Zollhäuser

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An den Würzburger Zollhäusern (auch: Examinatorenhäuser) wurden Zölle erhoben und der Warenzugang zur Stadt Würzburg kontrolliert.

Geschichte

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war an jedem Stadttor ein Examinator stationiert. Examinatorenhäuser befanden sich in unmittelbarer Nähe am Neutor, Rennweger Tor Sandertor, Mühltor, Holztor, Burkarder Tor, Zeller Tor und Pleichacher Tor. Die Examinatoren waren städtische Beamte, die von den Kutschen, Fuhrwerken und Berittenen den Pflasterzoll kassierten, zusätzlich den Warenzugang zur Stadt kontrollierten und für bestimmte Güter entsprechende Gebühren verlangten. Nach dem Gemeindeedikt von 1818 durfte die Stadt Würzburg als Stadt I. Klasse [1] diese Abgaben erheben. Damit hatte die Stadt, die sich in finanziellen Dingen weitgehend selbst verwalten konnte, eine feste und kalkulierbare Einnahmequelle.

Die Aufhebung der Festungseigenschaft für die Stadt Würzburg rechts des Mains durch die königliche Verfügung vom 26. September 1856 [2] und 1867 links des Mains [3] ermöglichte die Ausdehnung und das Anwachsen der seit Jahrhunderten von Festungswällen eingeschlossenen Stadt und wurde demzufolge vom Magistrat und der Mehrheit der Einwohner als „die größte und folgenreichste Regentenhandlung seit Würzburgs Bestehen“ [2] gepriesen. Die Entfestigung der Stadt verzögerte sich allerdings, und erst nachdem durch den Vertrag vom 26. September 1868 [4] die Festungswerke rechts des Mains in das Eigentum der Stadt übergegangen waren, begann man im Jahre 1869 mit deren planmäßigen Abriss.

Die planmäßige Entfestigung der Stadt hatte die Voraussetzung für deren Ausdehnung geschaffen, die in geografischer Hinsicht am einfachsten flussaufwärts, also im Süden der Stadt, auf dem Gebiet der Sanderau möglich war. Zwar standen schon vor der Entfestigung Häuser in der Sanderau, doch war deren Zahl gering. Der größte Teil des Geländes wurde für Garten- und Weinbau genutzt. Straßennamen wie Traubengasse oder Weingartenstraße erinnern heute noch daran. Auch Grombühl und das Frauenland und etwas später die Zellerau konnten nun besiedelt werden. Neue Straßen wurden angelegt, so dass die Examinatorenhäuser an ihren alten Standplätzen bei den Toren nun fehlpostiert waren. Die neuen städtischen Zollschranken wurden nun in die neuen Außenbezirke verlagert. Bis zum Bau neuer Zollhäuser musste improvisiert werden. So wurde z.B. das alte Examinatorenhaus am Mühltor 1889 in eine öffentliche Bedürfnisanstalt umgebaut, und der dortige Zöllner bekam ein fahrbares Büro, das mit Wellblech verkleidet war. Von 1868 bis 1869 diente der Eckpavillon des Hutten'schen Gartens als provisorisches Examinatorhäuschen.

Der erste wirkliche Neubau, das Zollhaus Steinbachtal, in der Mergentheimer Straße wurde im November 1894 fertiggestellt. 1895 war an der Rottendorfer Straße das zweite Examinatorenhaus, das Zollhaus Galgenberg, bezugsbereit. Seit dieser Zeit werden die Examinatorenhäuser als Zolleinnehmerhäuser bezeichnet. Im März 1897 konnte das neue Zollhaus in der Frankfurter Straße bezogen werden und im August 1897 war das Zollhaus in der Nürnberger Straße fertiggestellt. Das größte aller neuen Zollhäuser in der Höchberger Straße war 1898 fertig.

Ehemalige Zollhäuser in Würzburg

In der Stadt Würzburg gibt es noch sechs ehemalige Zollhäuser:

Nicht mehr vorhandene Zollhäuser:

Bildergalerie

Quellen und Literatur

Weblinks

Hinweise und Einzelnachweise

  1. Siehe hierzu auch: Emma Mages: Gemeindeverfassung (19./20. Jahrhundert), publiziert am 11.05.2006; in: Historisches Lexikon Bayerns [1] (24.11.2017)
  2. 2,0 2,1 Ludwig Gering: Würzburger Chronik. Band IV, Würzburg 1927, S. 302. Die königlicher Verfügung bedurfte noch des Regierungsreskripts vom 9. Oktober 1856.
  3. Mit königlichem Dekret vom 7. Mai 1867 wurde auch die Aufhebung der Festungseigenschaften für Festung und Stadt links des Mains verfügt. Dies war die Folge der im Krieg 1866 zutage getretenen Wirkungslosigkeit der Festung.
  4. Ludwig Gering, a.a.O., S. 542

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