Geschichte der Wasserversorgung

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Der Vierröhrenbrunnen diente als Laufbrunnen lange der Trinkwasserversorgung

Die Geschichte der Wasservesorgung in Würzburg von den Ziehbrunnen des Mittelalters bis zum modernen Leitungssystem.

Grundwasserbrunnen

Im Mittelalter erfolgte die Versorgung der Bevölkerung durch zahlreiche private und öffentliche Grundwasserbrunnen. Die Schöpf- und Ziehbrunnen waren relativ leicht anzulegen, da oberflächennahes Grundwasser bereits in etwa 2,5 m Tiefe erreicht wurde. Die meisten Höfe hatten ihren eigenen Brunnen, für die öffentlichen Straßenbrunnen wurden Brunnengelder zur Instandhaltung erhoben. Der Wasserstand in den Brunnenschächten war jedoch sehr unregelmäßig und das Wasser häufig verschmutzt. Sei es durch ungenügende Filtrierung des Bodens, durch nahegelegene Abfallgruben oder Aborte oder durch Einschwemmungen bei Hochwasser.

Zusätzlich dienten neben dem Main auch die Bäche (Pleichach, Kürnach und Kunbach), der sogenannte Eichelsee (heutige Ludwigstraße), Quellen außerhalb der Stadtmauern (z.B. am Fuß des Steinbergs) und Zisternen der Wasserversorgung.

Frühe Leitungsprojekte

  • 1314-22 entstand unter Gottfried von Hohenlohe eine Frischwasserleitung von Höchberg zur Festung (nicht öffentlich)
  • Ratsprotokolle berichten 1532 von ersten Überlegungen zur Versorgung von Brunnen in der Stadt mit Quellwasser. Projektiert wurde die Versorgung mittels „springender bronnen“ - u.a. an Domstraße und Marienkapelle (nicht ausgeführt)
  • Julius Echter ließ 1581 für das Juliusspital eine „Wasserversorgung mit fließenden Brunnen“ einrichten (nicht öffentlich)
  • 1585 folgt ein konkreter Vorschlag Julius Echters für die Versorgung öffentlicher Laufbrunnen in der Stadt von der Schüpferleinsquelle am Faulenberg (nicht ausgeführt)
  • 1617 erfolgen Verbesserungen der Wasserkunst (Pumpwerk) im Bereich des Juliusspitals.
  • Im 17. Jahrhundert wurde auch ein weiteres Wasserpumpwerk betrieben, das nach Seberich an der Kartäusermühle stand. Von hier wurde eine private Wasserleitung als Abzweig von der Kürnach zum Rosenbachhof und Huttenschen Hof (heute Rotkreuzklinik) betrieben. (nicht öffentlich)
  • Um 1656 wurde ein Pumpwerk an der Oberen Mainmühle zur Versorgung der Festung erstellt (nicht öffentlich)
  • 1720 errichtete Balthasar Neumann ein Pumpwerk mit Hochbehälter zur Versorgung der Residenzbaustelle mit Wasser. Der Standort war vermutlich bei der Kartäusermühle.
  • 1730 verfolgte Balthasar Neumann erste Ideen zur Quellwasserversorgung öffentlicher Stadtbrunnen vom Faulenberg

Balthasar Neumanns Röhrenbrunnenleitung

Zur Verbesserung der gesundheitlichen Situation der Bevölkerung plante Friedrich Karl von Schönborn 1733, eine Leitung für Quellwasser in die Stadt zu verlegen und damit ständig laufende Röhrenbrunnen zu speisen. Balthasar Neumann erhielt als Stadtbaumeister den Auftrag zur Ausarbeitung eines Systems. Zunächst wurde die „Fäßleinsbrunn“ genannte Quelle zur Einspeisung in die Leitung ausgewählt, gefasst und mit dem Schönbornwappen versehen. Sie befand sich „auf der Classis außen, vndt ohnweith des Neuen Thor“, d.h. im Bereich des damaligen Glacis vor der barocken Stadtbefestigung (heute Berliner Ring). Von hier wurde zunächst eine Röhrenleitung bis zum Juliusspital erbaut, wo am 8. Juli 1733 erstmals Wasser aus provisorisch angebrachten Ausläufen sprudelte.

Nachdem dieser Abschnitt funktionstüchtig war, wurde die Leitung entlang der Juliuspromenade in Richtung Pleich verlängert, führte dann über den unteren Markt und die Langgasse zum Platz vor dem Grafeneckart und endete am Johanniterhof. Am unteren Markt war ein Auslauf am „Brodhaus“ (Marktplatz 3), jedoch wurde bereits ein Abzweig für einen späteren Brunnen auf dem Platz gelegt. Am heutigen Vierröhrenbrunnen war anfangs ein anderer Brunnenaufbau, der den Schönbornschen Löwen zeigte, auch dieser hatte bereits vier Ausläufe. Am 6. September 1733 wurde vermerkt, dass erfolgreich Quellwasser aus vier Röhren vor dem Grafeneckart und aus zwei Röhren am heutigen Johanniterhof sprudelte.

Um noch weitere Teile der Stadt mit Leitungswasser zu versorgen, plante Friedrich Karl von Schönborn eine Erweiterung des Netzes. So wurde 1734 die bestehende Leitung durch die Sanderstraße bis kurz vor der Reuererkirche und dort nach Westen abknickend bis zur Mainkaserne fortgeführt.

1735-39 erfolgten diverse Baumaßnahmen, um Wasserdruck und Wassermenge zu erhöhen. Auch, um zukünftig neben den öffentlichen Brunnen auch die Residenz mitversorgen zu können. Die Pläne, Wasser von Quellen am Faulenberg anzuzapfen, wurden fallengelassen, da das Gefälle auf die weite Strecke nicht ausgereicht hätte. Statt dessen wurden zwei zusätzliche Quellen, im Wallgraben vor Bastion 15 (etwa in Verlängerung der Bahnhofstraße) sowie unter dem heutigem Busbahnhof gefasst und zugeleitet. Dazu wurde das Quellwasser durch einen Kanal entlang der äußeren Grabenwand der barocken Stadtbefestigung und dann über einen steinernen Querdamm zur linken Einziehung der Bastion 15 geführt. Hier richtete Neumann ein Pumpwerk ein, das durch zwei Wasserräder betrieben wurde. Auf der Hochfläche der Bastion (am heutigen Kaisergärtchen, jedoch ca. 5 m höher) entstand ein Wasserturm von 21 m Höhe mit zwei hydraulischen Maschinen sowie zwei Hochbehältern.

Der zweite Hochbehälter war nötig, da ein zusätzlicher Leitungsstrang zur Versorgung der Residenz bzw. ihrer Baustelle gelegt wurde. Allerdings nicht durch das Stadtviertel Haug, da dieses zu hoch gelegen war, sondern entlang des Glacis, teilweise außerhalb der Stadtmauern verlaufend. Sie versorgte neben Residenz und Hofgarten u. a. auch das Priesterseminar und die Alte Universität.

Die hölzernen Röhren wiesen um 1740 deutliche Mängel auf, was auf das geringe Gefälle und dadurch erfolgten inneren Bewuchs zurückzuführen war. Im Wasserturm wurde daraufhin eine neue Pumpe eingebaut, auch um die erhöhte Wasseranforderung der Residenz erfüllen zu können. Bis 1745 wurden alle Holzröhren durch neue aus Blei ersetzt. Um 1805 befanden sich 19 Röhrenbrunnen im Stadtgebiet. Darin enthalten sind auch die nichtöffentlichen, z.B. an Juliusspiptal und Residenz. Ein zusätzlicher Abzweig vom Teufelstor zum Bürgerspital war zwischenzeitlich ergänzt worden sowie ein kleiner Abzweig zur Stockstiege (am Aufgang zur Alten Mainbrücke), dennoch blieb das mittels Röhrenleitung erreichte Stadtgebiet begrenzt.

Ein Großteil der Bevölkerung versorgte sich daher weiterhin über Haus- und Hofbrunnen. Einige öffentlich Ziehbrunnen waren - insbesondere unter Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal - zu Pumpbrunnen umfunktioniert worden, um Schmutzeintrag von außen und die Unfallgefahr zu minimieren. An der Rörhrenleitung war inzwischen der Obeliskbrunnen am Markt ergänzt und der Vierröhrenbrunnen in neuer Form gestaltet worden. So wurden Anfang des 19. Jahrhunderts noch 30 öffentliche Pump- und 12 Ziehbrunnen sowie 634 private Brunnen gezählt.

Wasserwerk und Netzausbau

Bahnhofstraße mit Wasserturm an der ehemaligen Gullenmühle
Karte des Trinkwassernetzes Würzburg 1892

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieb es bei 12 öffentlichen Laufbrunnen mit insgesamt 17 Ausläufen. Immer noch versorgten sich die Haushalte von den öffentlichen und privaten Brunnen mit Trink- und Nutzwasser. Erst 1849 erfolgte ein neuer Vorstoß zur grundlegenden Verbesserung der zentralen Wasserversorgung. Diese sollte zusätzlich dem Zweck einer besseren Brandbekämpfung dienen. 1855 gingen Quellen, Wasserturm und Pumpwerk nach längeren Verhandlungen ohne Kosten von staatlichem in städtischen Besitz über. In der Folge wurde ein großangelegtes Netz von Wasserleitungen für das gesamte Stadtgebiet entworfen, welches das Wasser zukünftig direkt in die Häuser liefern sollte. Zur Modernisierung der über 100 Jahre alten Röhrenleitungen wurden die Bleiernen Rohre entfernt und durch Gußeiserne ersetzt. Gleichzeitig erweiterte sich das Leitungsnetz auf 14,5 km Länge.

Als Standort für das neue Wasserhebewerk war die ehemalige Gullenmühle an der Bahnhofstraße 14 (heute Verwaltung der WVV) ausgewählt worden. Hier konnte der Pleichachmühlbach zum Antrieb einer Turbine genutzt werden, mit deren Hilfe 23,6 m Höhenunterschied überwunden wurde. Eine 12-PS-Dampfmaschine übernahm zunächst bei unzureichendem Wasserstand des Baches, ab 1857 wurde dann wegen starker Unregelmäßigkeiten ganz auf die Wasserkraft verzichtet. Zusätzlich zum Maschinenhaus entstand ein 30 m hoher Turm mit einem Speichervermögen von 17 Kubikmetern. Am 8. Juli 1856 ging das Wasserwerk und das modernisierte Netz in Betrieb. Der alte Wasserturm mit dem historischen Pumpwerk verlor damit seine Funktion und wurde abgebrochen. Mit der Zunahme der Bevölkerung wurden die Maschinenanlagen in den Folgejahren neuen Erfordernissen angepasst, 1926 schließlich die Dampfmaschine durch zwei elektrisch betriebene Kreiselpumpen ersetzt.

1879 entstand an der Rottendorfer Straße ein Trinkwasserhochbehälter mit 3000 Kubikmetern Fassungsvermögen. Da sich nach der Entfestigung der Stadt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Siedlungsgebiet der Stadt stark ausdehnte und auch die umliegenden Hänge erfasste, wurde 1894 in der Mergentheimer Straße ein zusätzliches Wasserwerk errichtet. Gleichzeitig entstand im oberen Teil der Rottendorfer Straße ein weiterer Hochbehälter mit 4000 Kubikmeter Fassungsvermögen.

Zeller Quellen

Zur Vergrößerung der verfügbaren Wassermenge erwarb die Stadt Würzburg die reichen Wasserquellen der Gemeinde Zell a. Main. Das Einzugsgebiet dieser Quellen beträgt rund 60 Quadratkilometer und erstreckt sich nordwestlich von Zell. 1898 begann die Stadt Würzburg in Zell mit der Errichtung eines dritten Wasserwerks und mehrerer Stollen, die 1912 vollständig ausgebaut waren. Es wurde in Zell eine Gesamtschüttung von 220 Sekundenlitern gemessen, in Trockenjahren jedoch weniger. Die Pumpen wurden zunächst mit Dampfmaschinen, ab 1925 dann elektrisch betrieben. Durch eine 600 mm weite Hauptleitung fließt das Wasser der Stadt Würzburg und dem Hochbehälter an der oberen Rottendorfer Straße zu. Außerdem werden auch die Gemeinden Zell und Veitshöchheim beliefert.

Sekundärpumpwerk am Maasweg

Sekundärpumpwerke

Durch die sich weiter an den umliegenden Höhen ausdehnende Bebauung wurden weitere Sekundärpumpwerke erforderlich. Das Pumpwerk Maasweg am Maasweg steht in Verbindung zu einem Hochbehälter auf dem Nikolausberg. Von hier wird die Festung, die Siedlung am Nikolausberg und die Frankenwarte versorgt. Zudem wurde vom Maasweg ein Strang nach Höchberg gelegt, der jedoch nur im Notfall betrieben wurde. Ein zweites Pumpwerk wurde in der Ebertsklinge angelegt zur Versorgung der Keesburg, ein drittes versorgte die Kriegersiedlung Galgenberg und die Fliegerschule am Hubland.

Das gesamte Leitungsnetz wuchs bis 1928 auf 150 km angewachsen. Ausbau und Unterhalt des Netzes wurde vom Installationswerk, das dem Gas- und Wasserwerk angegliederten war, durchgeführt. Alle Straßenleitungen, Hydranten, Schieber und Hausanschlüsse wurden in einem 420teiligen Plan festgehalten.

Trinkwasserversorgung heute

Details zur heutigen Versorgung Würzburgs mit Trinkwasser enthält folgender Artikel:
Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH

Siehe auch

Weblinks

Literatur / Quellen

  • Julia Breunig: Brunnen - Wasserversorgung und mehr in: Atlas Würzburg - Vielfalt und Wandel der Stadt im Kartenbild. S. 70f. Emons-Verlag Köln 2016.
  • Herbert Friedmann: Untersuchungen zur Entwicklung der zentralen Wasserversorgung in Unterfranken. Würzburger Geographische Arbeiten. Heft 86, 1993.
  • Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg
  • Werner Dettelbacher: Würzburg - eine Stadt der Brunnen. 1982
  • Werner Dettelbacher: 125 Jahre Gas und Wasser. Hrsg: Stadtwerke Würzburg AG. 1980
  • Erika Kreyes: Die Geschichte der Wasserversorgung der Stadt Würzburg. Inaugural-Dissertation, Julius-Maximilians-Universität Würzburg, 1969
  • Franz Seberich: Die Stadtbefestigung Würzburgs Teil II. Mainfränkische Hefte, Heft 40, 1963
  • Franz Seberich: Der Fäßleinsbrunn. In: Die Mainlande, 14. Jahrgang Nr. 9-11, 1963
  • Franz Seberich: Die Wasserversorgung der Festung Marienberg zu Würzburg. In: Die Mainlande, 10. Jahrgang Nr. 5-17, 1959
  • Franz Seberich: Alte Wasserleitungsprojekte in Würzburg. In: Die Mainlande, 4. Jahrgang Nr. 9-10, 1953
  • Ernst Schön: Würzburgs Wasserversorgung. In: Gasjahrbuch Würzburg, S. 43 - 45. 1928
  • Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten, 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921
  • C. Lamb: Die Wasserversorgung. In: Würzburg, insbesondere seine Einrichtungen für Gesundheitspflege und Unterricht. Herausgegeben vom Hygienischen Vereine Würzburg. Redaktion: Prof. Dr. Karl B. Lehmann und Dr. Julius Röder. Verlag J.F. Bergmann, Wiesbaden 1892
  • Würzburger Chronik
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