Wilhelm Conrad Röntgen

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Wilhelm Conrad Röntgen

Prof. Dr. Dr. h.c. Wilhelm Conrad Röntgen, auch Wilhelm Konrad Röntgen geschrieben - das ihm verliehene Adelsprädikat lehnte Röntgen ab - (* 27. März 1845 in Lennep/heute zu Remscheid gehörig; † 10. Februar 1923 in München) war Professor für Physik in Hohenheim, Straßburg, Gießen, München und Würzburg und entdeckte in der Zeit seiner Professorentätigkeit in Würzburg (1888 bis 1899) die nach ihm benannten Strahlen. Er erhielt 1901 den ersten Nobelpreis für Physik.

Leben

Wilhelm Conrad Röntgen wurde als Sohn eines Tuchfabrikanten geboren und zog 1848 mit seiner Familie ins niederländische Apeldoorn. Nach seiner Schulzeit in Holland begann er in Utrecht zu studieren, bevor er sich mit dem Berufsziel Ingenieur 1865 in Zürich für Naturwissenschaften, Mathematik, Maschinenbau und Physik immatrikulierte. [1] Am 19. Januar 1872 heiratete er in Apeldoorn Anna Bertha Ludwig (* 1839, † 1919), die Tochter eines Gastwirts aus Zürich. Die Ehe blieb kinderlos. Im Jahre 1887 nahmen die Röntgens die sechsjährige Josephine Berta (* 1881, † 1972), die in Zürich geborene Tochter von Anna Röntgens Bruder Hans Ludwig, in ihren Haushalt auf. Später adoptierten sie das Kind.

Wilhelm Conrad Röntgen vor seiner Jagdhütte im Gemeindewald Rimpar (Flurlage Großer Leimig)

Eine große Leidenschaft Röntgens war die Jagd. [2] Während seiner Würzburger Zeit hatte er ein Revier am Großen Leimig bei Rimpar, das an den Gramschatzer Wald angrenzt. [3] Röntgens Jagdgewehr war bis in die 1990er Jahre in der „Röntgen-Vitrine“ im Physikalischen Institut am Hubland ausgestellt und befindet sich noch im Besitz der Universität. [4]

Röntgen war auch ein begeisterter und passionierter Amateurphotograph. Zahlreiche Photographien in den Archiven des Deutschen Röntgen-Museums dokumentieren diese Leidenschaft. Die Darstellung der Wirkungen der X-Strahlen auf Photoplatten, die der Photograph Röntgen zur Hand hatte, führte zu dem durchschlagenden Erfolg seiner Entdeckung. [5]

Nach seinem Weggang nach München vermisste Röntgen die geistige Anregung, wie er sie von seinen Freunden in Würzburg erhalten hatte. Zu diesen Freunden gehörten sein Jagdfreund Theodor Boveri und dessen Gattin Marcella Boveri, mit denen er weiter in Briefkontakt stand. Röntgen starb einsam (seine Frau starb 1919) und sein Leichnam wurde am 13. Februar 1923 in München eingeäschert. Die Urnenbeisetzung erfolgte neben seiner Frau Bertha und seinen Eltern auf dem Alten Friedhof in Gießen. [6]

Wissenschaftlicher Werdegang

Promotion und Habilitation

In Zürich fertigte Röntgen bei Professor August Kundt seine Dissertation mit dem Thema „Studien über Gase“ an und wurde dort 1869 zum Dr. phil. promoviert. Von 1870 bis 1872 war Röntgen Assistent von Kundt, der nun am Würzburger Physikalischen Institut arbeitete. Kundt schlug der Fakultät in Würzburg Röntgen zur Habilitation vor, aber die wurde, da Röntgen kein Abitur vorweisen konnte, von der Universität Würzburg abgelehnt. August Kundt folgte dann 1872 einem Ruf an die Universität Straßburg, wohin Röntgen ihn begleitete. Dort habilitierte sich Röntgen 1874 und wurde zum Privatdozenten ernannt. Er wurde ein Jahr darauf Mathematik- und Physik-Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Hohenheim (Württemberg) und von 1876 bis 1879 in Straßburg, wohin ihn wiederum Kundt geholt hatte, außerordentlicher Professor. [7] Bevor Röntgen seinen Ruf nach Würzburg erhielt, war er von 1879 bis 1888 an der Universität Gießen tätig, wo er sich vor allem mit der Erforschung der Elektrizitätsleitung in festen Körpern befasste. [8]

Professor in Würzburg

Inschrift (von 1905) Röntgenring 8

Prinzregent Luitpold ernannte Röntgen, der bereits Rufe nach Jena und Utrecht abgelehnt hatte, am 31. August 1888 zum Professor für Experimentalphysik an der Universität Würzburg. Am 1. Oktober desselben Jahres begann er als neuer Ordinarius des Lehrstuhls für Physik und Nachfolger von Friedrich Kohlrausch seine Tätigkeit in Würzburg. Im Wintersemester 1890/91 und im Sommersemester 1891 war er Dekan seiner Fakultät.

Im siebten Jahr seiner Tätigkeit in Würzburg gelang Röntgen, nachdem er auch einen Ruf an die Universität Freiburg abgelehnt hatte, am 8. November 1895 auch seine größte wissenschaftliche Leistung: die Entdeckung der von ihm so genannten „X-Strahlen“, welche im Deutschen später in „Röntgenstrahlen“ umbenannt wurden, mit Hilfe der um 1890 von Heinrich Hertz und dessen Assistenten Philipp Lenard entwickelten Lenardschen Röhren, deren physikalische Grundlagen Röntgen bei der Beschäftigung mit der Elektrizitätsleitung in Gasen in Würzburg ab Oktober 1895 erforschte und eigene Experimente mit Kathodenstrahlen in Röhren unter Vakuum dazu ausführte. Am 22. Dezember 1895 gelang ihm die Anfertigung eines Röntgenbildes von der Hand seiner Frau, bei der Knochen und Ehering klar zu erkennen sind.

Zur Entdeckung der Röntgenstrahlen:

Röntgen-Gedächtnisstätte (Röntgenring 8)

„Als Geburtsstunde der Röntgenstrahlen gilt der Abend des 8. November 1895. W.C. Röntgen prüfte in seinem Laboratorium im Physikalischen Institut der Universität Würzburg den um eine Hittorf`sche Röhre angebrachten dünnen schwarzen Karton auf seine Lichtdichtigkeit. Dabei stellte er fest, dass, sobald er hochgespannten Strom durch die Röhre sandte, fluoreszierende Kristalle, die in einiger Entfernung auf einem Tisch lagen, mit einem Male hell aufleuchteten. Vollkommen zurückgezogen ging Röntgen in den nun folgenden Wochen diesem Phänomen weiter nach und kam im Laufe zahlreicher Versuche zu dem Schluss, dass es sich um eine wohl bisher unbekannte Strahlenart handelte, die von der Röhre ausging und die dicht abschließende Hülle derselben durchdrungen haben musste. Es zeigte sich, dass diese Strahlen eine bislang unbekannte Durchdringungsfähigkeit besaßen, die er untersuchte, indem er die unterschiedlichsten Gegenstände und Materialien, wie ein Buch, seine Geldbörse, verschiedene Metalle und anderes zwischen die Hittorf`sche Röhre und eine photographische Platte hielt. Die Strahlen wurden in verschiedenstem Ausmaß absorbiert und die Gegenstände bildeten sich dementsprechend ab. Röntgen kam sodann auch auf den Gedanken, dass sich ebenso menschliche Körperteile, sofern sie nicht zu dick waren, in derselben Art und Weise durchstrahlen und abbilden lassen dürften, so dass er die Gegenstände schließlich durch seine eigene Hand und am 22. Dezember 1895 durch die seiner Frau Bertha, ersetzte, welche die erste und so berühmt gewordene Röntgenaufnahme eines menschlichen Körperteils abgab.“ [9]

Am 23. Januar 1896 stellte Röntgen in Anwesenheit von Geheimrat Koelliker, der dabei auch als „Versuchskaninchen“ mitwirkte und auch den Namen „Röntgenstrahlen“ für die „X-Strahlen“ vorschlug, dann seine Entdeckung der Physikalisch-Medizinischen Gesellschaft („Societas physico-medica”) am Pleichacher Ring (heute Röntgenring) in Würzburg vor, womit ein neues Zeitalter der medizinischen Diagnostik und Therapie begann [10] („Bereits 1897 waren alle großen Krankenhäuser mit Röntgeneinrichtungen ausgestattet“ [11]) Erstmals eingereicht hatte Röntgen seine im Januar 1896 herausgegebene Mitteilung über „eine neue Art von Strahlen“ [12] der Gesellschaft bereits am 28. Dezember 1895 zur Veröffentlichung in deren Sitzungsberichten [13]. Einem vier Jahre später erfolgten Ruf als Professor nach Leipzig folgte er nicht.

Röntgens Nachfolger in Würzburg wurde 1900 Wilhelm Wien von der Universität Gießen. [14]

Rektor der Universität

Im Wintersemester 1893/1894 und erneut im Sommersemester 1894 war Röntgen Rektor der Universität.

Professor in München

Am 1. April 1900 trat Röntgen eine Stelle als Direktor des Physikalisch-Metronomischen Instituts der Universität München an. Die Berufung dazu war am 5. Dezember 1899 erfolgt. Mit ihm ging sein Assistent und Freund, der aus der Schweiz stammende Physiker Ludwig Zehnder (1854-1949) nach München. Gern verließ Röntgen sein geschätztes Würzburg nicht, und die in München anliegenden administrativen Aufgaben ließen wenig Zeit für wissenschaftliches Arbeiten, so dass er der Würzburger Zeit durchaus nachtrauerte. [15]

Stiftung

Der Wilhelm-Conrad-Röntgen Fonds wurde 1923 auf Grund der testamentarischen Verfügung des Wissenschaftlers und Nobelpreisträgers errichtet.

Würdigungen

Röntgen-Denkmal
Briefmarke der Deutschen Bundespost 1951

In der Stadt Würzburg wurde Röntgen nachfolgend gewürdigt:

Ehrungen und Auszeichnungen (Auswahl)

Röntgen war der erste Wissenschaftler überhaupt, der diese hohe Auszeichnung erhielt. Die aufwändig gestaltete Urkunde wird mit der Nobelpreismedaille und Röntgens Personalakte im Archiv der Universität Würzburg bewahrt. 2018 wurde der Antrag gestellt, die Urkunde in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufzunehmen. [16]

Literatur

  • Jost Lemmerich und Armin Stock: Nobelpreisträger in Würzburg. Wissenschaftsmeile Röntgenring. Hrsg.: Universität Würzburg. Verlag Bonitas-Bauer, Würzburg. ISBN: 3-9811408-0-X. S. 23 ff.
  • Klaus von Klitzing: Wilhelm Conrad Röntgen. 100 Jahre Röntgenstrahlen, in: Blick (1995), hrsg. von der Bayerischen Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sonderheft 1995, S. 12-25.
  • Wilhelm Conrad Röntgen: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung, Stahel’sche K. Hof- und Universitätsbuch- und Kunsthandlung, Würzburg (28. Dezember 1895) 1896.
  • Angelika Schedel und Gundolf Keil: Der Blick in den Menschen. Wilhelm Conrad Röntgen und seine Zeit, München u.a. 1995
  • Horst Teichmann: Die Entwicklung der „Physik“ im 4. Saeculum der Universität Würzburg, erläutert an der Geschichte eines Institutsgebäudes, in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 787-807, S. 787-801.
  • Werner E. Gerabek: Röntgen, Wilhelm Conrad, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1258 f.
  • Gottfried Mälzer [Hrsg.]: Briefe von Wilhelm Conrad Röntgen in der Universitätsbibliothek Würzburg. Universitäts-Bibliothek Würzburg, Würzburg 1995 (= Kleine Drucke der Universitätsbibliothek Würzburg, 16)

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Werner E. Gerabek: Röntgen, Wilhelm Conrad, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1258
  2. Dieter Voth: „Nach der Jäger Weise: Wilhelm Conrad Röntgen, Forscher und Jäger“, Igel-Verlag 2003
  3. Main-Post: „Röntgen war gerne im Gramschatzer Wald unterwegs“ (18. März 2016)
  4. Röntgens Jagdgewehr bei Fraunhofer IIS - Abteilung Magnetresonanz- und Röntgen-Bildgebung
  5. Uwe Busch (Hrsg.): „Wilhelm Conrad Röntgen: Ein leuchtendes Leben für die Wissenschaft“, Springer 2020
  6. Werner E. Gerabak, a.a.O., S. 1259
  7. Werner E. Gerabek: Röntgen, Wilhelm Conrad, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1258
  8. Horst Teichmann: Die Entwicklung der „Physik“ im 4. Saeculum der Universität Würzburg, erläutert an der Geschichte eines Institutsgebäudes, in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 787-807, S. 791 f.
  9. Anne-Kathrin Schweingel: Die Entdeckung der Röntgenstrahlen, in: Die Anfänge der Radiologie in der Kinderheilkunde und ihre Bedeutung für die Entwicklung zur eigenen klinischen Disziplin, medizinische Dissertation, Würzburg 2002, S. 1
  10. Würzburgs erste Röntgenabteilung zu diagnostischen Zwecken richtete der Orthopädie Albert Hoffa in seiner Privatklinik ein
  11. Susanne Hahn: Radiologie, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1212
  12. Eine neue Art von Strahlen. II. Mittheilung, Sitzungsberichte der physikalisch-medizinischen Gesellschaft Würzburg, Würzburg 1896, S. 11-16 und 16-19
  13. Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung, Sitzungsberichte der physikalisch-medizinischen Gesellschaft Würzburg, Würzburg 1895, S. 132-141
  14. Horst Teichmann: Die Entwicklung der „Physik“ im 4. Saeculum der Universität Würzburg, erläutert an der Geschichte eines Institutsgebäudes, in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 787-807, S. 787 f. und 791-797
  15. Horst Teichmann, a.a.O., S. 795-797
  16. Main-Post: „Kommt Röntgens Nobelpreisurkunde ins Unesco-Welterbe?“ (20. Juli 2018)
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