Siedlung für Minderbemittelte
(Weitergeleitet von Notwohnungen Faulenbergstraße)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Die Siedlung für Minderbemittelte entstand Anfang 1934 in der Faulenbergstraße (heute Nürnberger Straße 40-70) und diente der Unterbringung von Obdachlosen (Notwohnungen/Behelfswohnungen), die bis dahin beispielsweise auf dem Sanderrasen in Baracken gehaust hatten. Aufgrund ihrer Lage wurden die geschaffenen Wohnungen auch als Notwohnungen Faulenbergstraße, Kleinhausbauten Nürnberger Straße bzw. Faulenbergsiedlung bezeichnet. Heute handelt es sich um eine normale Wohnsiedlung.
Geschichte
Anfang der 1930er Jahre wurde mit der Planung der kleinen Siedlung für Minderbemittelte begonnen. Die Rohbauten der insgesamt 16 Einzelhäuser wurden Anfang 1934 fertiggestellt. Es handelte sich um kleine Einzelbauwerke mit einfachen Satteldächern, die unmittelbar zwischen Faulenbergstraße und der Bahnstrecke Würzburg-Nürnberg am Hang in einer Reihe errichtet wurden und von ebenso kleinen Gärten (jeweils 100 Quadratmeter) umgeben waren. Entwurf und Bauleitung hatte das städtische Hochbauamt inne. Die Ausrichtung der Häuser erfolgte senkrecht zur Bahnlinie, die Hauseingänge befanden sich an den Seiten und waren über die kleinen Gärten erreichbar. Nördlich der Notwohnungen befand sich die Artilleriekaserne. Der Stadt gab für die Obdachlosensiedlung 57.748 Reichsmark im Jahr 1933, 26.785 Reichsmark im Jahr 1934 und 19.090 Reichsmark im Jahr 1935 aus. [1]
Insgesamt gab es 13 Häuser mit jeweils zwei Notwohnungen und im Osten anschließend drei Häuser mit jeweils drei Wohnungen, was einer Gesamtzahl von 35 Notwohnungen entspricht. Für eine Wohnung (Wohnküche und zwei Kammern) mit ausgebautem Dachraum entstanden Kosten von 2.980 Reichsmark. Rund 1.000 Reichsmark wurden von einem Reichsdarlehen getragen, die übrigen 1.980 Reichsmark übernahm die Stadt Würzburg. Die Obdachlosen mussten für eine Behelfswohnung monatlich 14 Reichsmark berappen. Bezogen wurden die Häuser ab Frühjahr 1934. Die damalige Presse Mainfränkische Zeitung kritisierte, dass die Häuser nicht unter der Zuhilfenahme der zukünftigen Bewohner (Selbsthilfe) errichtet wurden, sondern fertig zur Verfügung gestellt wurden.
Historische Abbildungen
Heutige Situation
Geänderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen und Wohlstand spiegeln sich auch in der Entwicklung der einstigen Notwohnungen wieder: Im Kern sind gegenwärtig zwar alle Einzelhäuser noch erhalten, jedoch hat sich in den meisten Fällen die Zahl der Wohnungen pro Haus reduziert. In der Regel umfasst ein Haus heute nur noch eine Wohnung - die zweite Haustüre wurde dann entweder zugemauert oder hat noch als Terrassentüre Verwendung. Die ursprüngliche Teilung ist lediglich noch beim Anwesen Nürnberger Straße 56 sichtbar. Auch die drei größeren Häuser am östlichen Ende umfassen nur noch jeweils eine Wohnung. Lediglich vereinzelt noch sichtbare alte Hausnummern lassen die ursprüngliche Aufteilung noch erahnen. Teilweise zeigt sich an der Bausubstanz das Alter der Häuser von mittlerweile knapp 80 Jahren.
Viele der kleinen Häuschen wurden außerdem mit Anbauten (z.B. Garagen) versehen bzw. auf dem kleinen Grundstück baulich erweitert. Ursprünglich gab es allerdings keine Rampen und Stellplätze für PKW. Aufgrund der Lage direkt an den Bahngleisen und der damit verbundenen Lärmemission wohnen hier vor allem Menschen mit unterem und mittlerem Einkommen. Die Häuser befinden sich teilweise in Privatbesitz und teilweise noch im Besitz der Stadtbau Würzburg GmbH.
ÖPNV
Nächste Bushaltestelle: | Faulenbergkaserne |
(Haltestelle direkt unterhalb der Siedlung)
Bildergalerie
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ 30. Verwaltungsbericht der Stadt Würzburg, S. 31 f.
Quellen
- Leo Günther: Würzburger Chronik 1933-1937. Verlag Bonitas-Bauer, Würzburg, 1936. S. 175
- Dissertation Daniel Gerken: Die Selbstverwaltung der Stadt Würzburg in der Weimarer Republik und im Dritten Reich S. 371/372
- Mainfränkische Zeitung Nr. 223 vom 28.12.1934, S. 3 (mit Schwarz-Weiß-Aufnahme)
- Ortsbegehung September 2013