Katholischer Bürgerverein Würzburg
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Der Katholische Bürgerverein Würzburg war ein politisch-religiöser Verein in Würzburg während der Zeit des sogenannten „Kultuskampfes“ [1] im Deutschen Reich.
Geschichte
In den späten 1860er Jahren verschärfte sich die politische Situation in Bayern. Die Auseinandersetzung um die deutsche Frage und die liberale Politik der bayerischen Regierung führten zur Solidarisierung der großdeutschen, konservativen und katholischen Kräfte und zur Entstehung der bayerischen Patriotenpartei. Am 13. Dezember 1869 wurde auch in Würzburg ein Verein der bayerischen Patriotenpartei gegründet, der zwar gemäß seinen Statuten überkonfessionell ausgerichtet war, tatsächlich aber von Katholiken dominiert wurde. Bereits ein Vierteljahr nach der Gründung zählte der Würzburger Verein 230 Mitglieder.
Bereits 1868 hatte der Priester und Universitätsbibliothekar Johann Baptist Stamminger mit dem Fränkischen Volksblatt bereits ein publizistisches Organ des unterfränkischen Katholizismus geschaffen.
Am 9. Dezember 1871 wurde der Bayerisch-Patriotische Verein in den Katholischen Bürgerverein, dem nur noch Katholiken als Mitglieder angehören durften, umgewandelt. Dieser wurde am 29. März 1876 gerichtlich geschlossen. Hintergrund der Auflösung des Vereins war die Übernahme einer als staatsfeindlich beurteilten Resolution des Katholischen Bürgervereins Kitzingen vom 13. Februar 1876, wo es hieß: „Das System, nach welchem Bayern gegenwärtig regiert wird, ist in den Augen aller bayerischen patriotischen Staatsbürger die Corruption, welche Bayern in kirchlicher wie in politischer Beziehung der Fäulniß also einem ruhmlosen Ende, überliefert.“ [2] Das Bezirksgericht Würzburg schloss am 29. März 1876 beide katholischen Bürgervereine Würzburg und Kitzingen und belegte die Hauptverantwortlichen im März 1877 wegen Beleidigung des Gesamtstaatsministeriums und Verstoßes gegen das Vereinsgesetz mit Haftstrafen.
Als vorübergehender Ersatz trat im November 1876 der „Würzburger patriotische Verein für die Reichstagswahl von 1877“ ins Leben. Sein einziger Zweck bestand in der Unterstützung des Zentrumskandidaten des Würzburger Wahlkreises Ludwig Freiherr von ZuRhein (1833-1918). Nachdem die Wahl gelungen war, löste sich der Verein wieder auf.
Programm
Gemeinsam war allen zu dieser Zeit gegründeten katholischen Bürgervereine der Kampf für die großdeutsche Reichsidee, gegen die kleindeutsch-preußische Lösung, für eine sozialkonservative Gesellschaftspolitik und die Verteidigung der tradierten Wirkungsmacht der Kirche.
Vereinsheim
Der Katholische Bürgerverein Würzburg hielt wöchentlich seine Vereinsversammlungen zunächst im Salon Reeg, vormals Friedlein in Würzburg ab. Im Januar 1872 berichtete das Fränkische Volksblatt, dass die Versammlung wegen der größeren Raumkapazitäten nunmehr in den Lokalitäten des kath. Gesellenhauses anberaumt wurden. Schon am 20. Februar 1872 wurde berichtet, dass die Versammlung wegen der großen Teilnehmerzahl im kleinen Schrannensaal abgehalten wurde.
Quellen und Literatur
- Bruno Rottenbach: Mosaik aus 100 Jahren. Würzburg von 1868 bis 1968, in: 15 Jahrhunderte Würzburg. Eine Stadt und ihre Geschichte. hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 435-448, S. 435b
- Peter Moser: Würzburg, Geschichte einer Stadt, 1999, S. 245
- Wolfgang Weiß: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert, in: Geschichte der Stadt Würzburg, Vom Übergang an Bayern 1814 bis zum 21. Jahrhundert, Band III/1, S. 444, 445
- Wolfgang Weiß, Zitiert nach Friedrich Hartmannsgruber: Die Bayerische Patriotenpartei 1868-1887, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 82, München 1986, S. 213
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Der „Kulturkampf“ auf den Internetseiten des Lebendigen Museums Online
- ↑ Siehe Anm. 1, Wolfgang Weiß, Zitiert nach Friedrich Hartmannsgruber, Die Bayerische Patriotenpartei 1868-1887, Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte 82, München 1986, S. 213