Johannes Böhm
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
P Johannes Böhm OT (* ca. 1490 in Aub; † 9. Juni 1534 in Rothenburg ob der Tauber) war Ordensgeistlicher, Humanist und Ethnologe.
Leben und Wirken
Johannes Böhm war Sohn eines Kürschners. Sein Onkel Georg Böhm war Prior im Dominikanerkloster in Halle an der Saale, sein Onkel mütterlicherseits Johannes Zehenter Stadtpfarrer in Aub, Musiker und Komponist.
Böhm trat 1515 als Bruder dem Deutscher Orden bei und studierte in Halle an der Saale und Leipzig Theologie. Als Priesterbruder an der Deutschordenskommende Ulm schrieb er von 1517 bis 1520 sein Hauptwerk, das ihn als einen der ersten humanistischen Ethnographen ausweist. Als einer der ersten Gelehrten beschäftigte sich Böhm mit den frühmittelalterlichen deutschen Volksrechten (Leges), aus denen er Auszüge im Abschnitt über die Bayern mitteilte. Im Jahr 1522 wechselte er an die Deutschordenskommende Kapfenburg. Zuletzt ist sein Wirken in Rothenburg ob der Tauber belegt.
Literarische Werke
1515 hatte Böhm einen lateinischen Gedichtband „Liber heroicus“ veröffentlicht, der auch ein Lobgedicht auf die Stadt Ulm enthält. Das völkerkundliche Hauptwerk, „Repertorium librorum trium omnium gentium mores leges et ritus“, das in drei Büchern die Völker Afrikas, Asiens und Europas und auch die deutschen Stämme beschreibt, entstand zwischen 1517 und 1520 und erlebte viele weitere Auflagen und Übersetzungen. Die Abschnitte über Deutschland wurden vor allem von Sebastian Franck in seinem Weltbuch und von Sebastian Münster in seiner Kosmographie verwertet. Böhm's Hauptwerk begründet seinen Ruf als Vater wissenschaftlicher Volkskunde.
Posthume Würdigung
Nach ihm wurde in der Stadt Aub die Johannes-Böhm-Straße benannt.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- „Boemus, Johannes“ von Carl Ruland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 30, (Onlinefassung (Version vom 27. Juni 2016, 15:34 Uhr UTC))