Regina Josepha von Siebold

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Regina Josepha von Siebold, geb. Henning, verw. Heiland (* 14. Dezember 1771 in Geismar; † 18. Februar1849 in Darmstadt) war Geburtshelferin und erhielt als erste Frau die Ehrendoktorwürde der Geburtshilfe.

Leben und Wirken

Regina Josepha Henning wurde als Tochter eines kurmainzischen Regierungsbeamten geboren und wuchs bei ihrem Onkel, Regierungsrat Lorenz Henning, auf, der als Stadtschultheiss in Heiligenstadt amtierte. Es wird berichtet, dass sie bis zum 10. Lebensjahr leichte Knabenkleidung trug und das Reiten und Kutschieren erlernte. Als 1786 der Onkel starb und ihr als Alleinerbin das Erbe streitig gemacht wurde, fand sie Hilfe bei einem Kollegen ihres Onkels, Georg Heiland, den sie 1786 heiratete. Bereits 1793 starb Heiland, angeblich durch die Ungeschicklichkeit eines Arztes beim Aderlass. Theodor Damian von Siebold, der die junge Witwe bei einer schweren Erkrankung behandelte, heiratete sie 1795 und adoptierte ihre beiden Töchter. Von ihrem Schwiegervater Carl Caspar von Siebold erhielt die couragierte Josepha dessen Lieblings-Geburtszange als Geschenk überreicht. Der zweiten Ehe entstammten drei weitere Kinder, darunter Karl Caspar Franz von Siebold (1800-1860).

Um die große Familie zu ernähren, zog Josepha von ihrem Wohnort Darmstadt nach Würzburg und begann mit Ausnahmegenehmigung bei ihrem Schwager Adam Elias von Siebold ein Studium der Geburtshilfe. Sie durfte an den Vorlesungen lediglich hinter einem Vorhang teilnehmen und nicht an den praktischen Übungen teilnehmen. Praktische Erfahrungen sammelte sie anschließend in der Praxis ihres Ehemanns. Im November 1807 beantragte Josepha von Siebold die Zulassung zur Staatsprüfung an der Universität Gießen. Wichtigstes Argument ihres Antrags war die mangelnde wissenschaftliche Ausbildung der Hebammen. Nach einer vierstündigen, „mit Bravour“ bestandenen, Prüfung vor dem Darmstädter Medizinalkollegium erhielt sie die Zulassung als Ärztin und begann in Darmstadt und Umgebung gemeinsam mit ihrem Ehemann zu praktizieren. Am 6. September 1815 wurde ihr durch Ferdinand von Ritgen die Ehrendoktorwürde der Entbindungskunst der Universität Gießen verliehen. Anschließend absolvierte sie in Würzburg bei ihrem Schwager Adam Elias das Examen in praktischer Entbindungskunst. Ihren Beruf übte sie dann in Darmstadt aus. Für ihre besondere Kompetenz und ihr Engagement wurde ihr 1815 die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen verliehen.

Ihre Tochter aus erster Ehe, Charlotte Heidenreich-von-Siebold (1788-1859), lernte die Geburthilfe von Mutter und Stiefvater. Zusätzlich erhielt sie Privatunterricht an der Universität Göttingen. 1817 konnte sie die reguläre Doktorprüfung ablegen und erhielt den Doktortitel. Auch sie erwarb großes Ansehen als Geburtshelferin. 1818 leitete sie in Coburg die Geburt des späteren Herzogs Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha; 1819 begleitete sie die Herzogin von Kent bei der Geburt einer Tochter, der späteren Königin Viktoria von England.

Siehe auch

Quellen

  • Frauen in Würzburg. Stadtführer und Lesebuch. Hrsg.: Gleichstellungsstelle für Frauen der Stadt Würzburg. Echter, Würzburg 1996. S. 61f

Weblinks

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