Carl Gegenbaur

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Prof. Dr. Carl Gegenbaur

Prof. Dr. Carl Gegenbaur (* 21. August 1826 in Würzburg; † 14. Juni 1903 in Heidelberg) war Arzt und einer der bedeutendsten Wirbeltiermorphologen des 19. Jahrhunderts sowie einer der Väter der Evolutionsmorphologie.

Leben und Wirken

1838 besuchte er die Lateinschule und von 1838 bis 1845 das Gymnasium in Würzburg. Schon zu seiner Schulzeit führte er Naturstudien in der Umgebung von Würzburg und bei Verwandten im Odenwald (Amorbach) durch. Er beschäftigte sich weiterführend mit Pflanzen, Tieren, Gesteinen, legte Sammlungen an, fertigte Zeichnungen und führte erste Tiersektionen durch. [1]

Mit dem Wintersemester 1845/46 begann Gegenbaur das Studium der Medizin und Naturwissenschaften an der Universität Würzburg. Das Studium begann, nach einem damals in Würzburg vorgeschriebenen, von Gegenbaur in drei statt in vier Semestern absolvierten Biennium philosophicum, das eine allgemeine Grundlage in Philosophie und Geschichte geben sollte. Der Studiosus medicinae wurde Schüler u.a. von Albert von Koelliker (1817–1905), Rudolf Virchow (1821–1902), Heinrich Müller (1820–1864) und Franz von Leydig (1821–1908), die allesamt zu dieser Zeit in Würzburg wirkten.

Am 16. April 1851 wurde Carl Gegenbaur zum Dr. med. promoviert – und zwar aufgrund seiner Inaugural-Dissertation über De limacis evolutione, einer Disputatio publico mit 11 zur Verteidigung gestellten Thesen und einer Quaestio promovendi, einem Vortrag, den der Promovend außer der Thesenverteidigung zu halten hatte.

Nach seiner Promotion trat er noch im Jahre 1851 eine Studienreise von Nordbayern über Sachsen (Leipzig, Dresden) nach Berlin an. Hier war es der Anatom und Physiologe Johannes Müller, bedeutendster Vertreter seiner Wissenschaft, dem primär sein Besuch galt. Er folgte dessen Anregung, sich durch eigene Anschauung mit der Meeresfauna um Helgoland vertraut zu machen.

Durch die als „Forschungsreise“ genommene Urlaubszeit reduzierte sich seine Assistenzarztzeit am Juliusspital in Würzburg auf nur noch eineinhalb Jahre.

Im Jahre 1852 konnte sich Gegenbaur dem nach Messina (Sizilien) vorangereisten Albert von Koelliker, dessen Assistent er ab 1850 war, und Heinrich Müller anschließen und u.a. mit der Erforschung wirbelloser Meerestiere und den Forschungen in vergleichender Anatomie beginnen. Sein Aufenthalt in Sizilien, aber vor allem seine Rückreise aus Italien nach Würzburg – er besuchte u.a. die Städte Palermo, Neapel, Rom, Florenz, Padua welche für ihn auch in kultureller und historischer Sicht sehr interessiert waren – lag nun mehr als ein Jahr zurück. Hier lag sein wissenschaftliches Interesse vornehmlich bei den wirbellosen Organismen, erst nach den 1859er Jahren an wandte er seine Aufmerksamkeit vornehmlich den Wirbeltieren zu.

Privatdozent in Würzburg

In Würzburg folgte zum Semesterende 1853/54 die Habilitation für Anatomie und Physiologie. Seine Habilitationsschrift hatte den Titel Zur Lehre vorn Generationswechsel und der Fortpflanzung der Medusen und Polypen und diente gleichzeitig zur Erlangung der Venia docendi an der Universität Würzburg. Mit dem kommenden Sommersemester begann die Tätigkeit als Privatdozent für drei Semester. 1855 wurde er außerordentlicher Professor für Zoologie und 1858 ordentlicher Professor für Anatomie und Zoologie in Jena. Ab 1873 war er Ordinarius für Anatomie und Vergleichende Anatomie in Heidelberg, wo er 1901 emeritiert wurde. [2] [3]

Ab 1855, als er einen Ruf nach Jena bekam, las er dann vom Winter 1855 bis 1856 an zunächst als Extraordinarius über die Zoologie. Nach dem Tod von Emil Huschke (1797–1858) [4] von 1858 an zunächst als Ordinarius für Anatomie und Zoologie, später Abtrennung der Zoologie und Übergabe des Lehrstuhles an den Freund Ernst Haeckel (1834–1919), der ab 1862 als außerordentlicher Professor nach Jena berufen wurde. Er hatte sich ein Jahr zuvor in diesem Fach habilitiert. Er förderte intensiv den Ruf Ernst Haeckels nach Jena. Gegenbaur blieb ordentlicher Professor für Anatomie.

Wissenschaftliche Leistung

Carl Gegenbaur war ein starker Befürworter von Charles Darwins (1809–1882) Evolutionstheorie (Deszendenztheorie). Er gründete eine vergleichend-morphologische Schule, die sich bis weit in das 20. Jahrhundert hinein verfolgen lässt. Seine Ideen sind selbst in der heutigen Debatte der evolutionären Entwicklungsbiologie noch immanent.

Familiäre Zusammenhänge

Er war der Sohn des Justizbeamten Franz Joseph Gegenbaur (1792–1872) und dessen Ehefrau Elisabeth Karoline (1800–66), geborene Roth.

Seit 1863 war Gegenbaur in erster Ehe mit Anna Margaretha Emma Dürig, geb. Streng, verheiratet. Die Trauung hatte am 19. März 1863 sein Freund Anton Ruland vorgenommen. Am 21. Juli 1864 brachte seine Frau ein Mädchen zur Welt, doch Emma starb am 1. August 1864 am Kindbettfieber. [5]

In zweiter Ehe heiratete er im Jahre 1869 Ida Arnold (* 14. Mai 1831 in Heidelberg), die Tochter seines Vorgängers an der Universität in Heidelberg, Friedrich Arnold, und hatte mit ihr drei Kinder. [6]

Publikationen

Er ist Gründer des „Morphologischen Jahrbuches“ und Autor des Lehrbuches „Vergleichende Anatomie der Wirbelthiere mit Berücksichtigung der Wirbellosen“ (ab 1898) und eine wichtige Persönlichkeit in der vergleichenden Anatomie.

Ehrungen und Auszeichnungen

Posthume Würdigung

Siehe auch

Quellen

  • Carl Gegenbaur: Erlebtes und Erstrebtes. Leipzig 1901, bei zeno.org
  • Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlass Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 151-153

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. C. Gegenbaur: Erlebtes und Erstrebtes. Engelmann, Leipzig 1901
  2. Wilhelm Katner: Gegenbaur, Carl, in: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 130 f.
  3. Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 151
  4. Emil Huschke: Schaedel, Hirn und Seele des Menschen und der Thiere: nach Alter, Geschlecht und Rasse; dargestellt nach neuen Methoden und Untersuchungen. Jena 1854.
  5. Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlaß Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 151-153
  6. Carl Gegenbaur auf den Internetseiten des Heidelberger Geschichtsvereins
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