Antoniterkloster
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Namensgeber
Die 1247 von Papst Innozenz IV. als Orden regulierter Augustinerchorherren anerkannte Gemeinschaft ist nach dem Heiligen Antonius, einem als erster christlicher Mönch geltenden ägyptischen Eremiten, genannt Antonius der Große (* um 251; † 356), benannt.
Geschichte des Antoniter-Ordens
Der Antoniter-Orden (Canonici Regulares Sancti Antonii, Ordenskürzel: CRSAnt; auch Antoniusorden, Antonier, Antoniterorden oder Antonianer) war ein christlicher Hospital-Orden. Er wurde 1095 als Bruderschaft von Weltgeistlichen in St-Didier-de-la-Motte (heute: Saint-Antoine-l’Abbaye) in der Dauphiné in Südfrankreich gegründet, mit dem Ziel, Kranke christlich zu pflegen. Papst Urban II. bestätigte den Orden im gleichen Jahr auf der Synode von Clermont. Die Aufgabe des Ordens, der bis zu 369 Spitäler betreute [1], war die Pflege und Behandlung am Antoniusfeuer („Heiliges Feuer“; Mutterkornbrand, Ergotismus) Erkrankter. Diese Krankheit [2] verbreitete sich ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts in großen Teilen Europas. Es entstanden in ganz Europa so genannte Antoniushäuser oder „Präzeptoreien“. Der Orden lebte hauptsächlich von Stiftungen und Spenden, die jedoch infolge der Reformation stark bis vollständig zurückgingen. Spätestens mit Entdeckung des Krankheitserregers 1597 sank die Zahl der Erkrankungen, so dass die Bedeutung des Ordens stark zurückging. Die letzten Ordensangehörigen traten fast vollständig 1777 zum Malteser-Orden über. [3]
Die Antoniter in Würzburg
Das Antoniterkloster in Würzburg wurde 1434 gegründet: Ulrich Kötzler von Volkersgau, der Abt des Zisterzienserklosters von Heilbronn, übergab am 25. April 1434 den Hof „Zu dem Altenberg“ als Erb-Lehen an den Isenheimer Präzeptor Hugo de Bellomonte. Eine Erweiterung erfuhr das Lehen, nachdem 1444 auch der angrenzende Hof „Der kleine Baumgarten“ durch Bellomontes Nachfolger Johannes Bertonelli († 20. Oktober 1459 in Würzburg im Antoniterkloster) hinzugefügt wurde. [4] [5] Die Tiere der von den Antonitern gehaltenen Schweineherde mussten gemäß einer Verfügung aus dem Jahr 1496 eine Markierung mit einem Rechen sowie ein Glöckchen erhalten, um sie von den Tieren der ebenfalls zur Schweinehaltung berechtigten Metzger, Bäcker und Müller unterscheiden zu können. [6] [7]
Ende des Antoniterklosters in Würzburg
Nachdem die Almosen der Gläubigen infolge der Reformation zurückgegangen waren und es im Würzburger Raum zu keinen nennenswerten Mutterkornbrand-Epidemien mehr gekommen ist, konnte der Antoniter-Orden sein Haus in Würzburg ab 1545 nicht mehr besetzen, verpachtete es zunächst an den Ritter Schenk vom Rossberg, anschließend, 1546 an einen Bürger namens Mumpach, der die Kapelle profanierte und dort eine Gastwirtschaft einrichtete. 1610 wurde die Antoniterkirche restauriert und 1686 der ganze Gebäudekomplex durch die Stadt erworben. 1725 bezogen die 1712 nach Würzburg gekommenen Ursulinen das ehemalige Anwesen des Antoniter-Ordens. [8] Die beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 stark beschädigte Kirche wurde in den Folgejahren restauriert.
Ordenspatron
Zur Ursulinergasse findet sich am Chor der Kapelle eine steinerne Figur des Heiligen Abt Antonius [9]; daneben über einem Barockportal die Figurengruppe der Heiligen Angela mit drei Kindern. Letztere stammt vermutlich vom Ende des 19. Jahrhunderts und ersetzte damals eine frühere Maria Immaculata-Figur mit zwei Engeln. [10]
Quellen und Literatur
- Werner Dettelbacher: Vom Wirken der Antoniter in Würzburg, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 22 (2003), S. 81-88 (Textauszug: Stadtbücherei Würzburg Dvk Wür, Magazin)
- Das Antoniterkloster zu Würzburg 1150-1546. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band II., Würzburg, 1876
- Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen. Band II. Fränkische Gesellschaftsdruckerei, Würzburg 1969. S. 4
- Dr. Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg - Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an das Königreich Bayern 1814, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2004, Band 2, S. 315
Siehe auch
Weblinks
- Informationen zum Antoniusfeuer bei Wikipedia
- Informationen zu den Antonitern im Historischen Lexikon Bayerns
- Klöster in Bayern: Antoniterkloster Würzburg (Haus der Bayerischen Geschichte)
- Antonius der Große auf heiligenlexikon.de
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Josef N. Neumann: Krankenpflege, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 790-796, S. 793
- ↑ (ein manchmal mit Krampfanfällen verbundenes und durch ein, unter brennenden Schmerzen erfolgendes Entzünden und teilweises Wegfaulen der Extremitäten Zur Behandlung war manchmal die Amputation nötig. Nach erfolgreichen Operationen konnten sich beinamputierte Patienten mit Krücken, die Doppelamputierten auf kleinen Wagen, die sie mit ihren Armen bewegten, fortbewegen. Aus dem Antoniterspital entlassen, lebten sie dann vom Betteln. gekennzeichnetes Leiden) trat als Folge des Verzehrs von roggenmehlhaltigen Nahrungsmitteln auf, die von dem lysergsäure- bzw. ergotaminhaltigen Getreidepilz Claviceps purpurea (als dunkelvioletter oder schwarzer Zapfen am kurz vor der Reife stehenden Roggen zwischen den Spelzen sichtbar)
- ↑ Werner Dettelbacher: Vom Wirken der Antoniter in Würzburg, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 22 (2003), S. 87
- ↑ Werner Dettelbacher, a.a.O., S. 81-88, S. 82
- ↑ Norbert Backmund: Die Chorherrenorden und ihre Stifte in Bayern, Passau 1966, S. 241 f.
- ↑ Werner Dettelbacher, a.a.O., S. 84 f.
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten, 2. Aufl., Würzburg 1921, S. 373
- ↑ Werner Dettelbacher, a.a.O., S. 86
- ↑ Antonius der Große (* vielleicht um 251; † 356) war ein christlicher ägyptischer Mönch, Asket und Einsiedler. Er wird auch Antonius der Einsiedler, Antonius der Ägypter, Antonius Eremita oder Antonius Abbas, „Vater der Mönche“ genannt. Dargestellt wird er meist als greiser Abt mit Buch und T-Kreuz als Stab sowie mit Schwein, Untieren oder Dämonen. Die Darstellung an der Ursulinenkirche zeigt ihn allerdings mit einem Krumm- oder Hirtenstab.
- ↑ St. Ursula Schule - Jahresbericht 2001/02 bzw. 2002/03