Geburtsbrief von 1749 für Johann Michael Goldschmidt (Greußenheim)

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Geburtsbrief von 1749 für Johann Michael Goltschmidt aus Greußenheim

Der Geburtsbrief von 1749 für Johann Michael Goldschmidt aus Greußenheim ist ein historisches Dokument.

Erwerb des Geburtsbriefs

Im Oktober 2020 hatte der Mitarbeiter des Arbeitskreises Heimat und Geschichtspflege Greußenheim Hans-Joachim Schreiber zufällig bei ebay entdeckt, dass ein Original-Geburtsbrief eines Greußenheimers zum Verkauf für einen Festpreis von 80,00 Euro über das Antiquariat leseratte-leipzig stand. Die Urkunde fand sofort das Interesse des Arbeitskreises. Das Dokument, so wurde mitgeteilt, stammt aus einer Nachlassauflösung und wurde vor ein paar Jahren in einem stationären Auktionshaus für 160,00 Euro ersteigert. Dazu kamen die Losgebühr und die Versicherung mit 20 Prozent Aufgeld. Vergleichbare Dokumente, so sagte man, werden auf dem Online-Antiquariat ZVAB (Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher) teilweise mit 750 Euro angeboten. Die Leiterin des Antiquariats Mandy Meiner erklärte sich dann bereit, den Original-Geburtsbrief für 60,00 Euro + 5,00 Euro Versandkosten an Thomas Rützel zu verkaufen.

Es ist tatsächlich ein Glücksfall für eine Gemeinde, dass eine Originalurkunde einer Gemeinde aus dem Jahre 1749, also vor 250 Jahren, auf dem freien Markt erworben werden konnte. Die Urkunde hat eine Größe von 51cm x 41cm. Nach Rücksprache mit Bürgermeisterin Karin Kuhn wird die Gemeinde diesen Geburtsbrief für das Gemeindearchiv abkaufen.

Inhalt des Geburtsbriefs

Johann Michael Goldschmidt stellte im Jahre 1749 bei der Gemeinde Greußenheim den Antrag, ihm eine Geburtsurkunde über seine Geburt am 17. Januar 1720, also 29 Jahre später auszustellen. Der Geburtsbrief hat die Funktion einer heutigen Geburtsurkunde.

Nun zum Inhalte des Geburtsbriefes, der mit „Geburths-Brief für Johann Michael Goldschmidt gebürthig von Greußenheimb“ auf der Rückseite beschrieben ist. Der Originaltext ist zeitgemäß sehr „schwulstig“ geschrieben und erfordert einige Konzentration auf die wesentliche Punkte. Doch hier zunächst die Originalversion:

Originaltext

Detailansicht des Geburtsbriefes mit dem Greußenheimer Dorfsiegel, dem Agnus Dei

Geburth´s Brieff für Johann Michael Goltschmidt
gebürthig von Greußenheimb

Wir Schultheiß, Bürgermeister und Gericht

zu Greußenheimb, Hochfürstlich Wirtzburgisches Ambtß Rothenfelß, verkündten und bekennen hiermit krafft dieses, das vor uns im versamblenten Gericht dienstfertig zu vernehmen, und bescheidentlich vorbringen laßen Johann Michael Goldschmidt, des auch vorgeachten Herrn Johann Melchior Goltschmidt seelig gewesenen Hochfürstl. Wirtzburgischen Revierjägers dahier zu Greußenheimb, eheleiblich hinderlaßener Sohn. Wie das er wegen seines glückliches Verbeßerung, einer unverwercklichen Kundschafft seiner ehelichen Gebuhrt, sich deßen in hoc paßu zu bedienen, nöthig hette mit angehefter Bitt Ihme ein solche Testimoniales in forma probante ohnschwer mitzutheylen, wan nun wir der Billigkeit fundirten Gesuch zu Steüer der lieben Warheit und ad amuniculation seiner verhoffenten Ufnehmens zu deffendiren vor nicht unbillig erkennen können; sagen dahero bey den Pflichten und Eyden, woedurch wir einem Hochwürdigten Römischen Reichsfürsten und Herrn Herrn Bischoffen zu Wirtzburg und Hertzogen zu Franckhen; als unserer gnädigster LandsRegierung unterthänigst verwand und zugethan seint; das uns gesambt bevor dennen Ältesten annoch zu genügen wißent, und warhafftigst ingedenckht; das Brieffzeigers Vatter, Johann Melchior Goltschmidt, als Hochfürstl. Wirtzburgisch: höchst wohl verorthneter Revierjäger, mit Martha deßen ehelichen Hausfrauen bereiths zu dreyer Jahr lang dahier in Greußenheimb häuslichen gewohnet, und wehrenten ihres Dahierseyns, sich gleich wie frommen eheliebenten Eheleuthen zustehet, fromb, ehelich, gegen männiglichen, treu= und friedsam verhalten, und in solchem erzehlten ihren Ehestandt, wehrenten Dahierseyns gedachten Ihren Sohn Johann Michael, aus einen reinen und ohndatelhafften Ehebett, als wir gewißenhafft nicht anderß bezeugen können, an dieses weltlicht erzeugt und gebohren in Anno 1720, den 17ten Januari, auch sobalten durch die H(eilige) Tauff Gott fürgetragen, Christo und seiner Kirche zu gesellet und einverleiben laßen, von Johann Michael Schmidt, seel. gewehsenen Hochfürstlich. Wirtzburgischen Revierjäger zu Helmstatt, der mahlen, aus der H(eiligen) Tauff gehoben, so dan durch den Hochwürdigen Herrn Johann Michael Krafft damahligen Pfarrh(errn) allhier, ihme das H(eilige) Sacrament der Tauff mitgeteylt worden. So ist auch der erzeugte Sohn Johann Michael, von deßen lieben Eltern, von an Jugend auff allschon zu einem christlichen Lebenswandel und frommen Tugend angewiesen, auch erzogen worden. Als das von uns, sowohl ihme wie auch deßen Eltern nichts dan Ehr-liebes und Guthes nachgesagt werden kann; ferner ist derselbe keineswegs mit einiger Leibeigenschafft verbundten; Gelanget solchem nach an alle und jethe, welche mit diesem Brief ersucht, oder ein solcher zu leesen würd fürgezeigt werden, unser rspre (?) dienstlichen und Ehren gebührendes Bitten, offt gedachten Johann Michael seiner ehelichen Gebuhrt, und Herkommens willens, in guthen Befelch zu haben. Ihme unseretwegen, alle gnädigste Beförderung, und geneigten guthen Willen zu erweisen; das seynt, wir umb eines jethen Standts gebühr nach, hinwieder zu verdienen geneigt und erbietlich; deßen und zur Urkundt dieses haben wir unseren gewöhnlichen Gerichts Insigill geben hier verdrücken zu lassen (…) und geschehen Greußenheimb den 10ten Marti in Anno 1749.

Gesiegelt mit dem Greußenheimer Dorfsiegel, dem Agnus Die.

Die Übertragung wurde unterstützt vom ehemaligen Kreisheimatpfleger für den Altkreis Marktheidenfeld Dr. Leonhard Scherg, Marktheidenfeld.  [Anm. 1]

Übertragung

Greußenheimer Dorfsiegel, das Agnus Dei

Die Übertragung in die heute gebräuchliche Ausdrucksweise von Thomas Rützel:

Geburtsurkunde für Johann Michael Goltschmidt
Geboren in Greußenheim

Wir, das sind der Schultheiß, der Bürgermeister und das Gericht (heute Gemeinderat)

von Greußenheim, Hochfürstlich Würzburgisches Amt Rothenfels, bestätigen hiermit, dass Johann Michael Goldschmidt, der eheliche Sohn des verstorbenen Herrn Johann Melchior Goldschmidt, ehemaliger Hochfürstl. Würzburgischer Revierjägers hier in Greußenheim, vor dem versammelten Dorfgericht beantragt hat, dass er zur Verbesserung seiner Lebensumstände eine Bestätigung seiner ehelichen Geburt benötige und daher darum bitte, ihm eine solche Bestätigung zu erteilen.

Da wir die Berechtigung seines Ansuchens zur Unterstützung der Tatsachen und seines Vorhabens anerkennen, geben wir die eidliche Erklärung ab (Eid der beschworenen Verpflichtungen gegenüber unserem Hochwürdigsten Römischen Reichsfürsten und Herren, Herrn Bischof zu Würzburg und Herzogen zu Franken, als unserer Landesregierung), dass uns allen und besonders den Ältesten bewusst und in der Erinnerung sei, dass der Vater des Besitzers dieser Urkunde, Johann Melchior Goldschmidt, als Hochfürstlicher Würzburgischer „Höchst wohlverorthneter Revierjäger“, mit Martha, seiner ehelichen Hausfrau, drei Jahre lang hier in Greußenheim gewohnt hat, und während ihres Aufenthaltes sich wie es frommen Eheleute zusteht, fromm, ehelich, gegen jederman, treu und friedsam verhalten hat, und während ihrer Ehe und ihrem hiesigen Aufenthalt ihren Sohn Johann Michael, aus einem „reinen und untadelhaften Ehebett, dass wir wahrheitlich bezeugen können, dass dieser weltlich erzeugt und im Jahre 1720, den 17. Januar geboren wurde, auch umgehend getauft, damit Christus und seiner Kirche einverleibt worden ist, indem Johann Michael Schmidt, Sohn des verstorbenen Hochfürstlich Würzburgischen Revierjäger zu Helmstadt, vom hiesigen Hochwürdigen Pfarrer Herrn Johann Michael Kraft [Anm. 2] das Heilige Sakrament der Taufe erhielt. Johann Michael wurde von seinen Eltern von Jugend an schon zu einem christlichen Lebenswandel und einer frommen Tugend erzogen, so dass von uns weder von ihm noch von seinen Eltern nur vorteilhaft und gut berichtet werden kann.
Ferner unterliegt der Antragsteller keiner Leibeigenschaft.
Allen, denen diese Urkunde vorgelegt wird, ersuchen wir, Johann Michael betreffend seiner ehelichen Geburt und Abstammung anzuerkennen und ihn zu unterstützen.
Zur Beurkundung haben wir unser übliches Gerichtssiegel hier aufgedrückt. Geschehen zu Greußenheim am 10. März 1749.

Gesiegelt mit dem Greußenheimer Dorfsiegel, dem Agnus Dei.

Quellen

Weblinks

Anmerkungen

  1. Bei einem derartigen Text wird üblicherweise durchgängig die Kleinschreibung verwendet außer bei Namen und Satzanfängen, da die Groß- und Kleinschreibung sehr willkürlich ist!
  2. Johann Michael Kraft war Pfarrer in Greußenheim vom 1. Juni 1717 bis Mai 1720.
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