Heiligkreuzkapelle (Goßmannsdorf)

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Katholische Wegkapelle zum Hl. Kreuz im Ochsenfurter Stadtteil Goßmannsdorf
Heiligkreuzkapelle um 1950

Die Heiligkreuzkapelle ist eine katholische Wegkapelle direkt an der Hauptstraße (Kapellengasse 1) des Ochsenfurter Stadtteils Goßmannsdorf.

Patrozinium

Heiligkreuz ist ein Name von Kirchen, die dem Heiligen Kreuz, an dem Jesus starb, geweiht sind. Er findet häufig Verwendung bei Kirchen, in denen es Reliquien des Kreuzes gibt (nach mittelalterlichem Usus musste ein Altar mit einer Reliquie versehen sein, daher war ein beglaubigtes Kreuzstück Voraussetzung für den Bau einer ihm zugeweihten Kirche). Patrozinium ist am Fest Kreuzerhöhung am 14. September.

Geschichte

Erstmals erwähnt ist die Heiligkreuzkapelle in einer Ablass-Urkunde vom 20. März 1451, die Heinrich Zobel von Giebelstadt durch Papst Nikolaus V. erhalten hatte - als einer der Gefolgsleute von König Friedrich III. bei dessen Kaiserkrönung in Rom. Anhand der stilistischen Merkmale scheint der Bau kurz zuvor, in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden zu sein, errichtet von der in Darstadt und Giebelstadt, später auch in Messelhausen ansässigen Adelsfamilie von Zobel. Diese war bis 1803 Eigentümer der Hälfte der örtlichen Besitz- und Nutzungsrechte und besaß bis 1816 in der Nähe der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist ein „Schlösschen“.

Die nächsten Archivalien beginnen erst wieder 1654 mit der Eintragung über Mess-Stiftungen; eine größere solche Stiftung für 30 Messen errichtet 1743 der Domkapitular Aemilian von Zobel aus Fulda. 1743 wird berichtet, dass Kapuziner aus dem Kapuzinerkloster Ochsenfurt von März bis Allerheiligen am Sonntag eine Frühmesse hielten und dazu im Großmannsdorfer Pfarrhaus übernachteten, wofür der Pfarrer eine Vergütung von der Gemeinde erhielt. Die Kapelle unterstand dem Pfarrer von Darstadt, der auch zur Feier bestimmter Gottesdienste dort verpflichtet war, so z.B. an den beiden „Kreuz-Festen“ am 3. Mai (= Kreuz-Auffindung) und 14. September (= Kreuz-Erhöhnung).

Noch 1817 war die Kapelle in Zobel’schem Privatbesitz, dann kam sie ins Eigentum der Gemeinde Darstadt. 1822 übergab man das Gotteshaus mit allem Inventar (aber nur einem Teil des Vermögens) an die Gemeinde Goßmannsdorf, 1907 schließlich wurde sie der Kirchenstiftung Goßmannsdorf als eigene Kapellen-Stiftung überschrieben. Nach und nach, u.a. aufgrund der Mess-Stiftungen von Ortsbewohnern, benützte auch die Pfarrei Goßmannsdorf die Kapelle zu verschiedenen Gottesdiensten.

Spätestens ab 1817 ist der Brauch bezeugt, dass der Nachtwächter von Michaeli (29. September) bis Josephi (19. März) mit der Glocke abends um 20 Uhr und morgens um 4 Uhr ein „Zeichen“ gibt. Dieses später nur mehr abendliche „Irr-Glöckchen“ wurde im Winterhalbjahr bis um 1980 geläutet, verbunden mit der Sage, ein Freiherr von Zobel habe sich einst in Nacht und Nebel verirrt, durch den Klang einer Glocke wieder seinen Weg gefunden und dann dieses Läuten gestiftet, um andere Menschen vor dem Abirren vom Weg zu bewahren.

Immer wieder in all den Jahrhunderten diente die Kreuzkapelle auch als Ausweichquartier für den Pfarrgottesdienst bei Naturkatastrophen, die die Pfarrkirche beschädigt hatten, wie etwa 1653 oder ab 1795 und genauso bei Umbauten und Erneuerungen der Pfarrkirche.

Die Kapelle erfuhr Renovierungen in den Jahren 1828, 1833, 1859, 1947 und zuletzt von 1983 bis 1989 unter Pfarrer Oswald Simon. Am 15. Oktober 1989 wurde die erneuerte Heiligkreuzkapelle von Weihbischof Helmut Bauer feierlich eingeweiht.

Baubeschreibung

Kath. Kapelle zum Hl. Kreuz, kleiner Saalbau mit eingezogenem Chor und Satteldach, Westseite mit abgetreppter Giebelüberhöhung, spätgotische Anlage, 15. Jh., im 17. Jh. verändert; mit Ausstattung. nachqualifiziert

Architektur

Die Kapelle besitzt über dem Chor ein gotisches Steildach und an der Westseite einen Treppengiebel. In den beiden Öffnungen des Giebels hingen früher zwei Glocken, heute befindet sich ein Glocke in einem Glockenstuhl unter dem Dach. Sie trägt die Jahreszahl 1713 mit der Umschrift: „Ave Maria gratia plena dominus tecum“ („Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir.“) und einem Relief der Gottesmutter mit Kind. Diese Glocke stammt aus der Pfarrkirche und kam 1949 in die Kapelle, als Ersatz für die 1942 im Krieg beim Einschmelzen vernichteten beiden Glocken.

Zur Straßenseite existiert heute noch ein versperrtes Seitenportal. Einen zweiten Nebeneingang scheint es einmal, nach den Vertiefungen in der Mauer zu schließen, auch von der gegenüberliegenden Seite gegeben zu haben.

Innenraum

Geprägt wird der Innenraum vor allem durch die barocke Ausstattung. Es existieren aber auch noch ältere, z.T. spätgotische Objekte, wie z.B. der Bildstock links vorne im Chor aus dem Jahr 1400. Auch das alte Chorgestühl ist noch gotisch bestimmt. Die Empore trägt die Jahreszahl 1630. Das Gestühl im Chor ist um 1700 entstanden.

Der Hochaltar mit Jesus am Kreuz und Maria Magdalena (neben ihr das Salbgefäß) stammt aus der Zeit um 1750. In der Zeit des Rokoko wurden etwas später die beiden Seitenaltäre geschaffen, links mit dem Bild der Muttergottes und rechts dem hl. Valentin. Die Altäre wurden nicht für die Kapelle gefertigt. So sind die Seitenaltäre viel zu groß für ihren Stellplatz. Man hat die Altartische an der Wandseite abgeschnitten und den Altaraufbau unmittig aufgesetzt.

Auf dem Boden befinden sich drei Grabsteine, von denen der älteste die Jahreszahl [[1519] trägt und in dem der Priester Melchior Golwein bestattet wurde. Die zwei weiteren Bestattungen sind Mitglieder der Familie von Zobel: Maria Magdalena von Aschhausen, geborene Zobel von Giebelstadt, gestorben am 19. August 1707 mit 75 Jahren und um einen Ferdinand (von Zobel?), der 1705 gestorben ist.

Bildergalerie

Simultankapelle

Die Kapelle gehört zur Pfarrei St. Johannes Baptist in der Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen, wird jedoch für Gottesdienste auch von der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Winterhausen genutzt.

Zugang

Den Schlüssel für die Kirche verwaltet die Familie Düll, Domherrenviertel 3a.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Ochsenfurt, Nr. D-6-79-170-279
  • Informationsschrift in der Heiligkreuzkapelle (Verfasser unbekannt)
  • Erich Weiß: Goßmannsdorf. Geschichte und Geschichten eines mainfränkischen Ortes. Goßmannsdorf 2019, S. 72 ff.

Weblinks

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