Epitaphe am Rathaus (Frickenhausen am Main)

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Epitaphe an der Ostseite des Rathauses in Frickenhausen am Main

Die Epitaphe am Rathaus zählen zu den Baudenkmälern der Marktgemeinde Frickenhausen am Main.

Lage

Die drei Epitaphe befinden sich an der östlichen Außenwand des Rathauses in der Hauptstraße.

Beschreibung

Bei den drei Sandstein-Epitaphen handelt es sich um Gedenksteine/Grabinschriften einst reicher und wohlhabender Bürger der Marktgemeinde.

Epitaph (links) von 1588

Epitaph von 1588

„Grabstein des 1588 verstorbenen Bürgermeisters Johann Marolt und seine Frau. In der von zwei Säulen flankierten Nische die Verstorbenen mit drei Kindern in Hochrelief, zu beiden Seiten des Gekreuzigten kniend. Giebel im Auszug in dem von zwei Putten gehaltene Wappenschilder und rundbogigem Abschluß mit dem Relief eines schlafenden Kindes mit der Sanduhr.
Handwerksmäßig, kulturgeschichtlich interessante Arbeit. Schrift verwittert. Höhe 2,50 m: Der Epitaph ist aus gelbgrünem Sandstein und zeigte durchgehend starken Steinzerfall, besonders an erhöhten Reliefstellen wie Draperien, Gewändern, Bekrönung und am liegenden Putto. Der untere Teil, die Schrifttafel, ist nicht mehr zu lesen. Offenbar war dies um 1900 noch besser möglich, ansonsten wäre heute eine Beschreibung überhaupt nicht mehr möglich. Das erste Foto, hergestellt 1905 zeigt eine noch viel bessere Darstellung des gesamten Epitaphs, so z.B. das liegende, sich auf seinen rechten Arm stützende Kind hält in der linken Hand die Sanduhr, oder über dem rundbogigen Abschluß war ein gut erhaltener Engelskopf mit beiseitigen Flügeln.“ [1]

Die erste fachliche Beurteilung der Epitaphen erfolgte mit gutachterlicher Beurteilung am 11. Mai 1977 durch das Landesamt für Denkmalpflege. In einer weiteren von der Marktgemeinde eingeholten Stellungnahme des Landesamtes vom 28. April 1978 wird u.a. empfohlen, eine Volltränkung mit Acrylharz durchführen zu lassen. Nach Ausschreibung erhielt die Würzburger Fachfirma Fuchs am 12. September 1978 den Sanierungsauftrag.

Epitaph (Mitte) von 1621

Epitaph von 1621

„Margaret Hentzemann, † 30. Sept. 1617, und Dorothea Hentzemann, † 12. März 1621. Relief der Verstorbenen, darüber die Figur Christi in einer Wolke. Umrahmung Pilaster; Rundbogengiebel. Sandstein: Höhe 1,80 m.“ [1]</ref>

Im Mittelteil des Epitaphs lautet der Originaltext:

Ano 1617 den 30 Sebtember ist in Gott sehlig Entschlaffen Margareth henßemenin und dem 1621 de 12 Marty zwischen 12 und 1 Uhr verschied dorthea henßemenin des Erbar'n wolff henßemans. Eheliche Kinder deren Gott der Allmechtig gnedig sei. Amen.

In der ovalen Tafel des unteren Teil und zugleich dem Sockel, noch gut lesbar, die Inschrift:

Laset die Kindlein zu mir Komen dan Jhr ist das Reich der himel. Ano 1624 den 14. Augusty ist in Gott verschieden Margaretha deren Gott gnad. Amen.

Epitaph (rechts) von 1699

Epitaph von 1699

Dieses Epitaph ist für die Marktgemeinde Frickenhausen am Main von großer geschichtlicher Bedeutung. Der ebenfalls aus Sandstein hergestelllte Epitaph, besonders reich an verschiedensten Verzierungen und Darstellungen, wurde ebenso wie die beiden anderen Epitaphe nach fachlicher Beurteilung renoviert.

„Grabstein des domkapitelschen Kellermeisters Georg Christoph Behr, geb. 25. Januar 1621, † 2. Februar 1699. Großer, altarartiger Aufbau. Über dem Sockel Relief: Christi Fall unter dem Kreuz. Darüber großes Relief der Himmelfahrt Christi in reicher Akanthusumrahmung. Oben Inschriftplatte. in der Bekrönung Wappen. Sandstein, 3,20 m.“ [2]

Nach einem Foto von ca. 1905 befand sich über dem Abschlusswappen noch eine schöne Helmzier, die aber verloren ging. Ferner lautet die Inschrift nicht „domkapitelschen Kellermeisters“ sondern „Domkapit Keller“. Die Bezeichnung „Keller“ jedoch ist keine Abkürzung für „Kellermeister“. Diese heutige Berufsbezeichnung gab es damals nicht. „Keller“ ist vielmehr eine Ableitung aus dem lateinischen „cellerarius“. Dahinter verbirgt sich ein höherer Finanz- oder Verwaltungsbeamter von z.B. Kirchen, Klöstern oder sonstigen Gemeinschaften.
Georg Christoph Behr war demnach ein domkapitelscher Verwalter. Dass er außerdem sehr vermögend war, geht aus einer im Gemeindearchiv Band 24 vorliegenden Güterbeschreibung hervor. Er besaß ein für damalige Verhältnisse großes Gut mit insgesamt 70,5 fränkischen Morgen an Feld, Weinbergen, Wiesen und Wald.

Im unteren Rand der Platte, Christi Fall darstellend, findet sich eine kaum mehr lesbare Schrift. Die im Oval der oberen Schriftplatte angebrachte Schrift lautet im Originaltext:

Hier unten ruhen zu Gott der ehrenveste und vorgeachte Herr Georg Christoph Behr Domkapt: Keller dahier P: 21 Jahr: gebore den 25. Jan: 1621 gestorbe d2. Feb. 1690, seines Alters 60 Jahr 8 Däg: hinterließe nach batrimonio 2 Söhn 5 Döchter: deßen und alle Christgläubigen seellen der gerechte Gott ahn ihrem letzten Gerichtsdag wolle gnädig sein. Amen.

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Frickenhausen am Main, Nr. D-6-79-131-15
  • Josef Bätz: Frickenhausen am Main - Illustrierte Chronik eines Winzerdorfes. Frickenhausen am Main 2013
  • Heinrich Grieb: Unsere Bildstöcke in Frickenhausen beschrieben aus alten Dokumenten und Erinnerungen. Eigenverlag, Frickenhausen am Main 2006
  • Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, III. Bd.: Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, Heft 1: Bezirksamt Ochsenfurt, bearb. von Hans Karlinger, München 1911, S. 81 ff. (Online-Fassung)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Hans Karlinger, a.a.O., S. 91
  2. Hans Karlinger, a.a.O., S. 90

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