhmen; † 5. Januar 1910 in Würzburg) [1] war als Orchestermusiker am Stadttheater Würzburg tätig. 1890 heiratete er in Würzburg Karoline (Lina) Mai (* 16. Mai 1864 in Berkach; † 30. Juli 1953 in New York) [2].
Leben und Wirken
Rosa wuchs gemeinsam mit ihren Schwestern Elsa und Hilde in Bad Kissingen und Würzburg auf. Zwei der Schwestern, Rosa und Elsa, erhielten eine musikalische Ausbildung. Rosa war von 1916 bis 1929 am Stadttheater Würzburg als Harfeninstin engagiert. 1929 wechselte sie an das Stadttheater Nürnberg, wo sie ebenfalls als Harfenistin tätig war. Von ihrem Gehalt unterstützte sie auch ihre Schwester Hilde (*1894), die aus medizinischen Gründen seit 1905 in der Diakonissenanstalt Neuendettelsau untergebracht war. Da Rosas Vater aus Böhmen stammte, wurde Rosa Buchbinder zu dieser Zeit als tschechoslowakische Staatsangehörige angesehen. Ihr Bemühen um Einbürgerung scheiterte im Jahr 1930, obwohl keine gegen sie persönlich sprechenden Gründe vorgebracht werden konnten. 1933 wurde sie unter Berufung auf das nationalsozialistische „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aufgrund ihrer Herkunft aus einer jüdischen Familie entlassen.
Nach ihrer Entlassung kehrte sie zunächst nach Würzburg zurück, wo auch ihre früh verwitwete Mutter noch wohnte; angesichts des zunehmenden Verfolgungsdrucks emigrierte sie im April 1934 nach Paris 1937; im Juli 1937 nach New York. Im Folgejahr wanderten auch ihre Mutter und ihre Schwester Elsa nach New York aus. Ihre Schwester Hilde wurde am 20. September 1940 im Zuge der NS-Krankenmorde in der Tötungsanstalt Hartheim ermordet.
Rosa Buchbinder wohnte bis zum Tod ihrer Mutter 1953 mit dieser zusammen und sorgte für sie. Ihre Versuche, in den USA als Harfenistin tätig zu sein, scheiterten. Sie übernahm zunächst verschiedene Hilfsarbeiten, betreute dann ihre Mutter und arbeitete Mitte der 1950er Jahre als Fabrikarbeiterin für einen bescheidenen Wochenlohn von 35 US-$ (das Durchschnittseinkommen in den USA war damals doppelt so hoch). 1943 hatte sie die amerikanische Staatsbürgerschaft angenommen. Ende 1954 erhielt sie eine einmalige Ehrengabe aus dem SDR-Künstlerfonds in Höhe von 600 DM. 1956 wurde ihr eine Wiedergutmachungsleistung der Stadt Nürnberg zugesprochen.
Posthume Würdigung
- Die bisherige Schadewitzstraße wurde auf Stadtratsbeschluss vom 20. Oktober 2022 in Rosa-Buchbinder-Straße umgewidmet. [3]
Quellen und Literatur
- Reiner Strätz: Biographisches Handbuch Würzburger Juden 1900-1945. Würzburg 1989, S. 110
- Stadtarchiv Würzburg: „Lebensbild Rosa Buchbinder“
Weblinks
- Rosa Buchbinder in der Biographischen Datenbank Jüdisches Unterfranken
- Rosa Buchbinder im Biografischen Gedenkbuch der Bad Kissinger Juden während der NS-Zeit (Hrsg. Stadt Bad Kissingen)