Höllriegel
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Höllriegel war eine Adressbezeichnung bis Ende des 19. Jahrhunderts und nochmals in der Zeit des Nationalsozialismus.
Namensherkunft
Der Name Höllriegel in der nördlichen Würzburger Kernstadt geht bereits auf das frühe Mittelalter bis in das Jahr 1206 zurück. [1] Ortsbezeichnungen mit Hol oder Hölle weisen auf Befestigungen von Siedlungsteilen hin. [2] Mit Withold lässt sich die Zusammensetzung aus Hölle (im Sinne einer als „Hülle“ dienenden Ummauerung) und Riegel (wie „Rigol“/„Rieghol“ verwandt mit „hohl“ und in diesem Fall ein Loch in der Mauer bzw. eine Maueröffnung bezeichnend) als eine Öffnung (wie z.B. einen Durchgang oder eine Unterbrechung) im Mauerwerk (des von Außenhöfen umgebenen rechtsmainischen Königshofes „Königsheim“) deuten. [3] [4] Carl Heffner schreibt 1852/71 zum Hof Höllriegel: "ein auch anderwärts vorkommender Ortsname - in urkundlicher Schrift Holderigil, welcher an die Göttin Hulda, Frau Holle der altdeutschen Mythologie erinnert. [5].
Lage
Bis Ende des 19. Jahrhunderts bezeichnete Höllriegel einige Anwesen nördlich der Bronnbachergasse. Der Höllriegel umfasste die Hausnummern 177 bis 180 des II. Distrikts. Für die Nummern 266 und 267 (südlich der heutigen Bronnbachergasse) wird sowohl Höllriegel als auch Ulmergasse als Adresse genannt. [6]
- ► Lage in der Uraufnahme: Auszug BayernAtlas, die Nummern befinden sich mittig im Bild
Im Jahre 1890 richteten die Bewohner des damaligen Höllriegels eine Petition an den Magistrat der Stadt Würzburg, in der sie um eine Änderung des Namens Höllriegel baten. Begründet wurde diese Bitte damit, dass der an die Hölle erinnernde Name bei den Mietern Anstoß errege. Die Besitzer der im Hofe gelegenen Häuser können die Wohnungen nur sehr schwer vermieten. Dem Magistrat leuchteten die Argumente der Bürger ein und er änderte den Namen in Bronnbacherhof, der heute noch besteht. Aber er bedachte dabei nicht, dass seit 1170 bereits am westlichen Ende der Bronnbachergasse ein Bronnbacherhof verortet war. [7] Unter den Straßenumbenennungen der Nationalsozialisten wurde nun letzterer unter Rückgriff auf die historische Bezeichnung zum Höllriegel. Damit wanderte der Höllriegel in den westlichen Abschnitt der Bronnbachergasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die anliegenden Häuser in die Bronnbachergasse einbezogen.
- ► Lage auf einem Plan des Jahres 1935
Quellen
- Bruno Rottenbach: Würzburger Straßennamen Band I. Fränkische Gesellschaftsdruckerei GmbH, Würzburg 1967, S. 51
- Fränkisches Volksblatt: „Die Hölle erregte bei den Mietern Anstoß“ (31. Oktober 1964)
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Mit „Höll(en)riegel“ benannte man früher auch den Teufel bzw. dessen Großmutter.
- ↑ Karl Withold: Die frühgeschichtliche Entwicklung des Würzburger Stadtplanes. S. 377 und 387 f.
- ↑ Karl Withold, a.a.O., S. 377 und 374
- ↑ Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, Walter de Gruyter, 21. Aufl., Berlin und New York 1975, S. 297 („Hehl“, „hehlen“), 314 f. („Hölle“) und 319 („Hülle“)
- ↑ Carl Heffner, Würzburg und seine Umgebungen. S. 140
- ↑ J.P. Hanecker: Umfassendes Adreßbuch für Würzburg königl. bayer. Universitäts- und Kreishauptstadt von Unterfranken und Aschaffenburg. Würzburg 1846
- ↑ Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 50