Karmelitenkloster Maria Magdalena

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Karmelitenkloster (Frontansicht)
Karmelitenkloster (Rückansicht)
Garten des Karmelitenklosters

Das Karmelitenkloster Maria Magdalena wird in Würzburg auch gern fälschlicherweise als Reuererkloster bezeichnet, da sich die Bezeichnungen auf unterschiedliche Ordensgemeinschaften beziehen.

Karmeliterorden

Karmeliten sind Mitglieder des römisch-katholischen „Ordens der Brüder der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel“ (lat. Ordo Fratrum Beatissimae Mariae Virginis de Monte Carmelo), der aus einer Gruppe von Einsiedlern auf dem Berge Karmel hervorgegangen ist. Ein Gründungsjahr oder ein Gründer ist nicht bekannt, deshalb auch die Benennung nach dem Berg Karmel im Norden von Israel beim heutige Haifa, weil es keinen Gründer gibt. Es gibt Legenden, die aber historisch nicht stichfest sind. Aus dem Schatten der Geschichte treten die Karmeliten, historisch feststellbar, erst, als diese den Patriarchen von Jerusalem, Albert von Trapani, der nach dem Fall Jerusalems in Akko, also in direkter Nähe zum Berg Karmel, seinen Aufenthalt und Sitz genommen hatte, um eine Regel bitten. Zwischen 1206 und 1214 entspricht er der Bitte in Form eines Briefes an einen, nur als B bezeichneten Prior und an die Einsiedler die um die Quelle des Elija am Berg Karmel wohnen.

Ordensregel

Diese Regel stellt in seiner Kürze und Prägnanz den Primat der Kontemplation heraus und fordert erste gemeinschaftliche Strukturen, wie die Wahl eines Priors, dem alle Gehorsam geloben, gemeinsame Gottesdienste und Mahlzeiten, keine privates Eigentum, Fasten, Gastfreundschaft und schließlich die Verpflichtung zur Arbeit.

Ordensgründer

Der Orden der Karmeliten fand in Europa durch die Vertreibung vom Berg Karmel durch die Sarazenen, eine große Verbreitung. Im 16. Jahrhundert trat Teresa de Ahumada y Cepeda in das Karmelitinnenkloster ihrer Heimatstadt Avila ein. Sie machte innere Erfahrungen, die sie veranlassten eine andere Form des Ordenslebens zu suchen mit mehr Konsequenz und Ernsthaftigkeit, war doch das Kloster „La Encarnacíon“, wo sie eingetreten war, eher eine Unterkunft für die Frauen adeliger und großbürgerlicher Herkunft, die nicht verheiratet werden konnten oder wollten.

Der Konvent wuchs auf 120 bis 180 Schwestern an, was Teresa bewog, die Zahl der Schwestern in ihren Reformklöstern erst auf 13 (Collegium Christi) und später auf 24 zu begrenzen. Eine Gruppe von Mitschwestern versammelte sich im September 1560 in ihrer Zelle und schlugen ihr, inspiriert von der schlichten Tradition der ursprünglichen Karmelregel, die Gründung eines eremitischen Klosters vor. Am 24. August 1562 wurde das Kloster, das dem heiligen Josef geweiht war, gegründet. 1568 gründete sie in Duruelo mit dem Heiligen Johannes vom Kreuz den ersten Konvent der „Unbeschuhten Brüder“. Teresa de Jesus, wie sie sich selbst nannte, folgte nicht den damals allgemeinen Tendenzen zu einfach mehr äußerer Strenge, sondern ihr Reformansatz war geprägt von geschwisterlicher Liebe. Sie sollten alle gleich und wie Freundinnen zusammen leben, Demut als Leben in der eigenen Wahrheit, Loslassen und Innerlichkeit als einen Weg zu Gott. All dies sollte den Schwestern zum Leben in der Freundschaft mit Gott verhelfen. Die strengen Klausurvorschriften sind nicht typisch für sie, sondern sollten den Lebensraum dieser Frauen vor der Beeinflussung der dominanten Männerkirche, die selbst das „Innere Beten“ den Frauen verbieten wollte, schützen. Die Schriften, in denen sie ihren inneren Weg beschrieb, gehören zu den Klassikern der katholischen Mystik. Aus den von ihr gegründeten 16 Schwesternklöstern und 2 Männerklöstern entstand dem Stammorden der Karmeliten gegenüber selbstständige Orden der „Unbeschuhten Karmeliten“. „Unbeschuht“ war im 16. Jahrhundert einfach ein Begriff für „reformiert“, so dass man heute eher, wegen der Missverständlichkeit, vom „Teresianischen Karmel“ spricht.

Ordenswappen

Ordenswappen der Unbeschuhten Karmeliten

Das Wappen mit der zu einem Kreuz stilisierten Spitze des Berges ist bereits seit Beginn des 17. Jahrhunderts das Wappen des Teresianischen Karmel. Die weiße Farbe der beiden Seitenteile und die braune des Mittelteils geben das Ordensgewand der Karmeliten wieder, nämlich brauner Habit mit weißem Mantel.

Geschichte des Würzburger Klosters

Vor der Ansiedlung der Karmeliten um 1260 [1] befand sich dort seit etwa 1227 das Reuerinnenkloster der Schwestern zur büßenden Hl. Magdalena. Im Zuge der Reformation gingen die meisten Häuser dieses Ordens unter. Auch in Würzburg wurde das Kloster um die Mitte des 16. Jahrhunderts aufgegeben. Der volkstümliche Name Reuererkirche ist allerdings bis heute geblieben, sowie das erste Patrozinium des hl. Josef und das Patrozinium vom Vorgängerorden der hl. Maria Magdalena. Dem hl. Josef, als den Patron von Kirche und Kloster ist es geschuldet, dass die Karmeliten sich in 9 Mittwochen (der Mittwoch ist traditionell dem hl. Josef geweiht) mit Gottesdiensten und thematischen Predigten, die sehr gut besucht sind, sich auf das Josefsfest am 19. März vorbereiten. Die leer stehenden Klostergebäude wurden 1627 einigen Mönchen aus Köln des neu gegründeten Ordens der Unbeschuhten Karmeliten zugewiesen. Nach dem Bezug der alten Gebäude wurden rasch Pläne für einen Neubau ausgearbeitet. Die Klausurgebäude waren jedoch aufgrund des Dreißigjährigen Krieges erst 1661 fertiggestellt, während sich der Bau der Klosterkirche noch bis 1669 hinzog.

Im Gegensatz zu dem Karmelitenkloster St. Barbara des Stammordens in der Karmelitenstraße und allen anderen Ordensgemeinschaften wurden die Würzburger Unbeschuhten Karmeliten 1803 auch durch das Engagement von Prior Cajetan Beckert nicht säkularisiert. Dadurch wurden die Würzburger Unbeschuhten Karmeliten zum Ausgangspunkt für die Wiederbelebung der bayerischen, heute deutschen, Ordensprovinz.

Der verheerende Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 verschonte auch die Karmelitenkirche nicht. Sämtliche Gewölbe wurden zerstört, die Ausstattung verbrannte bis auf geringe Reste. Der Wiederaufbau der Architektur erfolgte bis 1950. 2023 wurde damit begonnen, die Klostergebäude nach und nach zu renovieren. Die Vorgaben des baulichen Brandschutzes führten zu einer umfassenden Sanierung. Dabei sollen die Gebäude modernisiert werden, ihr Charakter aber erhalten bleiben. Nachdem das Amtsgericht Würzburg 35 Jahre lang die Räume gemietet hatten, standen diese leer. 930 Quadratmeter Büroflächen sollen bis April 2024 fertig sein. Eine Wohnung mit rund 120 Quadratmetern kommt dazu, ein langer Saal in parterre wird vom Kloster genutzt werden. Von außen wird man wenig vom Umbau sehen. Die Fassaden werden barocktypisch gelb verputzt und die Gauben im Dachgeschoss vergrößert und mit Photovoltaikelementen bestückt. Auch der Reuerergarten, der einzige Klostergarten in Würzburgs Innenstadt, der noch als Gemüse- und Obstgarten genutzt wird, bleibt erhalten. Die derzeit sieben Karmeliten leben im Gebäudeteil, der parallel zur Kirche gebaut ist. [2]

Aufgaben

Die Hauptaufgabe des Konvents als Ausbildungshaus der deutschen Ordensprovinz ist die Ausbildung der jungen Mitbrüder im Postulat, Noviziat und Juniorat. Der Konvent nimmt auch Brüder des eigenen Ordens aus dem Ausland (Indien, Afrika) auf, um ihnen zu einem Doktorandenstudium zu verhelfen. So beherbergt das Haus auch eine gut ausgestattete Bibliothek und vor allem die „Bibliotheca Carmelitana“, die Mitglied der Würzburger OPAC ist.

Die Karmeliten helfen zudem in der Seelsorge der Diözese Würzburg mit als Krankenseelsorger (Juliusspital und Bürgerspital) im Dekanat links des Maines und im Exerzitienreferat der Diözese. In dem Klostergebäude in der Landwehrstraße wird ab Mai 2018 auch ein kleines „Geistliches Zentrum“ für christliche Kontemplation eingerichtet werden und ein „Zentrum für gesundes Leben.“

Durch ihre kontemplative Grundausrichtung definieren sich die Karmeliten nicht über konkrete Aufgaben und Einrichtungen, sondern versuchen selbst ein Leben in Kontemplation führen und andere dazu zu verhelfen. Dies tun sie durch Abhalten von Exerzitien, Vorträge zu geistlichen Themen, Einführungskurse ins „Innere Beten“ und „Jesusgebet“ und ähnlichem. Sie sind auch als geistliche Begleiter und Beichtväter bei den Schwesternhäusern in der Stadt gefragt, ebenso wie für die Laiengemeinschaft des Teresianischen Karmel (TKG). Sie pflegen auch den Kontakt zu den eigenen Mitschwestern in Himmelspforten und Rödelmaier, den beiden Schwesternkarmel der Diözese Würzburg.

Die modern gestaltete Kirche ist durch ihre besondere Akustik auch für Konzerte beliebt, hat ein reichhaltiges Gottesdienstangebot, ist die Heimat der Jugendinitiative „night fever“ und steht dem Wirsberg- und dem Röntgen-Gymnasium für deren Schulgottesdienste zur Verfügung. Beliebt und bekannt in der Stadt ist die Fronleichnamsprozession am Abend des Sonntags nach Fronleichnam, durch den „Hausnamen“ des früheren Ordens am gleichen Ort, als Reuererprozession bezeichnet, die letzte Prozession in der Stadt. Besondere seelsorgerliche Akzente setzen die Karmeliten durch die neun Josefsmittwoche, als Vorbereitung auf das Hochfest des hl. Josefs am 19. März, dem ersten Patron des Ordens und der Kirche. Diese werden als Predigtreihe zu verschiedenen spirituellen und biblischen Themen gestaltet, und der Feier des Hochfestes der allerseligsten Jungfrau Maria vom Berge Karmel (im Volksmund auch Skapulierfest genannt), das von den Karmeliten auch in verschiedenen Ortschaften mit einer Skapulierbruderschaft begangen wird (Zellingen, Urspringen, Lauda etc.)

Mundartliche Redewendung

In Würzburg gibt es den Ausspruch: ... un hinnenach die Reuerer ... als Synonym für die verspätete Ausführung eines Wunsches oder einer Tat oder dem Zuspätkommen zu einer Verabredung. Diese Redewendung bezieht sich auf den Zeitpunkt der alljährlichen Fronleichnamsprozession, da die Karmeliten traditionell immer die letzte Prozession der Stadt am Abend des Sonntags nach dem Fronleichnamsfest durchführten.

Prior

Kontakt

Karmelitenkloster Würzburg
Sanderstraße 12
97070 Würzburg
Telefon: 0931 – 354320
E-Mail: info@karmelitenkloster-wuerzburg.de

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Wolfgang Weiß: Die katholische Kirche im 19. Jahrhundert. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. 2007, ISBN: 978-3-8062-1478-9, S. 430–449 und 1303, hier: S. 430 und 435.
  • Inka Hemmerich: Bettelorden und Wallfahrt im frühneuzeitlichen Franken - Zu den frühneuzeitlichen Bettelordensgründungen von Franziskaner, Kapuzinern und unbeschuhten Karmelitern. GRIN Verlag, Würzburg 2007

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heribert Brander: Nicht vorstellbar ohne die Kirche und ihre Wirken. Würzburg und die katholische Kirche - Bestandsaufnahme mit dem Blick auf das Jahr 2000. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 208-230; S. 218
  2. Main-Post: „Bau am Reuererkloster in der Sanderstraße: Was passiert mit dem großen Areal in der Würzburger Innenstadt?“ (17. April 2023)

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