Hafeneisenbahn
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Die Hafeneisenbahn Würzburg (kurz: HEW, Hafenbahn) wird seit 1. Januar 1993 von der Würzburger Hafen GmbH (WHG) mit Genehmigung des Bayerischen Staatsministeriums die als nichtbundeseigene Eisenbahn des öffentlichen Verkehrs (NEöV) im Bereich des Neuen Hafens und des Flusshafens im Stadtteil Dürrbachau betrieben. Für die sichere Durchführung des Eisenbahnbetriebs beschäftigt die WHG eine Eisenbahnbetriebsleiterin und einen Stellvertreter.
Lage
Die Hafeneisenbahn ist nahe des Bahnhofs Würzburg-Zell im Bereich des ehemaligen Rangierbahnhof Würzburg (Rbf Würzburg) über die Zuführungsweiche 400 bei Kilometer 2,582 an das Gleisnetz der Deutschen Bahn angeschlossen und erstreckt sich beinahe über das gesamte Hafengelände des Neuen Hafens (beidseitig des Hafenbeckens) und des Flusshafens.
Geschichte
Die Entstehung der Würzburger Hafeneisenbahn ging mit dem Bau des Neuen Hafens ab Beginn der 1930er Jahre einher. So zeigen topographische Karten aus den 1930er Jahren, dass zu dieser Zeit bereits ein Stichgleis im südlichen Hafengebiet existierte. Das Gleis verlief bis in die 1960er Jahre durch das Gelände der heutigen Heidelberger Sand- und Kies GmbH, Anschließer war zuletzt die Schiffswerft Neckermann & Hofmann. Von diesem einstigen Gleis zeugen heute noch rostige Stahlträger der beiden Eisenbahnbrücken über den Dürrbach unmittelbar in Mainnähe. Erhalten sind gegenwärtig noch die Brückenwiderlager und der stählerne Brückenüberbau. Mit dem Bau des Neuen Hafens entstanden Stichgleise nördlich und südlich des Hafenbeckens, sowie an der südwestlichen Platzkante des heutigen Obi-Marktes bzw. der Xproducts Deutschland GmbH bis zur Laurentiusbrücke. Letzteres Stichgleis wurde in den 2000er Jahren wieder zurückgebaut. Ausbautechnisch ihren Höhepunkt erlebte die Hafeneisenbahn mit der Erschließung des Flusshafens in den 1960er Jahren. Zunächst war das Tanklager an der Friedrich-Koenig-Straße Hauptanschließer (siehe topographische Karte von 1968), im weiteren Verlauf kamen weitere Anschließer hinzu (heute bezeichnet als Stammgleis 150). Einen Bedeutungsverlust erfuhr die Hafeneisenbahn in jüngerer Vergangenheit durch die starke Verlagerung von Transporten auf die Straße in Form von Lastkraftwagen und den Wegfall wichtiger Anschließer. Dies führte unter anderem auch zu einem Teilrückbau des Stammgleises 150 parallel zur Friedrich-Koenig-Straße 2019.
Kennzahlen und Nutzungsbedingungen
- Die Gesamtgleislänge (inklusive Weichen) der HEW beträgt ohne Anschließern (sprich den Anschlussgleisen auf den Firmengeländen) rund 10,5 Kilometer und mit Anschließern 12 Kilometer.
- Es gibt im Bereich der HEW vier Krananlagen, drei Getreideverladeanlagen, zwei Futtermittel- und Düngemittelumschlagsanlagen, drei Umfüllanlagen für Mineralölprodukte und weitere Einrichtungen.
- Die Gleisanlage erschließt eine Industriefläche von etwa 87 Hektar und ist nicht mit Oberleitungen ausgestattet.
- Die Gleise der Hafenbahn dürfen von allen öffentlichen Eisenbahnverkehrsunternehmen befahren werden, die Benutzung ist in den Nutzungsbedingungen für Serviceeinrichtungen festgelegt. Es gelten die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) und weitere Regelwerke - Gesetzesgrundlage bildet das Bayerischen Eisenbahn- und Bergbahngesetz (BayEBG).
- Die Höchstgeschwindigkeit beim Befahren liegt je nach Streckenabschnitt zwischen 15 und 25 km/h.
- Im Betriebsführungsbereich der HEW befinden sich 16 technisch gesicherte und 10 nichttechnisch gesicherte Bahnübergänge.
- Eine Besonderheit der HEW sind drei Warnsignale (Lichtsignale), die bei Nutzung der Gleisanlagen unmittelbar am Hafenbecken eingeschaltet werden (siehe Bild unten).
Gleisanlage
Die Gleisanlagen lassen sich grob in mehrere Bereiche unterteilen: Die „Kleine Harfe“ umfasst die Gleise 120 bis 124 inklusive Anschließer und befindet sich nördlich der Firma Krappmann & Hufnagel GmbH am ehemaligen Rangierbahnhof. Sie umfasst vor allem Abstellgleise. Von der „Kleinen Harfe“ zweigt das Zufahrtsgleis 130 zum Neuen Hafen ab, das wiederum die Gleisanlagen beidseitig des Hafenbeckens erschließt (Gleise 130 bis 137). Die „Große Harfe“ befindet sich ebenfalls unmittelbar am ehemaligen Rangierbahnhof und umfasst dort ebenfalls primär Abstellgleise (Gleise 110 bis 115). Von der „Großen Harfe“ zweigt das Stammgleis in Richtung Laurentiusbrücke und Flusshafen ab. Das Stammgleis 150 erschließt beinahe den kompletten Flusshafen und ist mit mehreren Bahnübergängen ausgestattet. Genutzt wird jedoch nur noch ein Bruchteil dieser Strecke (in der Regel bis zum Shell-Tanklager). 2019 wurde ein Teil von Gleis 150 ersatzlos zurückgebaut.
Bildergalerie
Siehe auch
- Alte Hafeneisenbahn
- Alter Hafen
- Bahnanlagen in Stadt und Landkreis Würzburg
- Flusshafen
- Neuer Hafen
- Schienengüterverkehr
Weblinks / Quellen
- Würzburger Hafen GmbH: Informationen und Kennzahlen der Hafeneisenbahn
- Würzburger Hafen GmbH: Gleisplan (Schemaplan Gleise)
- Stadt Würzburg Statistikamt: Gesamtumschlag der Hafenbahn 2000 bis 2020
- Vergleichende Karte der Hafeneisenbahn im BayernAtlas, Zeitreise-Funktion (Sie können den blauen Vertikalbalken nach „links-rechts“ verschieben, um somit den Verlauf der Hafenbahn in den unterschiedlichen Jahrzehnten mit der aktuellen Karte (oder Luftbild) exakt, quasi überlagernd, vergleichen zu können!)