Alfred Richard Meyer

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Alfred Richard Meyer alias Munkepunke 1932 (© Heliane Keller)

Alfred Richard Meyer alias Munkepunke (* 4. August 1882 in Schwerin; † 9. Januar 1956 in Lübeck) war Journalist, Schriftsteller, Lyriker und Verleger.

Leben und Wirken

Während seiner Schulzeit besuchte Meyer die Gymnasien in Kiel, Arnsberg (Westfalen), Dortmund und Braunschweig, wo er 1901 sein Abitur machte. Danach studierte er Jura in Marburg an der Lahn, an der Universität Würzburg, in Göttingen, Jena und Berlin. 1905 scheiterte er in Celle beim Staatsexamen und wechselte deshalb zum Studium der Literaturgeschichte und Philosophie.

Meyer ging nach Berlin und war dort von 1905 bis 1910 Lektor des Verlages Otto Janke und war als Journalist für die „Berliner Neuesten Nachrichten“ und die „Berliner Allgemeine Zeitung“ tätig. Von 1910 bis 1914 war er Leiter des Verlags Richard Taendler und gründete 1907 seinen eigenen Verlag, den Alfred Richard Meyer-Verlag in Berlin-Wilmersdorf.

Als „Munkepunke“, wie Meyer sich seit 1913 nannte, pflegte er die Lebensart des Bohémiens. Hierbei war er Gastrosoph, Gourmet und kulinarischer Experte aller lesbaren, essbaren und trinkbaren Genüsse, außerdem Autor und Conférencier beim Berliner Kabarett Schall und Rauch, Lyriker und insbesondere Wortakrobat, hochgebildeter Bücherwurm, Anhänger des Nacktbadens, Erzähler, antiquarischer Sammler und Verleger. Als dieser erlangte er vor allem als erfolgreicher Entdecker, Herausgeber und Förderer vieler frühexpressionistischer Dichter Bedeutung, wie etwa von Heinrich Lautensack (Gesammelte Gedichte/1910), Paul Zech (Waldpastelle/1910), Gottfried Benn (Morgue und andere Gedichte/1912), Rudolf Leonhard (Angelische Strophen/1913), Else Lasker-Schüler (Hebräische Balladen/1913), Alfred Lichtenstein (Die Dämmerung/1913) und Yvan Goll (Der Panama-Kanal/1914).

Schriftsteller und Verleger

Bereits 1912 versuchte er sich als Mittler der europäischen Moderne in Deutschland mit Marinettis Sammlung Futuristische Dichtungen (der ersten und einzigen deutschen Übersetzung Marinettis) und 1913 mit Apollinaires Langgedicht Zone (der ersten deutschen Apollinaire-Übertragung).

Im Alfred Richard Meyer-Verlag erschienen nach dem Ersten Weltkrieg auch die ersten drei Gedichtbände von Joachim Ringelnatz: Turngedichte, gefolgt von Kuttel Daddeldu oder das schlüpfrige Leid (beide 1920) und Die gebatikte Schusterpastete von 1921. Von 1919 bis 1929 war er Feuilleton Chefredakteur bei Telegraphen-Union. In der Zeit von 1930 bis 1945 führte er die Geschäfte der Notgemeinschaft des deutschen Schrifttums. [1]

Im Oktober 1933 gehörte Meyer zu den 88 Schriftstellern, die das Gelöbnis treuester Gefolgschaft für Adolf Hitler unterzeichneten. [1] 1934 war er zusammen mit anderen Literaten wie Georg Harro-Schaeff-Scheefen und Adalbert Jakob unter den Gründern der Max-Dauthendey-Gesellschaft in Würzburg. Seit 1935 leitete er die „Fachschaft Lyrik“ in der Reichsschrifttumskammer, seit 1936 war er zusätzlich Referent der in der Reichsschrifttumskammer erfassten Schriftsteller, später Leiter der „Gruppe Schriftsteller“. 1937 trat er der NSDAP bei. [1]

Nachdem seine Berliner Wohnung mitsamt der Bibliothek in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs ausgebrannt war, schlug er sich nach Lübeck durch, wo er seine letzten Lebensjahre verbrachte. Mit seinen in der Nachkriegszeit entstandenen Werken hatte er keinen Erfolg mehr.

Mitgliedschaft

In Würzburg wurde er 1902 Mitglied des Corps Nassovia Würzburg. [2]

Rezeption

Nach Kriegsende wurde Munkepunkes Schrift Soldatenbriefe großer Männer (1941) in der Sowjetischen Besatzungszone auf die Liste der auszusondernden Literatur gesetzt. [3]

Vom September bis Oktober 2006 fand im Till-Eulenspiegel-Museum Schöppenstedt bei Braunschweig anlässlich des 50. Todesjahres des Dichters und Verlegers eine Gedenksonderausstellung zum Thema „Munkepunke“ statt.

Gedichtauswahl

Würzburg im Taumel. Arabesken. (© Heliane Keller)
„Bracht dich gen Würzburg die Eisenbahn,
grüßt dich als erster Sankt Kilian,
der einstmals als Wanderbischof her
von Schottland ankam über das Meer,
begleitet von Totnan und Kolonat,
die zu dritt durch Gailanas Verrat
starben den heiligen Märtyrertod,
wo jetzt die Neumünsterkuppel droht.
Wenn jährlich der achte Juli lacht,
Banner und Meßgewänder Pracht
prunkt vom Kürschnerhof her in Sang und Duft
der Weihrauchfässer, die Sommerluft
wallt sich und ballt sich zum Lied und Chor,
und wieder bricht es brausender hervor:
,Wir rufen an den teuern Mann,
Sankt Kilian,
Sankt Kolonat und Sankt Totnan
dich loben, dir danken
deine Kinder in Franken,
Sankt Kilian!‘
Bringt dich von Würzburg die Eisenbahn,
grüßt dich als letzter Sankt Kilian.“
„Auf des Maines alter Brück
stehn der Heiligen zwölf Stück.
Offensichtliche Erregung
gab den Gesten die Bewegung.
Nasen schnuppern himmelwärts,
einer greift sich an das Herz.
Der scheint Töne wo zu hören,
jener hebt die Hand zum Schwören.
Dieser sich empört aufreckt,
andere sind baß erschreckt.
Aus den Mienen kannst du's lesen:
,Ich bin's wahrlich nicht gewesen!‘
Was denn? Wer denn? O, ihr fragt?
Antwort sich wohl selber sagt.
Hier hat einer sich erdreistet,
laut zu - Einen Witz geleistet
hat sich einst der Künstler hier,
verriet die Legende mir.
Wer nicht glaubt an die Historie,
seh sich an der heiligen Glorie,
irdischer Menschlichkeiten Tücke,
auf des Maines alter Brücke.“

Aus: Alfred Richard Meyer: Würzburg im Taumel. Arabesken. Alfred Richard Meyer-Verlag, Berlin-Wilmersdorf 1911.
Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Heliane Keller (Enkelin von Alfred Richard Meyer).

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Siehe auch

Literatur

  • Alfred Richard Meyer: Würzburg im Taumel. Arabesken. Alfred Richard Meyer-Verlag, Berlin-Wilmersdorf 1911
  • Munkepunke: Würzburger Stein Auslese. Kartell lyrischer Autoren. Alfred Richard Meyer-Verlag, Berlin-Wilmersdorf 1931
  • Alfred Richard Meyer in Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft - Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Zweiter Band, S. 1238, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931
  • Alfred Richard Meyer: 'Die Maer von Musa Expressionistica' die Faehre Düsseldorf 1948

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, S. Fischer, Frankfurt am Main 2007. ISBN: 978-3-10-039326-5, S. 408.
  2. Kösener Corpslisten 1930, 101, 701; 142, 564
  3. Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone: Liste der auszusondernden Literatur. Zentralverlag, Berlin 1946
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