Frankensteinscher Hof

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Frankensteinscher Hof vor 1945
Frankensteinscher Hof nach 1945
Frankensteinscher Hof während der Abbrucharbeiten um 1956
Gedenktafel am Gebäude Alte Kasernenstraße 18

Der Frankensteinsche Hof war ein Barockgebäude aus dem zweiten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts im Mainviertel.

Lage

Die alte Bezeichnung war Distrikt V, Nr. 78 [1], später Alte Kaserngasse 16.

Namensgeber

Der Hof ist benannt nach Johann Philipp Ludwig Ignaz von Frankenstein (* 28. Juli 1700; † 14. April 1780 in Würzburg), Dompropst und Domkapitular des Hochstiftes Bamberg und Würzburg, der das Anwesen im Jahre 1757 erwarb.

Geschichte

Das genaue Jahr der Erbauung lässt sich nicht feststellen. In einem Zinsbuch des Deutschen Ordens ist zu lesen von einer „Hofrieth unter des ordens unterm Garten, so anizo ein Neu gebauts Haus“. Dieses Haus verdankt seine Entstehung um 1715 dem fürstlichen Kammerrat und Zahlmeister Johann Leonard Maulbeck. 1757 ging der Hof samt dem dazugehörigen Haus in der Laufergasse 13 um 4.566 Gulden aus der Hand der Witwe Maulbecks an Ignaz Freiherr von Frankenstein, der den Hof erwarb, weil er am 13. April 1757 zum Dompropst gewählt worden war. Dieser erwarb 1758 noch ein in der Elstergasse gelegenes Haus nebst einigen Lehnstücken um 11.740 Gulden und 1761 und 1762 noch einige Lehnstücke um 1.980 Gulden dazu, um so seinen Besitz abzurunden. Nach seinem Tod verkaufte seine Erbin Frau von Frankenstein den ansehnlichen Besitz am 9. Juni 1799 für 16.890 Gulden an den Weinhändler, Stadtrat und Posthalter Johann Bauer. Aus adeliger Hand ging das Haus in großbürgerlichen Besitz über und gehörte schließlich der Familie Mohr, die hier über ein halbes Jahrhundert eine Malzfabrik betrieb.

Baubeschreibung

Die Gliederung des rechteckigen, großen Baus war in rotem Sandstein gehalten. Er hatte drei Geschosse, elf Fensterachsen in der Länge und fünf in der Breite. An den Ecken im Erdgeschoss befanden sich Rustikalisenen [2], in den Obergeschossen durchlaufende Pilaster [3] mit reichgeformten Kapitellen, die mit Putten verziert waren. Die Fensterumrahmungen im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss waren ruhig profiliert und mit Keilsteinen. Im Obergeschoss zeigten sie bewegte Konturen und auf den Keilsteinen befanden sich Engelsköpfchen bzw. Masken. Die Horizontalgliederung erfolgte durch schmale, verkröpfte Gurte. Das Portal war verhältnismäßig klein, gerade geschlossen, mit Oberlicht und nur von einem profilierten Rahmen umgeben. Das Dachgesims war reich geschnitzt.

Nutzung nach 1945

Der Frankensteinsche Hof ist beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 ausgebrannt, die Fassaden blieben erhalten. Der Aufbau des Mainviertels erfolgte in dem vom späteren Oberbürgermeister Helmuth Zimmerer vorgeschlagenen sogenannten „Geschlossenen Aufbau“. Dies bedeutete, dass gleichzeitig mehrere Häuser gemeinsam auf zusammengelegten Grundstücken errichtet wurden. Es entstanden die „Grünhöfe“, die zu einer gänzlich gewandelten Struktur des Neubauviertels führten. Dieser Auffassung fiel auch der Frankensteinsche Hof 1956 zum Opfer. Vom alten Bau wurden als Reminiszenz das Portal und ein Fenster übernommen.

Gedenktafel

Die beim Neubau des Gebäudes angebrachte Gedenktafel tut kund, dass „das fürstbischöfliche Gästehaus von Balthasar Neumann“ hier eingelegt worden sei. Das ist allerdings falsch. Denn nicht Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau-Vollraths war der Bauherr um 1715, sondern dessen Kammerrat und Zahlmeister Johann Leonard Maulbeck, einer der beiden Kumpane des Kammerdirektors Johann Gallus Jacob von Hollach. Mit dem unterschlagenen Geld baute sich Maulbeck - Architekt war wohl Joseph Greissing - als Privatsitz das dreigeschossige Palais im alten Fischerviertel. [4]

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Jörg Lusin: Würzburg, wie es früher war. Band 2. Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co, Würzburg 2000, S. 38 ff.
  • Felix Mader (Bearb.): Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, XII: Stadt Würzburg, München 1915, ND München / Wien 1981, S. 645 f.
  • Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 3. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1923, S. 21 f.
  • Jörg Paczkowski: Der Wiederaufbau der Stadt Würzburg nach 1945. Mainfränkische Studien Band 30, Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Würzburg 1982, S. 362 ff.
  • Hans Steidle: Wo der fürstliche Kammerrat Maulbeck residierte. In: Meeviertel-Anzeiger Nr. 9/2009

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatlas
  2. Die Lisene (von frz. lisière „Saum“, „Rand“‚ „Kante“), auch Mauerblende, ist im Bauwesen eine schmale und leicht hervortretende vertikale Verstärkung der Wand. Nähere Informationen bei Wikipedia [1].
  3. Pilaster (lat. pila, Pfeiler), ein in den Mauerverbund eingearbeiteter Teilpfeiler, der auch als Wandpfeiler bezeichnet wird. Er kann tragende statische Funktion haben, muss diese aber nicht besitzen.
  4. Jörg Lusin: Seltsame Wanderungen in Würzburg. In: Festschrift der Leonhard Frank-Gesellschaft zum 80. Geburtstag von Werner Dettelbacher. Echter Verlag, Würzburg 2008, S. 53

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