UWE
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UWE sind Experimental-Satelliten der Julius-Maximilians-Universität Würzburg, die sich seit 2005 auf einer Umlaufbahn durch das Weltall bewegen.
Namensgeber
Namensgebend ist die Abkürzung für (Universität Würzburg Experimental-Satellit).
Geschichte
Eine internationale Studentengruppe unter Leitung von Prof. Klaus Schilling (Lehrstuhl Informatik VII: Robotik und Telematik) plante seit 2004 den Bau eines kompletten Satelliten von der Größe einer Milchtüte. Der würfelförmige 10x10x10 cm große Klein-Satellit war der erste deutsche Pico-Satellit, der eine Masse von weniger als einem Kilogramm aufwies. UWE-1 war einer von drei Studenten-Satelliten, die von der Europäischen Weltraumorganisation ESA ins Weltall geschossen wurden.
Forschungsauftrag und Zielsetzung
UWE-1 und seine beiden Nachfolgemodelle UWE-2 und UWE-3 sollen die Nutzungsmöglichkeiten des Internets im Weltall erforschen:
- Analyse der Anwendbarkeit von TCP/IP-Übertragungstechniken für telemetrische und fernsteuernde Daten unter Berücksichtigung typischer Probleme des Weltraumes wie Verzögerungen und Störungen
- Errichten einer Bodenstation und deren Integration in ein internationales Netzwerk von CubeSat-Nutzern über das Internet
- Testen von Microsystem-Komponenten zur Lage-Bestimmung im Orbit.
UWE-1
Am 27. Oktober 2005 wurde UWE-1 mit einer russischen Kosmos-Rakete in eine 690 km hohe Umlaufbahn gebracht und sollte ursprünglich etwa drei bis fünf Jahre dort verbleiben, bis er von UWE-2 abgelöst wird. Die ersten Signale von UWE-1 konnten von der Bodenstation auf dem Campus Hubland Süd schon zwei Stunden nach Eintritt in die Erdumlaufbahn empfangen werden. Zusätzlich diente UWE-1 auch als Testlabor für hocheffiziente Solarzellen, deren Leistungsfähigkeit und Haltbarkeit untersucht werden soll.
UWE-2
UWE-2 trat seine Reise in das Weltall am 23. September 2009 vom Weltraumbahnhof Sri Harikota in Indien an. Aufgabe von UWE-2 war es, mit einer fortgeschrittenen Software auf der Basis verschiedener Sensordaten möglichst genau seine Position und Ausrichtung zu bestimmen. Die Daten dafür stammten aus einem GPS-Empfänger sowie aus Messungen mit Sonnen-, Magnetfeld- und so genannten Inertial-Sensoren, die Beschleunigungs- und Rotationskräfte erfassen. Er und sein Vorgänger kreisen noch immer um die Erde, sind aber mittlerweile verstummt. Erst in ein paar Jahren werden sie in die Atmosphäre eintreten und dann unspektakulär verglühen.
UWE-3
UWE-3 ist am 21. November 2013 vom russischen Yasni aus mit einer Dnjepr-Rakete ins All gestartet. Eine seiner Aufgaben ist es zu zeigen, dass auch Pico-Satelliten in der Lage sind ihre Ausrichtung effektiv zu kontrollieren. UWE-3 beherrscht dafür die Technik, einfache Lageregelungen durchzuführen. Er kann sich beispielsweise für Beobachtungszwecke in eine vorgegebene Richtung drehen. Möglich macht dies eine Wechselwirkung von Magnetfeldspulen an Bord mit dem Erdmagnetfeld, kombiniert mit einem Schwungrad.
UWE-4
UWE-4 ist in der Entwicklungsphase und wird erstmals eine eigene Antriebseinheit erhalten, um die Umlaufbahn nachzujustieren. Am 27. Dezember 2018 erreichte er seine geplante Umlaufbahn. Aufgrund der recht niedrigen Umlaufbahn von 585 km umkreist UWE-4 etwa 16-mal pro Tag die Erde. Wenn er über die Bodenstation am Hubland fliegt, kann er für maximal zwölf Minuten Kontakt aufnehmen und seine gesammelten Daten an die Erde übertragen. In der Zwischenzeit führt er seine Aufgaben selbständig aus.
Internationale Beziehungen
Aufgrund dieser UWE-Satelliten entwickelte sich die Universität Würzburg zu einem Zentrum europäischer Raumfahrt mit dem Spacemaster-Programm im Verbund mit fünf internationalen Hochschulen.
Testmodell
Ein baugleiches Testmodell steht seit 2012 in der Raumfahrtabteilung des Deutschen Museums im München. Aufgrund der hohen Investitionen, die ein derartiges Experiment nach sich zieht, konzentriert sich die Forschung des Lehrstuhls heute schwerpunktmäßig auf die Theorie der Luft- und Raumfahrt, trotzdem soll es auch UWE-4 ins Weltall schaffen.
Siehe auch
Quellen
"UWE-1 seit zehn Jahren im Orbit", Artikel in Der Kessener, Ausgabe Dezember 2015, S. 15