Wallfahrtskirche Fährbrück

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Wallfahrtskirche Fährbrück (Ansicht von Westen)

Die Wallfahrtskirche Fährbrück im Ortsteil Fährbrück der Gemeinde Hausen b. Würzburg im nördlichen Landkreis Würzburg wurde in ihrer heutigen Erscheinungsform von 1683 bis 1697 errichet.

Geschichte der Kirche

Wallfahrtskirche Fährbrück (1935)

Anfänge der Wallfahrt

Ursprung und Alter der Wallfahrtskirche sind nicht beurkundet, man kann aber mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen, dass die Fährbrücker Wallfahrt etwa seit dem 14. Jahrhundert besteht. Der Kirchenpatron war von Anfang an der Heilige Papst Gregor der Große, der vor seiner Wahl zum Papst nach der Regel des heiligen Benedikt von Nursia gelebt hatte. Auch die Wahl des Heiligen Wolfgang als Patron von Hausen und die des Heiligen Alban als Patron von Erbshausen-Sulzwiesen verweisen als Söhne auf den Heiligen Benedikt. St. Gregor und St. Wolfgang sind heute noch auf der Westfassade der Wallfahrtskirche zu sehen.

Sage vom Gregoriusstein

Trotz spärlicher Urkunden steht fest: Vom 12. Jahrhundert bis zum Bauernkrieg (1525) war Fährbrück ein viel besuchter Wallfahrtsort. Die Sage erzählt, dass ein Stein, der sich, wie ein Becken geformt, mit Tau und Regenwasser gefüllt hätte. Scharen von Leuten kämen, um von diesem Wasser zu trinken, denn immer wieder würden Pilger, die von Fieber befallen waren, geheilt. Die Wunderwirkung verdanke aber das Wasser dem Stein, von dem übernatürliche Kräfte ausgehen würden. Dieser Stein wird Gregoriusstein genannt.

Gedenktafel für den Amtskeller Johann Barthol Heinricht, 1653

Die Reformation (1517) und vor allem der Bauernkrieg versetzten Kirche und Wallfahrt einen herben Schlag. Wallfahrten ohne Wallfahrtskirche sind von 1525 bis 1651 bezeugt. Aber obwohl die Kirche zur Ruine geworden war, ließ die Wallfahrt zum Gregoriusstein nicht nach. Man plante deshalb einen Neubau des Gotteshauses, doch der Schwedeneinfall im Oktober 1631 vereitelte das Vorhaben.

Kirchenneubau nach dem Dreißigjährigen Krieg

Nach der Vertreibung der Schweden 1635 und den Wirren des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) wandten sich die Leute an den Amtskeller von Arnstein Johann Barthol Heinrich und drängten auf einen Neubau des Gotteshauses. Der Rohbau des Gotteshauses wurde 1651 fertiggestellt. An den folgenden Marienfesten pilgerten 3.000 bis 4.000 Gläubige nach Fährbrück. Schon 1653, also nach zwei Jahren, ließ Johann Barthol Heinrich die Kirche erweitern. Daran erinnert die Inschrift auf einem Stein, der links vom Haupteingang in die Wand eingelassen ist. Am 1. Oktober 1656 wurde der Erweiterungsbau durch den Würzburger Weihbischof Johann Melchior Söllner feierlich konsekriert.

Pilgerseelsorge durch den Karmeliterorden

Da der Pfarrer von Hausen b. Würzburg an Tagen des besonderen Zulaufs die von den Pilgern geforderten Dienste wie Beichthören, Predigten und Gottesdienste nicht mehr alleine bewältigen konnte, wurden die Würzburger Karmeliten gebeten ihm zwei oder drei Patres zur Hilfe zu schicken. 1658 wurde diesen Ordensleuten die Pfarrei Hausen provisorisch, 1658 dann endgültig übertragen. Diesen Dienst versahen sie von Hausen aus etwa 100 Jahre lang. Bereits im Jahre 1652 hatten sie mit großem Erfolg zum Eintritt in die Skapulierbruderschaft des Karmelitenkloster St. Barbara aufgerufen, womit die Wallfahrten, die ursprünglich dem Gregoriusstein und dem darin befindlichen Wasser galten, einen marianischen Charakter anzunehmen begannen.

Diese neue Kirche erlebte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts einen solchen Ansturm, dass Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg (1684-1698) voll Freude nach Rom berichten konnte: „Die Wallfahrt Fährbrück nimmt unter allen Gnadenorten des Fürstbistums den dritten, unter den Marienwallfahrten aber den zweiten Rang ein" (das bedeutet: nach dem Würzburger Käppele).

Da es in der Regierungszeit von Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg gut um die Finanzen des Hochstiftes Würzburg stand, entwickelte er eine rege Bautätigkeit. Der Pilgeranstieg veranlasste den Fürstbischof von 1683 bis 1697 in Fährbrück einen repräsentativen Kirchenneubau zu errichten, wie wir ihn heute kennen. Der Name des Architekten ist nicht überliefert, zahlreiche Bauelemente weisen aber auf Antonio Petrini hin. [1] Die Kirche wurde der Himmelfahrt Mariens geweiht, zweiter Namenspatron ist der heilige Gregor. Am 1. Mai 1697 konnte der erste Gottesdienst in der Kirche gefeiert werden.

1867 bis 1873 bestand eine Niederlassung des Redemptoristenordens an der Wallfahrtskirche Fährbrück. [2]

Sanierungen

Sanierungen am Kirchturm gab es in den Jahren 1840, 1872, 1945 und 1954. Aus diesen Jahren und der Zeit der Erbauung liegen Münzen, Schriftstücke und Dokumente in der Kirchturmkugel.

2002 wurde eine größere Innenrenovierung abgeschlossen und Sturmschäden am Dach behoben. 2012 wurde die Westfassade saniert.

Im Sommer 2012 war den Augustinern aufgefallen, dass das Turmkreuz schief stand. Zwar versuchte man, das Turmkreuz und auch das kleinere Kreuz über dem Chor zu stabilisieren und aufzurichten, es stellte sich aber heraus, dass die Verankerungen zu morsch waren und so musste man die beiden Kreuze und ihre Turmkugel abnehmen. Weiterhin entdeckte man, dass am Turm selbst erhebliche Wasserschäden vorlagen, dazu kamen Risse im Mauerwerk, morsches Holz und marode Schieferabdeckungen. Im Frühjahr 2017 sollte die große Sanierung beginnen und noch im selben Jahr abgeschlossen werden. Dass es letztendlich doch bis zum Spätherbst 2018 dauerte, lag am dreieinhalb Meter hohen Turmkreuz, dessen Verankerung aus statischen Gründen verstärkt werden sollte. Dabei wurde festgestellt, dass vor 300 Jahren eine Legierung verwendet worden war, die das Schweißen unmöglich machte. Es blieb folglich nichts anderes übrig, als eine neues Kreuz anfertigen zu lassen. Am 28. August 2018, dem Augustinustag, montierten es Fachleute auf die Kirchturmspitze.

Heutiges Erscheinungsbild

Die Wallfahrtskirche Fährbrück ist eine barocke Saalkirche mit eingezogenem polygonalem Chor, der vom Kirchturm mit Welscher Haube und der Sakristei flankiert wird. Das Hauptportal der nach Westen gerichteten Fassade ist eingefasst von zwei korinthischen Säulen und wird bekrönt vom Wappen des Erbauers Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg. Im darüber liegenden Geschoss befindet sich in der linken Nische der heilige Gregorius und in der rechten Nische der heilige Wolfgang, Patron des Pfarrdorfes Hausen. Beide Figuren wurden 1888 dort hineingestellt. In der Mitte des dritten Geschosses sehen wir ein Mosaik von den Innsbrucker Mosaikwerkstätten Albert Neuhauser, das die Fährbrücker Gnadenmutter darstellt.

Kanzel, Altäre und Altarbilder

Die Kanzel und Altäre sind Werke von Kilian Stauffer, einem Schweizer Kunstschreiner und Stuckmarmorierer. Über den seitlichen Durchgängen des Hauptaltars stehen die Figuren der Namenspartone des Erbauers Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg: auf der linken Seite Johannes der Täufer und auf der rechten Seite der heilige Gottfried († 1115). Auf der Spitze des Altars sitzen zwei Engel, die das Wappen des Fürstbischofs halten.

Das 1698 entstandene Hauptaltargemälde „Mariä Himmelfahrt” stammt von Oswald Onghers. Der Maler hat die in den Himmel auffahrende Mutter Gottes jugendfrisch dargestellt. Das Bild des linken Seitenaltars zeigt das Martyrium der heiligen Barbara und ist nicht signiert. Es stammt jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit von Onghers selbst oder aus seiner Werkstatt. Das Bild des rechten Seitenaltars stellt den heiligen Papst Gregor I. (590-604) dar. Er trägt die Tiara, die dreifache Papstkrone. Hinter ihm erhebt sich in einiger Entfernung die Kuppel des Petersdom. Beides, Tiara und die Kuppel des Peterdoms sind Anachronismen, da es sie zu Lebzeiten von Papst Gregor I. noch nicht gab. Der Künstler dieses Altarbildes ist unbekannt.

Gnadenaltar mit Marienstatue

Das eigentliche Ziel der Pilger und Wallfahrer, die nach Fährbrück kommen, ist die Marienstatue, die der Hofbildhauer Johann Peter Wagner im Jahre 1798 im Auftrag von Oberhofmarschall Freiherr von Guttenberg anfertigte. Schon vorher wurde eine Madonnenfigur in Fährbrück verehrt. Die einfache bekleidete Figur kam vermutlich während der napoleonischen Kriege abhanden und so leistete man sich 100 Jahre nach dem Bau der Kirche ein neues Gnadenbild. Die farbig gefasste Holzfigur ist im Typus der Herzogin von Franken gestaltet.

Die Votivgaben [3] zeugen von der Dankbarkeit der Pilger und Wallfahrer.

Die Orgel

Das Orgelgehäuse wurde Ende des 17. Jahrhunderts gebaut und trägt als Aufsatz das Wappen des Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg. 1892 stand eine grundlegende Reparatur der alten Orgel an, weshalb man sich entschloss eine neue Orgel zu erwerben, die im Jahre 1900 vom Würzburger Meister Martin Joseph Schlimbach in der Kirche aufgestellt wurde. Sie hat 16 klingende Register, die auf zwei Manuale und Pedale verteilt sind.

Der Klang der Orgel ist sehr charakteristisch, vor allem der Violonbass 16´ im Pedal mit seiner deutlich langsamen Ansprache und starkem Strich zählt zu den besten seiner Art. Die helle, rauschende Mixtur mit Terz verleiht dem Instrument Brillanz und Transparenz in dem grossen Raum der Wallfahrtskirche. Die Kegellade mit mechanischer Traktur mit sehr angenehmen Anschlag bildet eine ideale Voraussetzungen für künstlerisches Orgelspiel. [4]

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Erklärungen und Hinweise

  1. Lucia Longo (Antonio Petrini. Ein Barockarchitekt in Franken. Siehe Literatur.) bemerkt in ihrem Buch, dass über die Wallfahrtskirche Fährbrück nur wenig bekannt und der Baumeister in den Urkunden nicht erwähnt ist. Auch schreibt sie, dass viele Details der Architektur, vor allem im Innern, ungewöhnlich für Petrini erscheinen, aber dass die Architektur zweifellos von Petrinis Stil geprägt ist. In ihrem Artikel zieht sie Vergleiche mit der evangelischen Pfarrkirche in Kitzingen heran, bei deren Grundsteinlegung 1686 Petrini als Baumeister erwähnt ist. Viele Kunsthistoriker, auch Dr. Michael Wernicke (OSA) und Dr. Hans Steidle (Stadtheimatpfleger der Stadt Würzburg), haben inzwischen die gemeinsame Ansicht, dass Antonio Petrini nicht der Baumeister der Fährbrücker Wallfahrtskirche ist. Verschiedene Indizien sprechen dafür, dass Kilian Stauffer (OFM), der die Architektur Antonio Petrinis sehr gut kannte, als Baumeister in Frage kommen könnte.
  2. Das Redemptoristenkloster zu Fährbrück 1867-1873. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band II, Würzburg, 1876. S. 305 f.
  3. Nähere Informationen zu Votivgaben bei Wikipedia [1].
  4. Quelle: OrgelKlasse Würzburg - Kirchenmusik mit Vision (www.orgelklasse.de/orgeln/fahrbruck/ Diese Internetseite ist nicht mehr erreichbar!)

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