Oberrat

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Der Oberrat war ein vom Domkapitel dominiertes Gremium, das insbesondere im 16. Jahrhundert die Wirtschaftspolitik im Hochstift Würzburg bestimmte.

Namensvarianten

Bischöflicher Rat, rat ufm sal, des Bischofs gesworner rat.

Historie

Bis ins 14. Jahrhundert beriet sich der Bischof mit einem nicht formell festgelegten Ratskollegium aus dem später der Oberrat hervorging. 1265 wird der bischöfliche Rat als consilium suum aufgeführt, 1289 bestand er aus sechs Geistlichen und sechs Bürgern. Für 1341/42 sind erstmalig genauere Informationen über die Zusammenstellung des bischöflichen Rates bekannt. Er bestand zu der Zeit aus zwei Domherren sowie je einem Stiftsherr von Haug und Neumünster. Zudem aus zwei Rittern aus dem Kreise der bischöflichen Ministerialen und sechs Bürgern. Die Ministerialen (Dienstleute) wurden später durch weitere Domherren ersetzt und der Schultheiß wurde zusätzlicher Teilnehmer der Beratungen. [1]

Nach den Auseinandersetzungen des Bauernkriegs wurde nicht nur der städtische Rat durch den Fürstbischof entmachtet sondern auch der Oberrat aufgelöst. Die Kompetenzen gingen auf den Oberschultheiß über bis 1540 der Oberrat wieder zusammentreten durfte. [2] Aus Oberratsprotokollen der 1560er Jahre ist folgende Zusammensetzung des Oberrats ablesbar: Drei Domherren, je ein Kapitelsherr der Stifte Haug, Neumünster und St. Burkard, der scheidende ältere Bürgermeister der Stadt, zwei Mitglieder aus dem äußeren Stadtrat, je ein Mitglied der Gemeinde für die Bäcker, Metzger und Häcker sowie der Oberschultheiß als Vertreter des Fürstbischofs. [3]

Im 17. und 18. Jhd verringerte sich der Einfluss des Gremiums im Hochstift zu Gunsten einer Machterweiterung des Fürstbischofs. Der Oberrat blieb bestehen, bis Würzburg nach der Auflösung des Hochstifts an Bayern fiel.

Zuständigkeit

Unter anderem legte der Oberrat die Satzung und Ordnung der Handwerker fest, ebenso wie die Höhe der Tagelöhne. Er fungierte als Gewerbepolizei und hatte die Marktaufsicht inne. Jedoch waren einige Gewerbe der Zuständigkeit des Oberrats entzogen.

Quellen

  • Geschichte der Stadt Würzburg. Band I und II. Hrsg.: Ulrich Wagner. Theiss, Stuttgart 2001 bzw. 2004.
  • Marcus Sporn: Städtische Wirtschaft und Versorgungspolitik des fürstbischöflichen Oberrats in der Residenzstadt Würzburg im späteren 16. Jahrhundert. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 15. Schöningh, Würzburg 2009

Einzelnachweise

  1. Geschichte der Stadt Würzburg. Band I. Von den Anfängen bis zum Ausbruch des Bauernkriegs. Hrsg: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2001, S. 240
  2. Geschichte der Stadt Würzburg. Band II. Vom Bauernkrieg 1525 bis zum Übergang an Bayern 1814. Hrsg: Ulrich Wagner. Verlag Theiss, Stuttgart 2004, S. 406
  3. Marcus Sporn: Städtische Wirtschaft und Versorgungspolitik des fürstbischöflichen Oberrats in der Residenzstadt Würzburg im späteren 16. Jahrhundert. S. 22
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