Andreas Huller

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Pfarrer Andreas Huller

Andreas Huller (* 11. Februar 1821 in Greußenheim, † 12. April 1907 in Gerolzhofen) war katholischer Geistlicher und Politiker.

Familiäre Zusammenhänge

Andreas Huller wurde als 2. Kind von sieben Kindern geboren. Seine Eltern waren Peter Huller, Schmied (geb. 1790 in Roßbrunn, verst. am 6. Oktober 1866 in Greußenheim, Hs.Nr. 57 (Birkenfelder Str. 2)) und Maria Zorn. Peter Huller heiratete am 24. November 1818 Maria Zorn in Greußenheim.

Leben und Wirken

Andreas Huller studierte Theologie an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, war Stadtkaplan, später Studienlehrer an der Lateinschule Amorbach. Danach war er krankheitsbedingt einige Jahre Benefiziumvorsteher zu Klingenberg am Main. Von 1857-1873 war er Stadtpfarrer und Distriktschulinspektor zu Bad Brückenau. Ab 1873 war er Pfarrer in Gerolzhofen. 1875 war er Mitglied des Landraths (heute Bezirkstag ) und von 1887 bis 1892 Mitglied des Bayerischen Parlaments.

Schulzeit, Kindheit, Familie / Verwandtschaft in Greußenheim

Leider sind im Gemeindearchiv Greußenheim keine Schulzeugnisse oder Einwohnermelde-Karten von Andreas Huller vorhanden. Schulzeugnisse und Einwohnermelde-Karten gibt es in Greußenheim erst ab 1840, Taufzeugnisse: gebundene Bücher mit Kopfzeile gibt es erst ab 1826, vorher einfaches Papier, keine Haus-Nrn.

Stadtkaplan von Amorbach (1846 -1847)

Andreas Huller war seit dem 12. August 1846 Stadtkaplan in Amorbach und wurde zweiter Lehrer und Frühmesser am 12. November 1847. Als Stadtkaplan von Amorbach hat er einen neuen Katalog über die ehemalige Klosterbibliothek des aufgelösten Benediktinerklosters erstellt. Die Fürstlich Leiningensche Bibliothek gelangte in ihrem Grundbestand mit der Rechtsnachfolge des Fürstlichen Hauses an der 1803 aufgelösten Benediktinerabtei aufgrund des Reichsdeputationshauptschlusses nach Amorbach. Seit 1851 ist der Bestand im klassizistischen Bibliothekssaal der ehemaligen Abtei untergebracht. Mit dem Vermögen der Benediktinerabtei Amorbach war 1803 auch deren Klosterbibliothek an die neuen Eigentümer übergegangen. Es handelte sich um mindestens 5000 Bücher und eine Sammlung von ca. 10-12.000 Dissertationen und mindestens 175 Handschriften (Hss). Der alte Katalog war beim Übergang nicht auffindbar und ist verschollen. Betreuer der Bibliothek wurde 1817 Hofrat Georg Wagner, der langjährig als Erzieher in der Fürstlichen Familie tätig war und noch 1850 als Oberbibliothekar erwähnt wird. 1851 wurde der ehemalige Klosterbibliothekenbestand bis auf 375 ausgesonderte Titel an die C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung in Nördlingen verkauft. Einen Einblick in den veräußerten Bestand bietet der deswegen neu erstellte Katalog des damaligen Lokalkaplans Andreas Huller.

Kaplan in Klingenberg 1852

Über seine Zeit in Klingenberg liegen keine bedeutenden Erkenntnisse vor.

Pfarrer in Bad Brückenau (1857 – 1873)

Über seine Zeit in Bad Brückenau ist nur bekannt, dass er Streit mit dem seit 1856 dort wirkenden Gerichtsphysikus Dr. Johann Michael Striegel (Bezirksarzt I.Classe seit 1862) hatte, da er den Amtsarzt als zu liberal in der Öffentlichkeit angriff. Der Amtsarzt attackierte umgekehrt den Pfarrer. Am 4. Mai 1858 berichtet der Würzburger Anzeiger, dass Andreas Huller die Nachfolge von Dechantpfarrer Adam Kübler zu Schondra als Distrikts-Schulinspektor für den Landgerichtsbezirk Brückenau angetreten hat.

Pfarrer in Gerolzhofen (1873 – 1907)

Seine Majestät der König „haben sich allergnädigst bewogen gefunden am 31. Dezember 1872 zu genehmigen, dass die katholische Pfarrei Gerolzhofen, Bezirksamts gleichen Namens, von dem Bischofe von Würzburg dem Priester Andreas Huller, Pfarrer und Distriktsschulinspektor zu Brückenau, Bezirksamts gleichen Namens verliehen werde.“ Der Bayerische Kurier vom 17. Januar 1873 und das Regierungsblatt für das Königreich Bayern vom 9. Januar 1873 melden ebenfalls, dass „der von dem Capitel des Kollegienstiftes St. Johann in Regensburg vollzogenen Wahl des Stiftscanonicus Jos. Leibold zum Stiftsdechant die landesherrliche Bestätigung ertheilt ist, (…), dass die Kath. Pfarrei Gerolzhofen, Bezirksamt Gerolzhofen vom Bischofe von Würzburg am 31.12.1872 dem Priester A. Huller, Pfarrer und Distriktschulinspektor zu Brückenau, BA Brückenau (…) verliehen werde.“

Feierlicher Empfang war am 14. April 1873 (Ostermontag) um 8 Uhr in der Stadt. 1873 wurde er als neuer Protektor des Gesellenvereins (heute Kolping) Gerolzhofen vorgestellt. Als eine der wenigen Informationen seines pastoralen Wirkens ist bekannt, dass er im Jahre 1879 in Gerolzhofen für die Pfarrei einen neuen Kreuzweg für den städtischen Friedhof in Auftrag gibt. „14 Stationen in hellem und grünlichem Sandstein“ sollen es werden. Den Auftrag erhält am 12. September 1879 der damals sehr renommierte Bildhauer Valentin Weidner aus Kissingen. Kurz vor der Jahrhundertwende, nämlich 1899, begann die Erweiterung und Erneuerung der Gerolzhöfer Pfarrkirche. Unter Andreas Huller als langjähriger Pfarrseelsorger (1873-1906) entwarf der bekannte Dombaumeister Prof. Josef Schmitz hierfür die Pläne. Wichtigste Tätigkeit: In der Amtszeit von Andreas Huller wird die Pfarrkirche (der Gerolzhöfer Steigerwalddom) von 1898 bis 1902 um zwei Joche nach Westen hin vergrößert. Das 60jährige Priesterjubiläum des geschätzten geistlichen Rates und Stadtpfarrers Andreas Huller stellte 1906, ein Jahr vor seinem Tode, einen zweiten Höhepunkt in seinem Pfarrleben dar. Am Mittwoch, 26.8.1896, feierte er sein goldenes Priesterjubiläum. Die Festpredigt hielt Prof. Dr. Happel und die Handarbeitsschülerinnen führten im Härterich´s Saale ein Theaterstück auf. Davon zeugt noch ein Gedenkblatt des Jubilars mit Gratulanten.

Politische Laufbahn

Unterfränkischer Landrath

Politisch hat sich Pfarrer Andreas Huller für die aus der „Bayerischen Patriotenpartei“ später entstandene „Bayerische Zentrumspartei“ des Stimmkreises Haßfurt engagiert. [1] 1873 wurde er zum 2. Mal gewählt in den Landrath als Vertreter der katholischen Geistlichkeit für Unterfranken gewählt. Ab 1875 war Andreas Huller als Vertreter der römisch-katholischen Kirche Mitglied des unterfränkischen Landraths (1876-1887), Provinziallandtag, (heute Bezirkstag).

In der Sitzung vom 4. Dezember 1876 wurden die für die Wahlperiode 1876/1877 neu eintretenden Mitglieder – 23 von 35 – vorbehaltlich des Wahlprüfungsrechtes des Landrathes vorschriftsmäßig beeidigt. In dieser Sitzung wurde Pfarrer Andreas Huller aus Gerolzhofen zum Mitglied des gleichzeitig gewählten VII. Ausschusses (Für Prüfung der Landrathswahlen) gewählt. Am 16. März 1882 wurde Andreas Huller bei der Wahl zum unterfränkischen Landrath als Vertreter der katholischen Geistlichkeit einstimmig wiedergewählt.

Landtagsabgeordneter (1887 – 1893)

Von 1887 bis 1892 war Pfarrer Andreas Huller Mitglied des bayerischen Parlaments (31. Landtag, 16. Wahlperiode), in der Kammer der Abgeordnete für den Stimmkreis Haßfurt/Unterfranken. Dort war er in den Ausschüssen zur „Berathung der Gesetzesentwürfe, betr. die Herstellung von Bahnen lokaler Bedeutung und die Herstellung von Bahnen lokaler Bedeutung in der Pfalz (16.12.1887), Mitglied des Ausschusses zur Berathung des Gesetzentwurfes, die der Pfändung nicht unterworfenen Sachen und Forderungen betreffend (18.10.1887) und Mitglied im IV.Ausschuss für Untersuchung von Beschwerden wegen Verletzung der Verfassung (16.09.1887)“, Mitglied 16.Wahlperiode 1887-1893, 31.Landtag 1887-1892. Andreas Huller vertrat die Interessen der Zentrumspartei im Bayerischen Landtag für den Stimmkreis Haßfurt.

Ehrungen und Auszeichnungen

Pfarrer Andreas Huller Gedenktafel in Gerolzhofen

In der Amtszeit von Andreas Huller in Gerolzhofen wurde die katholische Stadtpfarrkirche (der Gerolzhöfer Steigerwalddom) von 1898 bis 1902 um zwei Joche nach Westen hin vergrößert. Am 22. August 1906 wurde eine Gedenktafel in der Stadtpfarrkirche aus Anlass des 60-jährigen Priesterjubiläums von Andreas Huller enthüllt. Die Gemeinde Rügshofen (heute ein Stadtteil von Gerolzhofen) verlieh Stadtpfarrer Andreas Huller anlässlich seines diamantenen Priesterjubiläums 1906 das Ehrenbürgerrecht.

Ehrenamtliches Engagement

1882 ist Andreas Huller Stiftungscollator der Briegelschen Stipendienstiftung Gerolzhofen.

Siehe auch

Quellen

  • Gemeindearchiv Greußenheim
  • Die Fundstellen zu den biografischen Angaben entstammen der Klerikerdatenbank des Diözesanarchivs Würzburg.
  • Amtliches Verzeichniss des Personals und der Studirenden an der Julius-Maximilians-Universität zu Würzburg für das Wintersemester 1843/44, S. 21.
  • Schematismus der Diözese Würzburg: 1845, S. VIII
  • Aschaffenburger Zeitung vom 7.12.1876, Nr. 298, siehe Anlage 3
  • Bayerischer Kurier: 1873,1/4
  • Regierungsblatt für das Königreich Bayern vom 09.01.1873, S. 25
  • Beobachter am Main vom 12.1.1873
  • Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Königreich Bayern, Band 9, S. 12
  • Würzburger Diözesanblatt: amtliches Verordnungsblatt der Diözese Würzburg, Band 19,vom 14.3.1873, Nr. 10 S. 38
  • Würzburger Anzeiger vom 4.5.1858, Nr. 123
  • Ministerialblatt für Kirchen- und Schulangelegenheiten im Königreich Bayern, München, Nr.1 vom 10. Januar 1873
  • Jahresbericht über die Fürstl. Leiningsche Lateinschule zu Amorbach, 1846, Seite 14
  • Bayerischer Landtags-Almanach 1887, S.79

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Die Bayerische Patriotenpartei, auch Bayerische Patriotische Partei genannt, war eine 1869 gegründete katholisch orientierte politische Partei im Königreich Bayern. Ab 1887 nannte sie sich Bayerische Zentrumspartei. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
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