Wohngebäude Kolpingstraße 2 (Ochsenfurt)

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Wohngebäude Kolpingstraße 2

Das Wohngebäude Kolpingstraße 2 ist ein Baudenkmal in Ochsenfurt.

Lage

Das Wohngebäude befindet sich in der Kolpingstraße 2 in der Nähe des Neuen Rathauses.

Baubeschreibung

„Wohngebäude, dreigeschossiger, verputzter Walmdachbau in Ecklage mit Fachwerkobergeschossen, barocker Putzgliederung, Gebäude frühes 18. Jahrhundert. Hausfigur, Erzengel Michael, bezeichnet 1765“

Erzengel Michael am Ochsenfurter Marktplatz

Hausfigur des Erzengels Michael (1765)

Zu den herausragenden Merkmalen der fränkischen Kulturlandschaft zählen die Bildstöcke und die Hausfiguren. Während der Bildstock und der Kreuzschlepper vornehmlich außerhalb der geschlossenen Ortschaften anzutreffen sind, wo sie den Gläubigen die Möglichkeit zur geistigen Einkehr bieten, hat die Hausfigur in Dorf und Stadt eine andere Aufgabe zu erfüllen: sie soll das Gebäude, an dem sie gut sichtbar angebracht ist, unter den Schutz des jeweiligen Patrons stellen, so, wie man die Brücken seit langer Zeit dem Hl. Nepomuk anvertraut.

Der größten Beliebtheit im katholischen Franken erfreut sich die Gottesmutter, der sich auch die Ochsenfurter Ratsherren unterstellten, die kurz vor 1500 eine monumentale Steinplastik der Maria mit dem Jesusknaben an ihrem Neuen Rathaus anbringen ließen. Madonnenfiguren aus spätgotischer Zeit bis hin zur Schöpfung aus unseren Tagen sind es, die den Großteil der Hausfiguren stellen; unter den Heiligen ist es der Erzengel Michael, der Kämpfer gegen das Böse, dem man das meiste Vertrauen entgegenbrachte. Eine besonders eindrucksvolle und künstlerisch hervorstechende Figur des Erzengels schmückt das Haus Kolpingstraße 2 am Marktplatz in Ochsenfurt.

Zwischen zwei Fenstern des ersten Obergeschosses steht die vollplastische Figurengruppe, frei, die Gewände teilweise erheblich überschneidend, nicht - wie früher - in einer Nische, sondern von einem Dach vor Witterung geschützt. Ein reich drapierter Umhang hinterfängt den Erzengel, der eine antikische Rüstung trägt, einen verzierten Harnisch, einen roten Rock und Ledersandalen mit hohen Stulpen. In seiner erhobenen Rechten hält er sein flammendes Schwert, in der Linken einen Schild, der viel zu klein ausgefallen ist, um echten Schutz zu bieten. Doch den hat der übermächtige Kämpfer ja überhaupt nicht nötig: geradezu lässig stößt er das Böse - verkörpert durch die Figur des Teufels - mit den Füßen in die lodernden Flammen der Hölle. Siegessicher, fast etwas mitleidig, blickt der jugendlich wirkende Held in das verzerrte Antlitz seines vor Schmerz sich windenden Gegners.

An die verspielten Formen, mit denen der Kunstschmied Oegg die Tore des Würzburger Hofgartens versah, erinnern die Rocaillen an der Kartusche unter der Figurengruppe. Zwei Löwen halten die Zeichen, aus denen hervorgeht, dass der Hausbesitzer ein Bäcker gewesen ist (sein Name war allerdings Johann Jacob Metzger!): Brötchen und eine bekrönte Brezel. Die Inschrift, sicher von einem Kleriker oder einem frommen Gelehrten verfasst, nimmt Bezug auf den Erzengel Michael und auf den Kampf Jacobs - des Namenspatrons des Stifters - mit dem Engel. Der Text lautet:

„Wie starck der Englen Schutz / wie mächtig sie bewahren, / Hat Loth im alterthum Tobias Jung erfahren / Da Jacob nach dem Streit vom Engel war gesegnet / Hat Fried und Überfluß vom Himel ihm geregnet. / Ertz Engel Michael: hier dein Ver Ehrer wachen / segne diß Haus, zertrett den Höllendrachen / Schütz uns in Letzter noth wan wir von hinen gehen / Führ uns zu Gottes Thron, da wir Euch Englen sehen.“

Als Schöpfer dieser farbig gefassten Sandsteinfigur wird der Kitzinger Bildhauer Johann Steuerwald (1730-1790) betrachtet, der zahlreiche Aufträge im Gau und in Ochsenfurt ausführte. Mit seiner Skulptur des Hl. Michael schuf er 1765 eines der schönsten Zeugnisse christlichen Glaubens des Rokoko in Ochsenfurt. [1]

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sepp Kern: Der Hl. Michael am Ochsenfurter Marktplatz. In: Ochsenfurter Geschichten, Nummer 12, Dezember 1987, hrsg. von der Stadt Ochsenfurt

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