Hauger Viertelhof
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Der Hauger Viertelhof (auch: Hof zur Aich oder zu der Eich) war ein Gebäude in der Würzburger Altstadt.
Lage
Der Hof stand auf der heutigen Adresse Haugerkirchgasse 4. Im Foto von 1915 ist vorne rechts der Hauger Viertelhof mit einem Wagen an der verdeckten Hofeinfahrt zu sehen.
Namensgeber und Geschichte
Der Hof erhielt seinen Namen vom so genannten Hauger Viertel. Die Einteilung der Innenstadt in Viertel geschah unter Bischof Johann I. von Egloffstein im Jahre 1410 zur besseren Einhebung der Abgaben. Jedes Viertel hatte seinen Viertelmeister, der diese Abgaben einzuheben hatte. In bestimmten öffentlichen Häusern, die man Viertelhöfe nannte, walteten sie ihres Amtes. Anfänglich kamen die Bürger nur in die Höfe, um ihre Abgaben zu entrichten, später aber dienten sie ihnen zur Beratschlagung in städtischen Angelegenheiten. Im Bauernkrieg hielten die Bürger zu den Bauern. Als Sammelplatz dienten ihnen die Viertelhöfe. Hier schmiedeten sie die Projekte zur Ausführung ihres aufrührerischen Vorhabens, weshalb Fürstbischof Konrad II. von Thüngen am 20. November 1526 die Versammlungen verbot, die Viertelhöfe in seine Gewalt nahm und sie an seine Günstlinge verlieh. Den Hauger Viertelhof erhielt der fürstbischöfliche Speisemeister Bastian Dettelbach und dessen Frau auf Lebenszeit.
Das Anwesen befand sich später in städtischem Besitz und wurde am 1. Juli 1818 versteigert. Die „Kürzliche Beschreibung“ des Gebäudes „Hauger-Viertelhof, 1. Distr. Nro. 151“ lautete: „Dasselbe bestehet in zwey Stöcken, einem geräumigen Hof und Vorplatze in jedem Stock. Der erste ist von Stein, der andere von Holz, hat im Umfange in der Långe 63 3/4 Schuh, und in der Tiefe 14 Schuh, mit einem Nebengebäude am Eingange des Thores, welches in der Långe 45 1/2 Schuh , und in der Tiefe 16 1/2 Schuh mißt.“ [1] Ein Schuh (später Fuß) entspricht etwa 29 Zentimeter. Das Hauptgebäude maß also 18,5 x 4,1 m², das Nebengebäude 13,2 x 4,8 m². Das Anwesen wurde vermutlich von dem Wagnermeister Jacob Stößel († 1840) ersteigert und verblieb über vier Generationen hinweg im Besitz der Wagnerfamilie Stößel.
Heutige Nutzung
Heute dient der Nachkriegsneubau Wohnzwecken.
Siehe auch
Quellen
- J. A. Oegg: Entwicklungsgeschichte der Stadt Würzburg, Leo Woerl'sche Buch- und kirchliche Kunstverlagshandlung, 1881, S. 377
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 173