Marie Frank
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Marie Frank, geborene Marie Bach, Pseudonym: Marie Wegrainer (* 13. März 1852 in Lipprichhausen bei Uffenheim; † 20. Oktober 1924 in Würzburg) war eine deutsche Schriftstellerin.
Leben und Wirken
Marie Bach war das zweite uneheliche Kind einer Dienstmagd und Köchin. Sie wuchs zunächst bei Pflegeeltern auf und lernte daher erst spät ihre Mutter kennen, nachdem diese einen Schuhmacher geheiratet hatte. Nach sechs Jahren Volksschule wurde Marie selbst Dienstmädchen in bürgerlichen und adeligen Haushalten in München und Rothenburg ob der Tauber. Aufgrund der schwierigen Lage der Dienstmädchen in dieser Zeit wechselte sie häufig die Anstellung. Sie lernte den Schreinergesellen Johann Frank kennen und bekam 1872 von ihm ihr erstes Kind. Erst 1876 reichten die finanziellen Mittel für eine Heirat der beiden. Ihre Schwiegermutter kaufte ein kleines Haus in der Würzburger Zeller Straße 34, das sehr beengt war und in dem Marie unter der Behandlung durch ihre Schwiegermutter litt. 1882 kam hier Leonhard Frank als viertes und letztes Kind neben zwei Töchtern und einem weiteren Sohn zur Welt. 1896 zog die Familie in die Frankfurter Straße 18 um. Die Familie war arm und litt häufig unter Geldsorgen. Dies traf zunächst auch auf Leonhard Frank zu. Nach einem Besuch bei ihm in Berlin beschloss Marie Frank, selbst einen Roman zu schreiben, um ihren Sohn finanziell zu unterstützen. Damit ihre Umgebung nichts davon erfuhr, schrieb sie diesen autobiographischen Roman heimlich, mit geänderten Namen, unter dem Pseudonym Marie Wegrainer und siedelte ihn in Bamberg an. Der Roman, den sie in kurzer Zeit in 15 blauen Schulheften niederschrieb, zählt zu einem der wenigen autobiografischen Zeugnisse des Lebens einer Frau im 19. Jahrhundert aus dem Milieu der Dienstmädchen. Sie schildert darin ihr berufliches Schicksal, die Geburt eines unehelichen Kindes auf dem Lande und die Auseinandersetzungen mit ihrem Ehemann und ihrer Schwiegermutter, zugleich Hausbesitzerin. Marie Wegrainer äußert im Buch auch Wünsche und Träume, wie nach einer ihr als Dienstmädchen verwehrten Privatsphäre und Bildung, und verarbeitet Konflikte eher passiv, durch Blicke, Schweigen und Weggehen. Sie zeigt dadurch jedoch trotzdem auf asketische Weise die Missstände auf – ohne zum Kampf gegen diese aufzurufen oder Hierarchien und Privilegien innerhalb der Gesellschaftsordnung per se anzuzweifeln. Für das Buch, das 1914 erstmals publiziert wurde, erhielt Marie von ihrem Verleger 1.800 Mark. Da aber Leonhard Frank im gleichen Jahr mit dem Roman „Die Räuberbande“ seinen ersten großen Publikumserfolg erzielte, war er auf dieses Geld nicht mehr angewiesen. Marie Frank konnte es daher in ihren eigenen Haushalt einbringen. Dies und der zunehmende Erfolg ihres Sohnes machten es Marie und Johann Frank möglich, in ein Haus in der Würzburger Bismarckstraße umzuziehen.
Posthume Würdigung
- Die Marie-Wegrainer-Straße im neuen Stadtteil Hubland wurde nach ihr benannt.
Werk
Marie Wegrainer: „Der Lebensroman einer Arbeiterfrau: von ihr selbst geschrieben.“ Delphin-Verlag, 1914.