Bombenangriff auf Unterdürrbach am 31. März 1945

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Unterdürrbach nach dem Bombenangriff am 31. März 1945

Der Bombenangriff auf Unterdürrbach am 31. März 1945 durch B26-Bomber der USAAF hinterließ einen völlig zerstörten Ortskern und kostete 78 Menschen das Leben. Es war der schwerste Luftangriff auf Unterdürrbach.

Vorgeschichte

Grabenstraße in Unterdürrbach mit Brücke über den Dürrbach (1941)

Bereits am 12. Februar 1945 um kurz nach 20 Uhr explodierte nördlich der Bebauung in der Flurlage Jägeräcker [1] [2] eine Luftmine und beschädigte mehrere Häuserdächer. Immer wieder wurden Dorfbewohner bei ihrer Arbeit bzw. ihrem alltäglichen Tun von Fliegern beschossen, berichten Zeitzeugen.

Auch am Ostersamstag, 31. März 1945, flogen schon um 7 Uhr vormittags alliierte Flugzeuge über das Dorf. Ein besonderes Ereignis spielte sich an diesem Tag gegen 11.30 Uhr in der Ortsmitte von Unterdürrbach ab: Deutsche Soldaten zogen mit schweren Geschützen, darunter Flugabwehrkanonen (Flak), durch das Dorf und kamen an der schmalen Brücke über den Dürrbach ins Stocken. Die Kurvenradien waren schlichtweg zu eng für die langen Geschützrohre. Zwei Mütter mit ihren Kindern baten den deutschen Offizier eindringlich, das Dorf zu verlassen, da schon in den Morgenstunden feindliche Aufklärungsflugzeuge gesichtet wurden. Die Angst vor einer Bombardierung war bei den Unterdürrbachern sehr groß. „Was liegt uns an diesem alten Kaff“, soll der Offizier gemäß Zeitzeugenbericht auf das bitterliche Flehen der Mütter geantwortet haben. Ob die Luftaufklärung der Alliierten tatsächlich die deutschen Truppenbewegungen beobachtet hat, ist nicht belegt. Da die Bombardierung jedoch unmittelbar noch am gleichen Abend erfolgte, könnte ein Zusammenhang bestehen.

Luftangriff

Um 17.15 Uhr blieb die Kirchenuhr der Pfarrkirche St. Rochus und St. Sebastian stehen: 24 zweimotorige B26-Bomber der USAAF flogen aus Richtung der Steinburg kommend auf Unterdürrbach zu. Es folgte eine gezielte Bombardierung des Ortskerns, der dadurch in Schutt und Asche gelegt wurde. Auf das Dorf selbst sollen 11 bis 16 Bomben gefallen sein, darunter auch ein Blindgänger, der im Nachgang entschärft wurde. An den Hängen des Dürrbachtals sollen weitere 36 Bomben niedergegangen sein. Das ganze Dürrbachtal versank anschließend in einer düsteren Wolke aus Staub und Rauch. Vom österlich-dörflichen Frieden war auf einen Schlag nichts mehr zu spüren. Viele Unterdürrbacher fanden in ihren Kellern Schutz oder überlebten den Luftangriff mit unterschiedlich schweren Verletzungen. Viele mussten aus den Trümmern gerettet bzw. geborgen werden. Für insgesamt 78 Unterdürrbacher endete der Bombenangriff allerdings tödlich. [3] Viele der Toten waren Flüchtlinge aus dem zerstörten Würzburg, die den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 überlebt hatten und im Dürrbachtal notdürftig untergekommen waren. Ein Großteil der Todesopfer wurde in einem Massengrab auf dem Unterdürrbacher Friedhof beerdigt, weitere landeten in Familiengräbern und/oder wurden aus der Not heraus in Schränken beigesetzt. Einzelne Todesopfer wurden erst fünf Jahre später bei Straßenbauarbeiten entdeckt. [3]

Historische Aufnahmen

Zeitzeugenbericht von Tilly Kupper

Der nachfolgende Zeitzeugenbericht von Tilly Kupper über die Bombardierung Unterdürrbachs am Ostersamstag, 31. März 1945, wurde freundlicherweise von Armin Maximilian Köhler zur Verfügung gestellt.

►  Link zum Zeitzeugenbericht: https://wuerzburgwiki.de/w/images/0/08/Bombardierung_Unterd%C3%BCrrbach_Zeitzeugin_Tilly_Kupper_1985.mp3
Copyright: Armin Maximilian Köhler

Zitat aus dem Zeitzeugenbericht

„... Ich war gerade im Friedhof, als diese Toten auf einem Zwei-Räder-Karren angefahren wurden. Nur die Köpfe mit einem Lappen eingebunden und am Hals mit einem Strick zugeschnürt waren diese aufgedünsteten Körper, die an beiden Oberarmen mit Stricken angebunden wurden, durch den Friedhof ins Massengrab gezogen. Ich stand tief erschüttert da, ich hatte keine Tränen mehr. Die waren mir schon längst ausgeweint. Nur mein Herz tat mir unendlich weh, wenn ich an das große Kriegsleid dachte...“

Kriegsspuren

Noch bis in das Jahr 1992 befand sich in der Steinburgstraße 43 eine Kriegsruine. An der Pietà Dürrbachtal 102 sieht man noch kleinere Beschädigungen durch Splittereinwirkungen am Sockel. An den Hängen rund um Unterdürrbach wurden viele Bombentrichter verfüllt. Allerdings sind oberhalb der Steinburgstraße im Bereich Hopfenberg noch heute Bombentrichter des Luftangriffs zu finden. [4]

Gedenken

47 Todesopfer des Bombenangriffs wurden in einem Massengrab auf dem Friedhof Unterdürrbach beigesetzt. [5] Heute dient das Mahnmal für den Zweiten Weltkrieg unter anderem am Volkstrauertag dem Gedenken an das dunkle Kapitel der Unterdürrbacher Geschichte. Das Mahnmal besteht aus einer großen Namensplatte, sowie zehn kleineren Namensplatten der Kriegsgräberstätte.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Der Artikel basiert auf dem Zeitzeugenbericht von Tilly Kupper, 1985
  • Tilly Kupper: „Tage des Grauens - wie ich den Angriff auf Unterdürrbach erlebte.“ Herausgeber: Freiwillige Feuerwehr Unterdürrbach e.V., 1995.

Weblinks

Einzelnachweise und Anmerkungen

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