Stadtgeschichte

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Übersicht einiger Daten der Würzburger Stadtgeschichte:

Frühe Geschichte

► siehe auch: Archäologische Funde
  • Zur Zeit des Pleistozän (mindestens 10.000 v.Chr.) befindet sich eine frühe menschliche Ansiedlung am Schalksberg.
  • Die fruchtbaren Lößgebiete Mainfrankens ziehen Siedler in die Region. Um 3.500 v.Chr. die Bandkeramiker, um 2.500 v.Chr. die Rössener, um 2.200 v.Chr. die Schnurkeramiker, um 2.000 v.Chr. die Glockenbecherleute. Ihre Wanderrouten kreuzen sich an einer Furt, die nahe der späteren Alten Mainbrücke verläuft.
  • Um 1.000 v.Chr. besteht eine Wehranlage (Fliehburg) und Kultstätte der Kelten auf dem heutigen Marienberg.
  • Zur Zeit der Völkerwanderung ab 375 siedeln hier wechselnde germanische Volksgruppen. Darunter die Markomannen, die Hermunduren, die Chatten und die Burgunder. Die Furt im Main [1] bildet wieder einen wichtigen Kreuzungspunkt der Handelswege.
  • 450 n.Chr.: Der Geograph von Ravenna nennt einen Ort namens „Uburzis“. Es wird vermutet, dass damit das frühe Würzburg gemeint ist. Neuere Forschung verortet das Werk des Geographen von Ravenna jedoch erst um das Jahr 700 n.Chr. [2]
  • 496 n.Chr.: Sieg der Franken über die Alamannen und fränkische Landnahme. Die Burg über dem linken Mainufer wird Herzogshof der Merowinger.
  • 6. Jhd. (um 560): Die Ansiedlung breitet sich auch rechts des Mains aus und es kommt Würzburg im Rahmen der Merowingischen Landnahme erstmals eine größere Bedeutung zu.

Kilianszeit, Gründung von Stadt und Bistum

  • 650: Würzburg wird fränkischer Herzogssitz.
  • 686: Der irische Wanderbischof Kilian kommt mit seinen Gefährten Kolonat und Totnan nach Würzburg. Den Menschen, die noch viele heidnische Bräuche mit den bereits vorhandenen christlichen Einflüssen vermischten, predigte er einen kompromisslosen Glauben.
  • 689 sterben die drei Missionare als Märtyrer. Es ist überliefert, dass ihre Gebeine am Standort des heutigen Neumünsters verscharrt wurden. Das Martyrium führt zu einem Aufschwung des Christentums in der Region.
  • 704: Erste urkundliche Erwähnung der Stadt als Castellum Virteburch.
  • 706: Weihe der ersten Kirche auf dem Marienberg (Marienkirche).
  • 742: Gründung des Bistums Würzburg durch den Hl. Bonifatius. Erster Bischof wird Burkard. Er errichtet im Mainviertel ein Benediktinerkloster (Andreaskloster) und nimmt dort seinen Bischofssitz.
  • 752: Die menschlichen Überreste der drei Frankenapostel werden aufgefunden. Die „Erhebung der Gebeine“ kommt einer Heiligsprechung gleich. Der Bau des Salvatordoms beginnt, Wallfahrten setzen ein.
  • 779: Erste Würzburger Marktbeschreibung. Erste Erwähnung des Weinbaus in der Stadt.
  • 787/788: Erster Dombau (Standort des heutigen Neumünsters) ist abgeschlossen. Karl der Große besucht Würzburg.
  • Um 900: Errichtung der linksmainischen Stadtbefestigung.
  • Um 1000: Erste Maueranlage und Wallgrabensystem um die rechtsmainische Stadt (Bischofsmütze).
  • 1002: Bau des bischöflichen Stifts Haug mit Kirche und Kloster außerhalb der Stadtmauer (damaliger Standort nahe dem heutigen Hauptbahnhof).
  • Um 1030: Der Bischof Meginhard I. erhält vom Kaiser das Münz- und Fährrecht sowie das Recht zur Markthaltung (täglicher Markt und ein jährlicher Markt), Zollerhebung und Gerichtsbarkeit. Damit liegen alle Hoheitsrechte in der Hand des Bischofs, Würzburg wird von einer königlichen zu einer bischöflichen Stadt.
  • Die Stadt Würzburg wird aus dem Gozfeldgau herausgenommen und dem Waldsassengau angegliedert, wo der Bischof bereits die Gerichtsbarkeit innehatte.
  • In der bislang königlichen Münzstätte kann der Bischof nun eigene Münzen schlagen lassen. Aus dieser Zeit überliefert ist der sogenannte Brunopfennig.
  • 1040/42: Baubeginn des heutigen Kiliansdoms durch Bischof Bruno (Krypta und Querschiff)

Stadt und Fürstbischöfe im 12. - 15. Jahrhundert

Reformation, Bauernkrieg

  • 1518 macht Martin Luther auf dem Weg nach Heidelberg im Würzburger Augustinerkloster Station und wird durch Bischof Lorenz von Bibra empfangen. Verstärkt durch wirtschaftliche und kirchliche Missstände folgen immer mehr Einwohner den reformatorischen Lehren. Selbst Räte der Stadt bekennen sich zum Protestantismus. Auch wird ein protestantischer Friedhof angelegt. Unter dem folgenden Fürstbischof Konrad von Thüngen, der selbst altkirchlich gesinnt ist, setzt sich die Glaubensspaltung fort.
  • 1525 kommt es zu einem großen Aufstand gegen die Herrschaft der Fürsten. Der Bauernkrieg endet schließlich mit einer Niederlage der Bauern und Bürger, welche sich dem Fürstbischof endgültig unterwerfen müssen.
  • Bedeutendster Würzburger Künstler dieser Zeit war Tilman Riemenschneider, der auch als Bürgermeister und Stadtrat tätig und als solcher in den Bauernkrieg verstrickt war.
  • Martin Cronthal hält die Ereignisse von 1504 bis 1525 als Stadtschreiber fest.

Echterzeit, Gegenreformation

Dreißigjähriger Krieg 1618 - 1648

► siehe auch: Dreißigjähriger Krieg
  • 1619 tagen die oberländischen und rheinischen Stände und die katholische Liga in Würzburg.
  • 1631 erreichen die schwedischen Truppen das Hochstift Würzburg, der Fürstbischof flieht nach Böhmen. Gustav Adolf erstürmt mit seinen Truppen die Stadt Würzburg und die Festung Marienberg. Es wird eine schwedisch-weimarische Zwischenregierung eingerichtet (Herzogtum Franken), die Bernhard von Weimar untersteht. Er erlaubt die freie Bekenntniswahl.
  • 1634 erobern wiederum die kaiserlichen Truppen Würzburg. Die Schweden ziehen im Januar 1635 ab.
  • Die Bevölkerung leidet noch bis 1648 unter den wechselnden militärischen Besatzungen. Stadt und Land sind ausgeplündert, die Einwohnerzahl Würzburgs halbiert sich während des Kriegs auf 5.000 Personen. Die Wirtschaft und Bautätigkeit liegen darnieder.
  • Der 1642 zum Fürstbischof gewählte Johann Philipp von Schönborn beginnt mit der Verstärkung der Stadtbefestigung.

Vom Barock bis zur Säkularisation

Erste bayerische Periode und Toskanazeit

  • 1803: Das Hochstift Würzburg fällt an das Kurfürstentum Bayern.
  • 1804: Gründung eines ersten festen Theaters in der Stadt.
  • 1806: Das Fürstentum Würzburg wird unter der Herrschaft des Habsburgers Ferdinand III. von Toskana) als Großherzogtum Würzburg nochmals eigenständig.
  • Koalitions- bzw. Befreiungskriege: Als Mitglied des Rheinbunds steht das Großherzogtum bis Oktober 1813 auf Seiten Napoleons. Nach der französichen Niederlage in Russland kommt es beim Rückzug zu Kämpfen um das noch französisch besetzte Würzburg. Bayerisch-österreichische Truppen unter General Karl Philipp Fürst von Wrede beschießen am 24. Oktober 1813 die Stadt, Napoleons Truppen ziehen sich drei Tage später auf das linksmainische Stadtgebiet zurück. Das Mainviertel mit seinen 2.500 Einwohnern wird durch eine Blockade isoliert. Erst im März 1814 wird es von den Franzosen freigegeben. Nach der Abdankung Napoleons räumen die französischen Truppen im Mai 1814 schließlich auch die Festung.

Von der Angliederung an Bayern bis zur Weimarer Republik

Blick vom Hieb, Stahlstich nach Fritz Bamberger, 1847

Drittes Reich und Zweiter Weltkrieg

► siehe auch: Würzburg in der Zeit des NS-Regimes bzw. Würzburg im Zweiten Weltkrieg
  • 1933: Die NSDAP übernimmt auch in Würzburg die Machtpositionen in den Verwaltungen, NSDAP-Kreisleiter Theo Memmel wird bis 1945 Oberbürgermeister (formal unrechtmäßig).
  • Würzburg wird „Hauptstadt“ des NSDAP-Gaus Mainfranken. Besetzung von Gewerkschaftshäusern und Zeitungsredaktionen, Umbenennungen von Straßen, die „Gleichschaltung“ des Stadtrates und die Entfernung von Oberbürgermeister Hans Löffler.
  • Unterdrückung von politischen Gegnern des Regimes und rassistische Verfolgungen, Boykottaktionen gegen jüdische Geschäfte und „wilde KZs“ auf der Festung Marienberg waren erste Folgen. Ihnen folgten bald massive Boykottaktionen gegen Geschäfte, Praxen und Kanzleien jüdischer Bürger.
  • 1936-1939: Die teilweise verfallene Festung Marienberg wird als Arbeitsdienstmaßnahme restauriert.
  • Zwangsweise erfolgen so genannte Arisierungen (Diebstahl von Grund- und Firmenbesitz).
  • 1936-1938: Auflösung und Verfolgung der jüdischen Kultusgemeinde/Glaubensgemeinschaft in Würzburg (bis hin zum Pogrom 1938).
  • 19341945: Zwangsweise Sterilisationen durch NS-Erbgesundheitsgerichte an den Unikliniken.
  • 1940: Beginn der so genannten Euthanasieverbrechen, massenhafte Patientenmorde, auch an Würzburgerinnen und -ern, die in der Heilanstalt Werneck untergebracht waren.
  • Lager für Zwangsarbeiter, Judenhäuser als Vorbereitung der Deportationen.
  • Im Mai 1941 klärte der Würzburger Bischof Matthias Ehrenfried als erster Bischof die Katholiken seiner Diözese in einem Hirtenbrief über die Aufhebung der Abtei Münsterschwarzach, d. h. über Enteignungen der Kirche auf.
  • ab 1942: Deportationen jüdischer Würzburger Bürgerinnen und Bürger.
  • Widerstandshandlungen in der Region (Lücke).
  • 1945: 90prozentige Zerstörung der Kernstadt durch den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945.
  • Eroberung der Stadt durch amerikanische Truppen.

Vom Wiederaufbau bis heute

Hinweis zur Kalenderreform im 16. und 17. Jahrhundert

Übergang vom julianischen zum gregorianischen Kalender 1583-1700: Hinweis zu Datumsangaben

Auf Grund einer Kalenderreform folgte auf den 4. November 1583 der 15. November 1583. Vorbereitet war dieser Wechsel durch die katholische Kirche unter Papst Gregor. Zunächst nahmen nur die katholischen Länder den neuen, gregorianischen Kalender 1583 an. Im Jahre 1700 übernahmen schließlich auch die (umliegenden) protestantischen Gebiete des Reiches die neuen Kalenderangaben.

Im Zwischenzeitraum von 1582 bis 1700 wurden öffentliche Akten und wichtige Schriftstücke meist doppelt datiert (11 Tage Differenz). Darauf weisen insbesondere die Abkürzungen jul. bzw. greg. hinter Datumsangaben hin.

Siehe auch

Literatur

► Eine ausführlichere Literaturliste findet sich unter Literatur über Würzburg, Kapitel Stadt & Geschichte.

Einzelnachweise

  1. Franz Gerstner: Die Spinne im Netz europäischer Verkehrslinien. Eine entwicklungsgeschichtliche Betrachtung des Verkehrs in der Mainmetropole Würzburg, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 396-409, S. 396
  2. Geograph von Ravenna in der Wikipedia
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