Ökohaus Würzburg
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Das 'Ökohaus Würzburg wurde von Beginn an vom Bund Naturschutz in Bayern e.V. Kreisgruppe Würzburg betrieben. Als Niedrigenergiehaus mit Sonnenenergie- und Regenwassernutzung, umweltfreundlichen Baumaterialien und Dachbegrünung u. a. ist es ein Musterbeispiel für „ökologisches Bauen“.
Geschichte
Das Ökohaus war der Versuch anläßlich der Landesgartenschau 1990, ein ökologisch und ökonomisch vertretbares Konzept für ein Bauen in Harmonie mit der Natur zu entwickeln. Das Gebäude sollte als Musterhaus insgesamt und in seinen einzelnen Elementen stimmig und übertragbar sein. Bauweise, Baustoffe und Haustechnik sollten daher auch für andere Bauherrn machbar, erlebbar und überprüfbar sein. 2021 wurde das Ökohaus offiziell als 60. Umweltstation in Bayern anerkannt. [1]
Idee und Konzept
Ökologisches Bauen bedeutet:
- eine klimagerechte und energiegewinnende Baukonzeption
- energiesparende Bauweise und Heizsysteme sowie
- die Verwendung von schadstoffarmen, lokalen Baumaterialien oder Recyclingprodukten.
Auf diese Weise kann die Umwelt und die Gesundheit des Menschen soweit wie möglich geschont werden. Darüber hinaus werden hier durch Selbsthilfe und Baustoffrecycling die Kosten niedrig gehalten. Auch wenn im Einzelfall Kompromisse notwendig wurden, so konnten diese Ziele im Ökohaus des Bund Naturschutzes weitgehend verwirklicht werden.
Bau und Konstruktion
Bei Aufbau und Konstruktion zeigt sich das ökologische Bauen darin, dass der Gebäudesockel aus Natursteinmauerwerk nicht aus Beton - wie sonst üblich - erstellt wurde. Auf die Muschelkalkmauer wurde eine Holzkonstruktion aufgesetzt. Bei der Holzständerbauweise wurden traditionelle und moderne Bauweisen mit einander kombiniert. Zu den modernen Konstruktionsweisen gehört die Verwendung von Leimbindern (Holzbalken, die sich aus zusammengeleimten kleinen Holzteilen zusammensetzen). Auf diese Weise lässt sich auch Schadholz verarbeiten. Der Holzständerbau wurde anschließend zum Teil mit Glas und zum Teil mit Lehm ausgefacht. Der Lehmbau bot sich deshalban, weil das Material in der Region vorhanden ist. Darüber hinaus ermöglicht die Verwendung von Lehmsteinen eine hohe Eigenleistung beim Bau. Im Vergleich zu Industriebaustoffen muss bei der Herstellung nicht erst Primärenergie aufgewendet werden.
Zu einer klimagerechten und energiesparenden Baukonzeption gehört auf jeden Fall eine Dachbegrünung. Durch ein grünes Dach wird die Wärmedämmung verbessert. Die Räume werden im Sommer über die Dachflächen weniger aufgeheizt und geben im Winter nicht auf diesem Wege die Wärme ab. Neben den Vorteilen für das Raumklima entstehen auch positive „Nebenwirkungen“ für die Umwelt. Die Pflanzen des grünen Daches binden den Staub der Luft. Darüber hinaus geben sie Feuchtigkeit an die Luft ab und verhindern, im Gegensatz etwa zu einem Flachdach, dass sich durch Hitzeabstrahlung die Städte im Sommer weiter aufheizen.
Energieeffizienz
Sowohl bei der bautechnischen Konzeption als auch bei der energietechnischen Planung wurde versucht, den Energiebedarf des Ökohauses möglichst gering zu halten. Energiesparmöglichkeiten wurden in allen Bereichen, in denen Energie eingesetzt wird, konsequent genutzt, beginnend bei der baulichen Wärmedämmung bis hin zur Auswahl der Geräte mit minimalem Energiebedarf und optimalem Wirkungsgrad der Energieumsetzung. Außerdem sollte die benötigte Energie umweltschonend erzeugt werden, d.h. ein möglichst hoher Anteil wird durch die Nutzung von regenerativen Energiequellen abgedeckt. Beim Ökohaus hat man sich für eine umfangreiche Nutzung der Sonnenenergie entschieden.
Raumklima
Die einfachste Möglichkeit ist dabei die passive Sonnenenergienutzung. Die großen nach Süden orientierten Fensterflächen lassen viel Sonne und Wärme ins Innere des Gebäudes gelangen. Wichtige Voraussetzung für diese passive Solarenergienutzung ist die „Dreifach-Wärmeschutzverglasung“. Durch solche Maßnahmen kann in unseren Breitengraden nicht der gesamte Raumwärmebedarf gedeckt werden, jedoch verringert die eingefangene Sonnenenergie den Zusatzenergiebedarf. Die vor allem im Winter notwendige Ergänzung der Raumheizung erfolgt über eine Hypokaustenheizung. Dabei wird warme Luft in Wänden und Fußböden in geschlossenen Kreisläufen geführt. Diese wird von einem erdgasbefeuerten Heizkessel erzeugt, der nur sehr geringe Stickoxid-Belastungen der Luft verursacht. Damit ist ein schadstoffarmer, umweltfreundlicher Heizbetrieb gewährleistet. Die benötigte Wärmemenge wird durch die gute Isolierung gering gehalten. Dachbegrünung, Isolierverglasung sowie Wärmespeicherung und Wärmedämmung der Baumaterialien tragen dazu bei. Dies gilt insbesondere für die Lehminnenwände, den Ziegelfußboden und die Wärmedämmung (u.a. durch geschrotete Weinkorken). Die Dämmstoffstärke liegt zwischen 22 und 25 cm.
Warmwasserversorgung
Eine weitere Möglichkeit der Sonnenenergienutzung wird mittels einer Warmwasser-Solaranlage für die Trinkwassererwärmung angewandt. Hierbei werden die Sonnenstrahlen auf einer Fläche von 4 m² in Kollektoren absorbiert, in Wärme umgewandelt und mittels Wärmeträgermedium zur Trinkwassererwärmung oder zur Heizungsunterstützung genutzt. Diese Maßnahme bezeichnet man als Solarsystem.
Ein Vorteil dieser Nutzungsart ist die gute Speicherung des durch Sonnenenergie erwärmten Wassers, so dass auch außerhalb der Sonnenscheinzeiten diese kostenlose Energie zur Verfügung steht. Reicht zu gewissen Zeiten die Sonnenenergie zur Erwärmung nicht aus, wird mit dem Heizkessel das Wärmedefizit ausgeglichen.
Nachhaltige Solarstromerzeugung
Die dritte angewandte Nutzungsmöglicheit der Sonnenstrahlung und energietechnischer Schwerpunkt der Solarsysteme beim Ökohaus ist die Photovoltaikananlage. Diese Anlage wandelt in 42 polykristallinen Hochleistungs-Solarmodulen die Sonnenenergie direkt in elektrische Energie um. Die Module sind auf dem Dach des Ökohauses angebracht und nach Süden ausgerichtet.
Wird zu sonnenscheinreichen Zeiten mehr Solarstrom erzeugt als verbraucht, wird der überschüssige Strom in das öffentliche Netz eingespeist. Ebenfalls besteht die Möglichkeit, wenn der Solarstrom nicht ausreicht, das Ökohaus vom öffentlichen Netz aus mit elektrischer Energie zu versorgen.
Ökohausgarten
Mit Hilfe einer Mitarbeiterin der SOS-Dorfgemeinschaft Hohenroth wurden auf dem Grundstück des Ökohauses ein Nutz- und Ziergarten mit Kräutern und Pflanzen angebaut, die gerade in ihrer Funktion als Heilpflanzen zum Teil in Vergessenheit geraten waren. Neben lehrreichen Schaubildtafeln, die überall auf dem Gelände platziert sind, gibt es im Bauerngarten eine Vielfalt an Heilpflanzen und -kräutern zu entdecken.
Heutige Nutzung
Seit dem Ende der Landesgartenscheu nutzt die Kreisgruppe Würzburg seit November 1990 das Ökohaus Würzburg als Geschäftsstelle und Umweltbildungszentrum.
Kontakt
- Ökohaus Würzburg
- Luitpoldstraße 7a
- 97080 Würzburg
- Telefon: 0931 - 43972
ÖPNV