Konrad Rieger

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Konrad Rieger

Prof. Dr. Konrad Rieger, von der Würzburger Bevölkerung oft „Rügemer“ oder auch „Rücher“ genannt (* 28. März 1855 in Calw; † 21. März 1939 in Würzburg) war ein deutscher Psychiater und Universitätsprofessor. Er wirkte als erster Direktor der Würzburger Nervenklinik.

Leben und Wirken

Konrad Rieger war Sohn eines Pfarrers und sollte eigentlich Theologe werden, entschied sich aber für ein Medizinstudium und studierte in Tübingen und Würzburg. Bereits mit 23 Jahren wurde er 1878 Assistent bei Franz von Rinecker in der Psychiatrischen Abteilung des Würzburger Juliusspitales. Dort war er Nachfolger des für die moderne, naturwissenschaftlich orientierte Psychiatrie bedeutsamen Emil Kraepelin (1856-1926) [1], mit dem er über Jahrzehnte in Freundschaft verbunden blieb. Nach Studien in Paris bei Jean-Martin Charcot, in Leipzig und Berlin hat sich Rieger 1882 in Würzburg habilitiert.

Nach Rineckers Tod hatte er dessen Stellvertretung bis 1884 inne und wurde im April 1887 Nachfolger von Hubert von Grashey (1839-1914) [2], zunächst als außerordentlicher und ab August 1895 als Würzburgs erster ordentlicher Professor für Psychiatrie, der 1906 auch die Aufnahme des Prüfungsfachs Psychiatrie in das Medizinerexamen bewirkte [3] 1888 entwarf Rieger ein erstes Verfahren zur Messung von Intelligenzdefekten. Er prüfte dabei Wahrnehmung, Auffassungsgabe, Gedächtnis und wie der Getestete Sinneseindrücke benennt. Rieger gilt als „einer der bedeutendsten Anreger der modernen Psychiatrie“. [4]

Die psychiatrischen Verhältnisse im Juliusspital Würzburg waren in den 1880er Jahren gänzlich unhaltbar geworden, so dass Rieger den Bau einer selbstständigen Psychiatrischen Klinik am Schalksberg initiierte, die nach Ende 1889 erstellten Plänen am 1. Juni 1893 eröffnet wurde (Im Herbst 1888 brachte er bereits psychiatrische Patienten des Juliusspitals in einem provisorischen Anwesen an der Rotkreuzstraße unter) [5] [6] Diese Klinik brachte insofern einen grundsätzlichen Fortschritt, als schon in den Planungen der wissenschaftlichen Forschung ein besonderer Platz zugewiesen wurde. Die Psychiatrische Klinik an der Universität Würzburg war also nicht nur bloßes Krankenhaus, sondern auch wissenschaftliches Institut. Dennoch waren die finanziellen Mittel, die vom bayerischen Staat für die Psychiatrische Universitätsklinik bereitgestellt wurden, äußerst gering, so dass sowohl das Klinikgebäude als auch die Krankenversorgung kaum den bescheidensten Anforderungen genügten. Rieger konnte bis zu seiner Entpflichtung zum 1. April 1925 keine wesentlichen baulichen Veränderungen an der Klinik mehr vornehmen lassen. Sein Nachfolger wurde sein Schwiegersohn, der Psychiater Martin Reichardt.

Riegers fachwissenschaftliche Veröffentlichungen behandeln Gebiete aus der Schädellehre, neurologische, physiologische, psychologische und psychopathologische Fragen, Muskelzustände (denen er sein besonderes Interesse zuwendete), Hirnlokalisation und Hirngeschehen, Intelligenz, Hypnotismus, Hysterie, psychische Epidemien und Aphasie.

Rieger fand seine letzte Ruhestätte auf dem Würzburger Hauptfriedhof. 1983 äußerte der Bürgerverein Grombühl/Lindleinsmühle den Wunsch, im Gedenken an den bedeutenden Mediziner die Rimparer Straße in Konrad-Rieger-Straße umzubenennen. [7]

Werke

  • Über die Beziehungen der Schädellehre zur Physiologie, Psychiatrie und Ethnologie (1882).
  • Experimentelle Untersuchungen über die Willensthätigkeit (1885).
  • Beschreibung des Intelligenzstörungen in Folge einer Hirnverletzung, nebst einem Entwurf zu einer allgemein anwendbaren Methode zur Intelligenzprüfung (1888).
  • Leitfaden zur psychiatrischen Klinik (1889).
  • Die Castration in rechtlicher, socialer und vitaler Hinsicht (1900).
  • Die Julius-Universität und das Julius-Spital (1916).
  • Wie geht es in dem Hirn zu? (1924).

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Martin Reichardt: Konrad Rieger †. In: Archiv für Psychiatrie und Nervenkrankheiten 110 (Juni 1939), S. 165–168.
  • Konrad Rieger †. In: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie 166 (Dezember 1939), S. 309–312.
  • Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie. 2. Auflage. Band 8 (Poethen–Schlüter). Saur, München 2007, S. 399.
  • Richard Kraemer: Würzburger Mediziner vor 50 Jahren, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 5 (1987), S. 165-172, S. 169 f.

Einzelnachweise

  1. Matthias M. Weber: Kraepelin, Emil, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 785 f.
  2. Matthias M. Weber: Grashey, Hubert Ritter von, in: Enzyklopädie Medizingeschichte, hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 508
  3. Otto Schrappe †: Psychiatrie in Würzburg und Psychiatrische Universitätsklinik Würzburg in den letzten 5 Jahrzehnten, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 91-106, S. 95 f.
  4. Richard Kraemer: Würzburger Mediziner vor 50 Jahren, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 5 (1987), S. 165-172, S. 169 f.
  5. Otto Schrappe †: Psychiatrie in Würzburg und Psychiatrische Universitätsklinik Würzburg in den letzten 5 Jahrzehnten, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 91-106, S. 96-98
  6. Otto Schrappe, a.a.O., S. 95
  7. Die kleine Zeitung N, 29. Juni 1983, S. 11

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