St. Stephan (Altstadt)

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Kirche St. Stephan
Chorraum (2013)
Herbipolis (1493): links sind die Türme von St. Stephan, verbunden durch eine Brücke, zu erkennen

Die Kirche St. Stephan (auch: Stephanskirche) ist Hauptkirche und Sitz des evangelisch-lutherischen Dekanats Würzburg im Kirchenkreis Ansbach-Würzburg.

Lage

Die Stephanskirche liegt am Wilhelm-Schwinn-Platz in der Würzburger Altstadt.

Namensgeber

Namensgeber ist Stephanus, erster Märtyrer der Christenheit, (* 1 in Jersualem; † 36 bei Jerusalem).

Geschichte

Die Geschichte der Kirche St. Stephan reicht bis ins Jahr 1014 zurück. Als Chorherrenstift von Bischof Heinrich I. unter dem Patrozinium „Peter und Paul“ gegründet, war die romanische Kirche seit 1057 Abteikirche des Benediktinerklosters St. Stephan. Die Klosterkirche der Gründungszeit war eine romanische Säulenbasilika mit Haupt- und zwei Querschiffen sowie einem Ost- und Westchor, einer Besonderheit der salischen Zeit. Die romanischen Wurzeln sind heute noch in der dreischiffigen Krypta gut zu erkennen.

1789 ersetzten die Mönche die romanische Basilika durch einen reich ausgestatteten frühklassizistischen Neubau von Johann Philipp Geigel. Der Westchor wurde abgerissen und durch einen rechteckigen Anbau ersetzt, der unter anderem die Orgelempore und den Kapitelsaal des Klosters beherbergte. 1803 wurde das Kloster samt Kirche im Zuge der Säkularisation aufgelöst und die ehemalige Klosterkirche St. Stephan als Pfarrkirche der evangelischen Gemeinde Würzburgs überlassen, die dieser seit 1816 endgültig als Hauptkirche diente. [1] [2] Seit 1827 ist sie auch Dekanatskirche.

Erster evangelischer Gemeindepfarrer Würzburgs war der reformierte Feldprediger Karl Heinrich Fuchs aus Heidelberg. Am Reformationstag 1802 hielt er am Sanderrasen den ersten öffentlichen Gottesdienst. Im Januar 1803 wurde das Toleranzedikt in der Stadt verkündet, das die Grundlage für die Gleichberechtigung der Konfessionen schuf. Fuchs wurde schließlich auch erster Gemeindepfarrer in St. Stephan.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde die Kirche, insbesondere deren frühklassizistische Innenausstattung, vollkommen zerstört und in den Jahren 1952–1956 unter Dekan Wilhelm Schwinn durch den Architekten Otto Leitolf wieder aufgebaut. St. Stephan wurde außen original rekonstruiert.

Historische Abbildungen

Innenraum

1715 errichtete das Benediktinerkloster St. Stephan als Ersatz für seine ältere Kirche einen neuen Ostchor und ab 1789 ein neues Langhaus. Den Stuck fertigte höchstwahrscheinlich die Werkstatt Materno Bossis, die Malereien Konrad Huber. Die Deckengemälde zeigten im Chor die Heilige Dreifaltigkeit, im Langhaus die Glorie des Heiligen Benedikt und das Wirken seines Ordens. Die Bildhauerarbeiten waren von Johann Georg Winterstein, dem Bruder des regierenden Abtes Gerardus Winterstein. Den Hochaltar schmückte Konrad Hubers Gemälde der Himmelfahrt Mariens von 1790. Die Kanzel war versehen mit Medaillons, auf denen Szenen aus den Leben des Heiligen Stephanus dargestellt waren.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 brannte die Kirche vollständig aus. Die kunstvoll mit Stuck dekorierten Säulen von Materno Bossi und das Gesims über den Fenstern wurden wiederhergestellt, der Altarraum mit einem Chorgestühl gestaltet, die nun dem Gedächtnis der Gefallenen beider Weltkriege und der Opfer der Luftangriffe auf Würzburg gewidmete Krypta aus dem 11. Jahrhundert [3] und die Michaelskapelle wieder aufgebaut. Seit 1954 bildet die Kreuzigungsgruppe des Münchner Künstlers Helmut Ammann, der diese Gruppe aus Eichenholz schnitzte, das Zentrum des Altarraums. Die Taufnische ist geprägt von dem großen Taufbecken aus Bronze mit dem darüber platzierten Engel und dem bronzenen Osterleuchter der Münchner Künstlerin Ruth Speidel.

Michaelskapelle

Über dem Eingang zur romanischen Michaelskapelle hängt die Geißelung Christi, ein Gemälde das Oswald Onghers zugeschrieben wird. Die Michaelskapelle diente zur Klosterzeit als Friedhofskapelle mit Beinhaus und wird heute als kleiner Gottesdienstraum genutzt Bedeutend ist das „Würzburger Kreuzaltärchen“ aus der frühen Riemenschneiderzeit (um 1480). Die Wandbilder von Walter Honeder aus dem Jahr 1954 zeigen Erscheinungen des Auferstandenen mit Maria Magdalena, dem „ungläubigen Thomas“, den Emmausjüngern und dem Fischfang am See Genezareth. Die bunten Glasfenster von Friedrich May von 1979 stellen den Erzengel Michael und das Jüngste Gericht dar. Der Altar stammt vom Kleinrinderfelder Künstler Lothar Stiller.

Bildergalerie

Orgel

Die große Konzertorgel wurde 1982 von dem Orgelbauer Orgelbau Friedrich Weigle erbaut. Das Instrument wurde 1982 nur teilweise fertiggestellt. In den Jahren 2014 bis 2015 wurde die Orgel durch die Orgelbaufirma Richard Rensch (Lauffen) saniert und die noch fehlenden Teile fertiggestellt. Die Spieltrakturen sind mechanisch, die Registertrakturen mechanisch und elektrisch. Im Jahr 2021 machte eine großzügige Einzelspende den Einbau einer Celesta der Firma Schiedmayer durch die Orgelbaufirma Schindler möglich. Seitdem besitzt die Weigle-Rensch-Orgel 52 klingende Register mit insgesamt 3427 Pfeifen auf drei Manualen und Pedal. [4]

Geläut

Nordturm

  • Gloria-Glocke, Schlagton: h, Gewicht 2.290 kg, wurde im Jahr 1951 von Gebr. Czudnochowsky (Heidingsfeld und Erding) gegossen. Inschrift „Nach der Zerstörung der St.Stephanus Kirche in Würzburg am 16.März 1945 wurde ich im Jahre 1951 neu gegossen. Ehre sei Gott in der Höhe“. Sie läutet abends um 21.00 Uhr als letzte Glocke in der Innenstadt.
  • Taufglocke, Schlagton: gis', stammt bereits aus dem 13. Jahrhundert und hing schon früher in St. Stephan. 1923 wurde sie an die Deutschhauskirche ausgeliehen und überstand dort den zweiten Weltkrieg. Eine Inschrift trägt diese Glocke nicht.

Südturm

  • Sanctus-Glocke, Schlagton: cis', Gewicht 1.727 kg, wurde 1924 von A.Geittner und Söhne in Breslau gegossen und stammt aus der Friedenskirche der Gemeinde „Zum Schifflein Christi“ in Glogau/Oder). Sie lagerte während des Zweiten Weltkrieges mit mehr als 47.000 anderen Glocken aus allen Gebieten des Deutschen Reichs auf dem Glockenfriedhof in Hamburg. Ca. 1.200 Glocken, die nach Kriegsende nicht mehr zurückgegeben werden konnten, wurden als sog. Patenglocken an christliche Gemeinden übergeben – so kam diese Glocke 1951 nach Würzburg in die Stephanskirche. Sie trägt folgende Inschrift: „Heilig, Heilig, Heilig. Zu seinem Heiligtum mit reichen Gnadengaben lässt dich der ew‘ge Gott durch seine Stimme laden. Vernimm‘s o Mensch, neig ihm dein Herz und streb auf Erden himmelwärts!“.
  • Vaterunser-Glocke, Schlagton e', Gewicht 862 kg, wurde 1835 von Christian Ludwig Pühler in der Gnadenberger Glockengießerei gegossen und stammt aus der evangelischen Kirche in Bunzlau/Niederschlesien. Sie wurde im Jahr 1951 ebenfalls als Patenglocke vom Hamburger Glockenfriedhof übernommen. Sie trägt diese Inschrift: „Liebe soll Euch regieren. Die Freude wie den Kummer spricht meine Stimme aus. Sie tönt den letzten Schlummer, sie ruft ins Gottes Haus – Tristitiam leniens funera vestra sequor“.

Öffnungszeiten

  • Die Kirche ist täglich von 9.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gerhard Hausmann: Die Evangelische Kirche, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 53-106, S. 71
  2. Klaus Stahmer: Musiker spielen nicht allein zur Ergötzlichkeit ..., in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 310-320, S. 318a
  3. Paul Rieger: Wegen Heirat in Sommerhausen der Stadt verwiesen. Evangelische Kirchen in Würzburg - Aus Wille und Glauben wuchsen neue Gemeinden. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 231-236, S. 234 (zitiert)
  4. Informationen zur Orgel auf den Internetseiten der Gemeinde St. Stephan [1]

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