St. Stephanus und St. Anna (Gaubüttelbrunn)

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Katholische Pfarrkirche St. Stephanus und St. Anna in Gaubüttelbrunn
Innenraum der katholischen Pfarrkirche St. Stephanus und St. Anna mit Blick auf die Altäre
Volksaltar von Paul Brandenburg (1994)

Die katholische Pfarrkirche St. Stephanus und St. Anna im Kirchheimer Ortsteil Gaubüttelbrunn liegt im Ortszentrum nahe des Rathauses.

Patrozinium

Die Pfarrkirche hat ein Doppelpatronat:

  1. Kirchenpatron ist der Hl. Stephanus (* um 1 (?) in Jerusalem (?),† um 36/40 bei Jerusalem). Er war der erste von sieben Diakonen der urchristlichen Gemeinde in Jerusalem und starb als Märtyrer. Patrozinium ist am 26. Dezember.
  2. Weitere Namensgeberin der Kirche ist die Hl. Anna († vor 1 (?) in Israel), Großmutter Jesu. Gedenktag ist der 26. Juli.

Geschichte

Gaubüttelbrunn war ursprünglich zusammen mit Gützingen eine Filiale der Mutterpfarrei Allersheim. 1372 waren die Besitzungen des Klosters St. Walpurgis zu Monheim bei Eichstätt an diesen Orten auf das 1152 von Mönchen aus Waldsassen gegründete Zisterzienserkloster Bronnbach übergegangen. Am 12. Januar 1448 trennte Fürstbischof Gottfried IV. Schenk von Limpurg die Ortschaft Gaubüttelbrunn von Allersheim und erhob sie mit Zustimmung des Abtes und des Konvents von Bronnbach zur selbstständigen Pfarrei und zugleich die vorhandene Kapelle St. Stephan zur Pfarrkirche. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Einrichtung einer eigenständigen Pfarrei hatte offenbar Simon von Stetten geschaffen, der 1425 das Dorf Gaubüttelbrunn als Lehen des Hochstifts Würzburg - welches der weltliche Besitzer war - innehatte.

Die ständigen Klagen, dass die Gläubigen nicht ausreichend Platz in der baufällig gewordenen Pfarrkirche fänden, führten 1761 zu Planungen für einen Neubau, der im wesentlichen der heutigen Gestalt der Pfarrkirche entspricht. Die Grundsteinlegung erfolgte am 21. April 1766.

Das Kloster Bronnbach stellte bis zur Säkularisation 1803 die Ortsgeistlichen. Seit der Säkularisation und der Aufhebung des Klosters Bronnbach bestellt die Diözese Würzburg die Geistlichen von Gaubüttelbrunn.

Baubeschreibung

Das Kirchengebäude ist ein Saalbau mit eingezogenem Chor und Chorflankenturm mit Spitzhelm. Turm und Chor sind im Kern gotisch. Das Langhaus der Kirche wurde nach Plänen von Johann Philipp Geigel vom Maurer und Steinhauermeister Joseph Kees aus Sulzdorf, dem Vorfahr von Joseph Georg Kees, 1761 umgestaltet. Das Langhaus der alten, wohl gotischen Chorturmkirche hatte man als Chor der neuen Kirche verwendet und den alten Turm beibehalten. Für die Innenausstattung im Stil des Spätbarock konnte der Bildhauer Johann Georg Auwera aus Aub gewonnen werden. Am 31. März 1767 wurde zwischen dem damaligen Pfarrherr Bernardus Schiller und Johann Georg Auwera ein Akkord (Vertrag) über die Errichtung des Hochaltars geschlossen. [1] Bereits viereinhalb Monate später war der Auftrag ausgeführt. [2]

Nachdem Johann Georg Auwera den Hochaltar zur vollen Zufriedenheit verfertigt hatte, wandte sich der Pfarrer von Gaubüttelbrunn, Bernardus Schiller, am 15. April 1773 an die Geistliche Regierung in Würzburg mit der Bitte, Johann Georg Auwera mit der Errichtung von zwei neuen Nebenaltären beauftragen zu dürfen. Die fürstbischöfliche Geistliche Regierung in Würzburg war „die amtliche Instanz im kirchlichen Kunstbetrieb“, die das kirchliche Bauwesen und die Pfarreifinanzen beaufsichtigte und kontrollierte. Nach der Genehmigung konnte am 10. Mai 1773 der Vertrag zwischen Johann Georg Auwera und dem Gaubüttelbrunner Pfarrer über die Errichtung von zwei Nebenaltären unterzeichnet werden. Noch im selben Jahr erfolgte die Errichtung der beiden Nebenaltäre.

Am 5. Februar 1778 wandte sich Pfarrer Bernardus Schiller unmittelbar an den damaligen Würzburger Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim, „da nach aufgerichteten 3-er neuer Altäre in der Pfarr Kirch zu Gaubüttelbrune auch ein neuer Predigtstuhl, Sumptibus Ecclesiae anzuschaffen fast nötig seyn will“ und bat um die wohlwollende Genehmigung, die Anfertigung einer Kanzel in Auftrag geben zu dürfen. Nachdem die Genehmigung erteilt worden war, erging der Auftrag 1778 an den bewährten Auber Bildhauer Johnn Georg Auwera.

Beim Umbau, der im August 1973 begann, wurden die Chorseiten ausgebrochen und das Chorhaus um je einen Seitenflügel erweitert. Nach 16 Monaten waren die Bauarbeiten im Jahre 1974 abgeschlossen. Mit der Beseitigung der Chorseiten wurde die wirkungsvolle Einbettung des Altars in den Kastenraum des alten Chorhauses zerstört. Auch die Lichteinwirkung auf den Hochaltar im Chorraum, der sonst je ein hochrechteckiges Fenster in der Nord- und Südwand hatte, änderte sich dadurch.

Bei der Renovierung im Jahre 1994 wurde der Volksaltar durch den Berliner Bildhauer Paul Brandenburg umgestaltet.

Auf der linken Seite der Kirche befindet sich ein Bildstock mit dem Relief einer Kreuzigungsgruppe im Aufsatz aus dem Jahre 1778, geschaffen vom Bildhauer Ludwig Hermes.

Orgel

Die neue Orgel mit 17 Registern und 1.162 Pfeifen, die vom Orgelbaumeister Werner Mann aus Dorfprozelten gefertigt wurde, konnte 1994 eingeweiht werden.

Historische Abbildungen

Innenraum

Hochaltar

Der Hochaltar von Johann Georg Auwera aus dem Jahre 1767 erhebt sich vor der Schlusswand des Chors und bildet im Hauptteil ein hohes Rechteck, dessen obere Eckpunkte durch je eine Prunkvase markiert sind. Das Altarbild wird von ornamentierten Rahmen und architektonischen Elementen als dekorative Altararchitektur getragen und gefasst. Die von der Stirnseite des Chors abgesetzte Altarwand ist seitlich leicht konkav gebogen und besitzt als wichtigste architektonische Motive zwei verkröpfte Pilaster. [3] Das Altarbild, das nur ein Drittel der Altarbreite einnimmt, erinnert an ein gotisches Fenster, dessen oberer Teil, ein steiles Dreieck, die waagrechte Zone des Hauptgesimses durchstößt und von der Gloriole des Auszugs bekrönt wird.

Das Altarbild ist in zwei Zonen geteilt, eine irdische und eine himmlische. Im Bildgiebel die himmlische Zone mit der Dreifaltigkeit, in der unteren, irdischen Zone die Steinigung des Stephanus, dem Kirchenpatron, flankiert von den plastischen Seitenfiguren Joseph und Joachim. Joseph auf der Evangelienseite erscheint als jugendlicher Mann mit kurzem Bart. Mit der linken Hand weist er zur Altarmitte hin, in der Rechten hält er einen Blütenstab. Joachim ist dargestellt als ein alter Mann mit langem Bart. Er hält mit der Rechten ein Buch und mit der Linken eine Schippe.

Seitenaltäre

Die beiden Seitenaltäre fertigte Johann Georg Auwera im Jahr 1773.

Kanzel

Die Kanzel von Johann Georg Auwera stammt aus dem Jahre 1778.

Orgel

Deckengemälde

Das Deckenfresko „Geburt Christi“ im Chor wurde 1917 von Eulogius Böhler gemalt.

Geläut

Die Pfarrkirche verfügt insgesamt über fünf Glocken. Die beiden ältesten stammen aus dem 15. Jahrhundert bzw. aus dem Jahr 1603. 1957 wurden drei neue Glocken gefertigt als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzenen Exemplare.

Zugang

Das Gotteshaus kann besichtigt werden. Der Schlüssel ist erhältlich bei Herrn Diakon Rainer Boivin in der Rosenstraße 18.

Pfarreisprengel

Zum Seelsorgsgebiet gehört der Kirchheimer Ortsteil Gaubüttelbrunn, sowie die Eulenmühle und die Obere Mühle.

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft St. Petrus der Fels

St. Stephan und St. Anna gehört zur Pfarreiengemeinschaft „St. Petrus - Der Fels“.

Seelsorger

► Siehe Seelsorger Gaubüttelbrunn

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Peter Mainka: Mit Christus durch die Zeit 1448-1998. 550 Jahre Pfarrei Gaubüttelbrunn. Ein Gang durch ihre Geschichte. Pfarrei St. Stephan (Hrsg.), Gaubüttelbrunn 1998
  • Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987, S. 63 ff.
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Kirchheim, Nr. D-6-79-153-18

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Der Akkord über einen Altar wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Regel mit dem Bildhauer und manchmal auch noch mit Bildhauer und Schreiner gemeinsam aufgesetzt. Der ausführliche Vertragstext diente vor allem der juristischen Absicherung. Das Aussehen und die Form des Altaraufbaus war stets durch den Riß festgelegt, der nach Aufrichtung des Altars zum Vergleich der genauen Ausführung gemeinsam mit dem Akkord vorgezeigt wurde. Im Akkord über den Gaubüttelbrunner Hochaltar mit Johann Georg Auwera wurden Änderungspunkte genau aufgenommen und notiert. (Vgl. hierzu Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987, Q 29, 24a.)
  2. Pfarrarchiv Gaubüttelbrunn, Akten: Kirchenbaulichkeiten - Altäre: Der Bildhauer Johann Georg Auwera quittierte bereits am 21. August 1767 den Empfang von 70 fl „bey auffrichtung des Altares“.
  3. Ein Pilaster (von lateinisch pila ‚Pfeiler‘) ist ein pfeilerartiges Formelement der Architektur. Nähere Informationen bei Wikipedia [1]

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