Amtskellerei (Prosselsheim)

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Amtskellerei Prosselsheim
Wappenstein von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim über dem Eingang des Prosselsheimer Rathauses

Die Amtskellerei ist das repräsentative Gebäude der Gemeindeverwaltung Prosselsheim.

Lage

Das Gebäude liegt abseits der Würzburger Straße in gleichnamiger Seitenstraße an einem großzügig gestalteten Platz.

Geschichte

1608 ließ Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn des Amtes und Bauhofes Prosselsheim vermessen. Die Zufahrt führte über die Hofstraße. Zu dieser Zeit war das Haus schon ganz baufällig und mit hohlen Ziegeln eingedeckt. Im Erdgeschoss befanden sich Stallungen, Gesindestuben, Kammern und eine Küche. Der Amtmann wohnte im 1. Stock. Im Dach waren weitere Stuben und Kammern. Vor dem Amtshaus befand sich ein großer Platz, der unter anderem auch zum Lagern von Holz benötigt wurde. Auf diesem Platz gab es eine Scheune mit einem großen Weinkeller; daneben gab es einen weiteren Stall.

Am 1. März 1753 hatte Tobias Joseph Moser, Amtskeller zu Prosselsheim, Audienz bei Fürstbischof Karl Philipp von Greiffenclau. Der Grund der Zusammenkunft war die ruinöse und baufällige Kellerei in Prosselsheim, die Greiffenclau bekannt war. Er entschied sich bereits am 10. März 1753 für einen Neubau und überließ es der Hofkammer, wo und in welchem Ort der neue Kellereibau angelegt werden sollte. Mit der Planung der neuen Amtskellerei betraute man den Würzburger Hofarchitekten Balthasar Neumann. Er hatte sich die alte Amtskellerei angesehen. Prosselsheim war ihm nicht fremd, da es auf seinem Weg über Fahr zu seinen Baustellen in Gaibach, Maria Limbach, Bamberg und Vierzehnheiligen lag. Am 28. April 1753 übergab Neumann die Pläne und Überschläge, wieviel Geld die Hofkammer für das Bauwesen 1753 verwenden müsste. 2000 fl forderte er für die Stallung der Kellerei Prosselsheim, mit der zuerst begonnen werden sollte.

Für Neumann als einen der wichtigsten Baukünstler der Barocks wr die bauliche Symmetrie wichtig. Seit seiner Planung der Amtskellerei hat Prosselsheim sein neues Gesicht erhalten. Kirche, Brunnen und Amtskellerei bilden eine Achse, rechtwinklig zur Würzburger Straße.

Da Neumann bereits vor der Fertigstellung der neuen Amtskellerei am 19. August 1753 verstarb, übernahmen Hofmaurermeister Gottfried Günther und Johann Michael Zongerlein 1754 mit abgewandelten Grundrissen und etwas veränderter Fassade die Ausführung. Nur das nebenstehende Stallgebäude hat man noch 1753 genau nach dem Plan Neumanns gebaut. Die Planung Neumanns das neue Kellereigebäude über dem alten Weinkeller der Scheune von 1599 zu erbauen, wurde dagegen realisiert.

Baubeschreibung

Der zweigeschossige, verputzte Mansardwalmdachbau mit geohrten Fensterrahmungen trägt einen Wappenstein von Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim. Durch die Änderung von Grundriss und Fassaden abweichend vom Neumann'schen Plan ergab sich eine ungleichmäßige Verteilung der Fenster. Die beiden Abstände von der mittleren Fensterachse zu den jeweiligen nächsten Fenstern sind größer als die übrigen Wandteile zwischen den Fensterachsen. Die Ausstattung der beiden Schmalseiten des Hauses mit nunmehr 6 anstatt 5 Fensterachsen war wohl der schwerwiegendste Eingriff in das schlossähnlich Kunstwerk Balthasar Neumanns. Der Seitenansicht des Hauses wurde dadurch die Spannung und die Mitte genommen, wenn auch im Inneren Vorteile entstanden. Andere Veränderungen im Hause können heute, nach mehrfachen Umbaumaßnahmen, dien nach 1873 das Haus zu einer Schule umfunktionierten, nur noch sehr schwierig genau rekonstruiert werden.

Innenausbau von 1754 bis 1756

1754 wurde von der fürstlichen Hofkammer mit den Schwanfelder Tünchnermeistern Jörg Möhrlein und Jacob Pirner ein Kontrakt zum Innenausbau geschlossen. Von weiteren Handwerkern, wie z.B. dem Zimmermann, konntne die Kontrakte bislang nicht gefunden werden. Bei Hofe arbeiteten damals als Hofbauamtsschmied Jörg Öhrlein (1749-1788), Andreas Kessler als Hofschieferdecker (1751-1782) und Johann Leonhard Greising als Hofzimmermeister (1749-1782). Teile der Erstausstattung im Innenbereich konnten noch bei den Restaurationsarbeiten 1986 aufgefunden werden, so z.B. die Schlösser im jetzigen Trauzimmer, am Aufgang zum Dachboden ein Schloss mit Türgriff und Türdrücker, ein weiterer Türgriff mit Schlüsselschild, im Obergeschoss ein verzinnter Türbeschlag, Fenster und Türen aus der Bauzeit. Zahlreiche Nachrichten aus Amts- und Gemeinderechnung Prosselsheim weisen darauf hin, dass der Bau 1756 seiner Vollendung entgegen ging.

Besitzveränderungen seit 1803

Am 25. Februar 1803 verlor die Amtskellerei ihre Bedeutung. Der letzte Fürstbischof Georg Karl von Fechenbach zog sich nach der Säkularisation auf sein Sommerschloss Werneck zurück. Er hatte die Landesherrschaft verloren. Prosselsheim und seine Amtsdörfer wurden ab dem 8. November 1804 vom Landgericht und Rentamt Dettelbach verwaltet. Die Funktionen des Amtskellers gingen an den Landrichter und den Rentbeamten über. Die Amtskellerei wurde verkauft. 1857 kaufte die Kgl. Universität Würzburg das Gebäude von Carl Friedrich Seiser, gab das Gut jedoch bereits nach 16 Jahren auf.

Die Amtskellerei wird Schule 1873

Im Januar 1873 ließ das Königlich-Bayerische Landesbauamt Würzburg die Amtskellerei besichtigen, um die Brauchbarkeit des Gebäudes als Schule zu erkunden. Ein Konsistorium der vermögenden Gemeindebürger kaufte darauf Haus und Grundbesitz der Universität ab. Man glaubte, nur für viele Jahre keine Schulraumsorgen mehr zu haben. Auch für ein besseres Gemeinde-Sitzungszimmer und einen Gemeinde-Bürger-Versammlungssaal war gesorgt, ein Krankenzimmerun und zwei Lehrerwohnungen mit einem großen Schulsaal konnten untergebracht werden.

Für das Gebäude begann die Phase der größten Beanspruchung durch Schulkinder, die Kriegs- und Notzeiten, da man kaum Reparaturen anbringen konnte. Nach und nach veränderte sich auch das Umfeld zum Negativen. Der Baumgarten verschwand, der Garten wurde verkauft, immer näher rückten kleine Bauten, landwirtschaftliche Geräte wurden abgestellt, eine kleine Halle an der Rückseite verunzierte den Bau. Auch der Feuerlöschteich erhielt einen Platz hinter der Amtskellerei. Besonders während des Zweiten Weltkrieges litt das Haus durch Überbelegung und große Schülerzahlen.

Restaurierung 1982 - 1986

Das dringend reparaturbedürftige Gebäude konnte erst einige Jahre nach dem Auszug der Schulkinder restauriert werden. Bei der Restaurierung wurde sehr genau und mit großem Einfühlungsvermögen vorgegangen. Alle alten Bauteile wurden restauriert und wiederverwendet, die Malereien in einzelnen Räumen sehr genau den alten Vorbildern nachempfunden.

Heutige Nutzung

Die ehemalige Amtskellerei ist heute eine multifunktionale Einrichtung im Bereich der Verwaltung, der Kultur, der ärztlichen Versorgung der Menschen.

Kontakt

Gemeindeverwaltung Prosselsheim
Amtskellerei 6
97279 Prosselsheim
Telefon: 09886 - 220

ÖPNV

Bus.png Nächste Bushaltestelle: Prosselsheim/Amtskeller


Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Prosselsheim, Nr. D-6-79-174-1
  • Christine Demel: 1250 Jahre Prosselsheim mit Seligenstadt und Püssensheim - Vom Königshof und Schloss Prosselsheim zur Amtskellerei Balthasar Neumanns - Geschichte und Geschichten aus drei Orten der Gäuhochfläche Mainfrankens. Prosselsheim 1992, S. 87 ff.

Weblinks

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