Georg Brenck, der Ältere

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Georg Brenck, der Ältere (* 1564/65 in Windsheim; † 22. oder 23. August 1635 ebenda) war Gründer einer fränkischen Holzschnitzerdynastie.

Familiäre Zusammenhänge

Die Lebensgeschichte der Bildschnitzerfamilie Brenck begann im Jahre 1561 in der fränkischen Kleinstadt Windsheim. Am 17. Dezember hatte der Rat der freien Reichsstadt dem Bäckerknecht Peter Brenck von Obernndieff das Bürgerrecht mit der Einschränkung verliehen „so lange er sich wol hallt.“ [1] Am 20. Januar 1562 heiratete Peter Brenck Esther Kraft aus Kaubenheim. Dieser Ehe entstammten vier Jungen und zwei Mädchen - Johannes, Georg, Johannes, Martin, Margaretha und Anna - die alle zwischen 1563 und 1571 zur Welt kamen.

Am 8. September 1580 trug man Esther Brenck nach 18 Ehejahren in Windsheim zu Grabe. Da Peter Brenck sein Weib so pflegloß liegen laßen, das Gelt so ir ander Leut geschickht drohte der Rat mit Entzug des Bürgerrechts und dem Verweis aus der Stadt. [2] Das Urteil wurde vermutlich vollstreckt, denn Sterbeort und -datum des Vaters sind unbekannt.

Leben und Wirken

Am 1. September 1580, nur wenige Tage vor dem Tod der Mutter, war Georg Brenck d.Ä. 15- oder 16-jährig bei dem Bürger und Schreiner Mathes Gulden für vier Jahre auf das Handwerk aufgenommen worden. Da der Lehrling mit seinem Lehrantritt der Patrimonialgewalt des Lehrherrn unterstand, außerdem verpflichtet war, bei seinem Meister zu wohnen, blieb Georg vermutlich von dem Urteil des Rates und der „Vertreibung“ seiner Familie aus der Stadt unberührt. Nach der vereinbarten Frist am 1. September 1584 erfolgte nach der Beendigung der Lehre Brencks Entlassung aus dem Lehrverhältnis und sein Eintritt in den Gesellenstand.

Auf seiner Wanderschaft durch Mitteldeutschland kam Georg mit der Bildschnitzerei und der Steinbearbeitung in Berührung. Am 10. Juni 1590 leistete Brenck in Windsheim seinen Bürgereid [3] und wurde als Schreiner in die Stadt aufgenommen.

Am 30. Juni 1590, knapp drei Wochen nach seiner Einbürgerung, heiratet Georg Brenck die Pfarrerstochter Eva Grasser. Die Ehe brachte zwischen 1591 und 1608 sechs Kinder hervor. Neben den vier Töchtern Ursula, Maria, Eva und Esther schenkte Eva auch zwei Söhnen das Leben. Georg, später der Jüngere genannt, kam als zweites Kind 1593 (Taufe am 8. Juli) in Windsheim zur Welt. Johannes, meist Johann oder Hans genannt, wurde als vorletztes Kind fast elf Jahre später 1604 (Taufe am 5. Juni) ebenfalls in Windsheim geboren. Beide Kinder setzten die Schreiner- und Schnitzertradition des Vaters fort.

Mit der Aufnahme als Bürger und der Hochzeit besaß Georg Brenck die Voraussetzungen für das Meisterrecht. Zwei Jahre nach der bürgerlichen Integration in die Stadt, am 10. April 1592, begann er als Schreinermeister mit der Ausbildung des ersten Lehrjungen. Von nun an darf die Führung einer eigenen Werkstatt in den Stadt als gesichert gelten. 1593 erwarb er für 280 Gulden ein von der Stadt neu gebautes Haus in der Seegasse.[4]

In den nachfolgenden Jahren führte Brenck primär kleinere Arbeiten in der Stadt und in der näheren Umgebung aus. Der erste größere Auftrag des Bildschnitzers entstand im Zusammenhang mit den umfassenden Renovierungsarbeiten an der Windsheimer Stadtpfarrkirche St. Kilian in den Jahren 1599 bis 1605[5] Im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts dürfte sich Brenck auch außerhalb der Stadtgrenzen einen Namen geschaffen haben. Mit der Anfertigung des Ergersheimer und Rothenburger Predigtstuhls [6] 1603 und 1604 sowie des Hassfurter Retabels 1605/06 etablierte er sich fast gleichzeitig in protestantischen und katholischen Auftragskreisen. Das zweite und das dritte Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts bilden die schaffensreichste Periode in Brencks 45-jährigem Arbeitsleben. Reputation verschaffte Brenck die ab 1610 in den letzten Regierungsjahren von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn laufende Produktion des monumentalen, dreigeschossigen und figurenreichen Ochsenfurter Hochaltars. Nur wenige Jahre später, am 12. April 1616, betrauten Schultheiß, Burgermeister und Rath zu Frickenhausen den Windsheimer Bildschnitzer mit der Anfertigung eines neuen Choraltars, später auch mit den Nebenaltären für die örtliche katholische St. Galluskirche. Für eine längerfristige Beschäftigung der Windsheimer Werkstatt sorgte die mächtige Adelsfamilie von Zobel. Drei Kanzeln, zwei Altäre und das große, säulengerahmte Epitaph der 1606 verstorbenen Amelie von Zobel dürften in knapper zeitlicher Folge für die protestantischen Kirchen in Giebelstadt und Herchsheim sowie für das unter der Messelhausener Linie katholisch gebliebene Gotteshaus zu Darstadt entstanden sein.

Um den Auftraggebern in einem entspechenden Zeitrahmen gerecht zu werden, hatte sich Georg Brenck d.Ä. neben einer Anzahl von Gehilfen in seiner Werkstatt sicherlich auch seiner Söhne Georg und Johann bedient. Georg Brenck d.Ä. und Georg Brenck d.J. bereicherten zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges die Kirchen des mittel- und unterfränkischen Raumes.

1630 griff der schwedische König Gustav Adolf in den Krieg ein. Der „Schwedische Krieg“ begann. Die Phase des schwedischen Kriegs (1630-35), in der Windsheim Nebenkriegsschauplatz wurde, bildete die historische Kulisse für die letzten Lebensjahr Georg Brencks d.Ä. Ab 1628 häufen sich die Einträge in den Ratsprotokollen, bei denen der inzwischen betagte Brenck in zeit- und nervenraubenden Auseinandersetzungen verliehenes Geld und anfallende Zinsen von drei verschiedenen Parteien zurückforderte. Für eine einschneidende Veränderung im Privatbereich sorgte der Tod seiner ersten Ehefrau Eva. Sie war am 15. Juli 1629 nach 39 Ehejahren 64-jährig verstorben. Noch im Dezember des gleichen Jahres vermählte sich der inzwischen 64- oder 65-jährige Schnitzer mit Dorothea Conrad, der Tochter des bereits verstorbenen alten Bürgermeisters und Ratsherren Georg Conrad aus Neustadt an der Aisch.

Nach und nach scheinen die Kräfte des Schnitzers geschwunden zu sein. Vermutlich bereits kränkelnd, zumindest aber scho altersschwach bat Georg Brenck d.Ä. wenig später am 3. Dezember 1634 um eine Spitalpfründe. Der Rat der Stadt lehnte die Bitte des Schnitzers ab. Nicht einmal ein Jahr später, am 22. oder 23. August 1635, verschied der kunstverstendige Georg Brenck Bildhauer alhir.

Die Werkstatt und die Werkstattleitung gingen nach dem Tod des Vaters auf Georg Brenck d.J. über.

Bildschnitzerfamilie Brenck

Zur höheren Ehre Gottes und den Kirchen zur Zierde entstanden während des 17. Jahrhunderts sowohl für protestantische, wie für katholische Gotteshäuser in Franken prächtige Ausstattungsstücke. Sie sind mit den Namen der Schreiner- und Bildschnitzerfamilie Brenck verbunden, die über vier Generationen hinweg fünf Bildschnitzer hervor brachte. Mit ihren Kanzeln, Altaraufsätzen und Taufsteinen prägte die Familie Brenck zwischen Spätrenaissance und Barock über hundert Jahre lang maßgeblich die fränkische Kunstlandschaft.

Werke (Auswahl)

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Stadtarchiv Bad Windsheim B 2c Bürger- und Siebnerbuch 1500-1667, fol. 143r und B 43 Ratsprotokolle 1561-1563, Eintrag vom 17.12.1561.
  2. Stadtarchiv Bad Windsheim B 49 Ratsprotokolle 1578-1581, Eintrag v. 12.9.1580.
  3. Stadtarchiv Bad Windsheim B 2c Bürger- und Siebnerbuch 1500-1667, fol. 190r und B 52 Ratsprotokolle 1588-1591, Eintrag v. 10.6.1590.
  4. Stadtarchiv Bad Windsheim B 53 Ratsprotokolle 1591-1593, Eintrag v. 14.3.1593; D 142 Baubesichtigerbuch, Eintrag v. 8.11.1592, fol. 36v; E 355-E 366 (1595-1608) Stadtrechnungen.
  5. Stadtkirche St. Kilian auf den Internetseiten des Dekanants Bad Windsheim
  6. Christine Schweikert: Leben und Werk der Bildschnitzerfamilie Brenck. Teil 2, Inaugural-Dissertation in der Philosophischen Fakultät I der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, S. 242
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